Mimi Horn

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Mimi Horn
Die Mimi Horn in Hamburg
Die Mimi Horn in Hamburg
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Schiffstyp Kombischiff
Heimathafen Hamburg
Eigner H. C. Horn, Flensburg
Bauwerft Schichau-Werke, Elbing
Baunummer 1189
Stapellauf 17. Februar 1928
Indienststellung 18. Juli 1928
Verbleib 28. März 1940 selbstversenkt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 100,3 m (Lüa)
95,7 m (Lpp)
Breite 14,85 m
Vermessung 4007 BRT
 
Besatzung 42
Maschinenanlage
Maschine 5-Zylinder-Sulzer-Schichau-Dieselmotor
Maschinen­leistung 2.500 PS (1.839 kW)
Höchst­geschwindigkeit 13 kn (24 km/h)
Propeller 1
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 5200 tdw
Zugelassene Passagierzahl 30

Die Mimi Horn war das vierte Kombischiff, das von der Reederei H. C. Horn für den Dienst nach Westindien beschafft wurde. Sie war das zweite von vier Schwesterschiffen, die von der Reederei bei den Schichau-Werken bestellt wurden.

1939 suchte die Mimi Horn bei Kriegsausbruch Zuflucht in Curaçao. Anfang März 1940 versuchte sie, von dort die Heimat zu erreichen. Sie wurde in der Dänemarkstraße von einem britischen Hilfskreuzer gestellt und versenkte sich selbst auf 65° 49′ 0″ N, 28° 32′ 0″ WKoordinaten: 65° 49′ 0″ N, 28° 32′ 0″ W.

Geschichte des Schiffes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Flensburger Firma H. C. Horn hatte 1921 erstmals einen Frachter nach Westindien geschickt. Der Erfolg führte zum Aufbau einer Frachtlinie, deren Schiffe bis zu 12 Passagiere mitnehmen konnten.[1] Die gute Auslastung der Kabinen veranlassten den Reedereichef Heinrich Christian Horn, Kombischiffe mit einer größeren Passagierkapazität zu beschaffen. So lieferte die Hamburger Reiherstiegwerft 1926 zwei Motorschiffe mit einer Passagiereinrichtung für 32 Fahrgäste I. Klasse und 18 Fahrgäste III. Klasse.[1] Ab 1928 folgten vier weitere Neubauten von den Schichau-Werken.[1] 1932 wurde als letztes Schiff die 4132 BRT große H.C. Horn von der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft abgeliefert;[2] sie war der einzige große Seeschiffneubau des Jahres 1932.[3]

Die unter der Baunummer 1189 entstandene Mimi Horn lief am 17. Februar 1928 vom Stapel. Sie hatte eine Länge von 100,3 m über alles und war 14,8 m breit. Sie und ihre drei Schwesterschiffe wurden von 5-Zylinder-Sulzer-Schichau-Dieselmotoren von 2500 PSe angetrieben, die eine Geschwindigkeit von 13 Knoten (kn) ermöglichten. Die Mimi Horn war mit 4007 BRT vermessen und hatte eine Tragfähigkeit von 5200 tdw. Die Passagiereinrichtung der Schichau-Serie bot Platz für 30 Fahrgäste der I.Klasse in dem großen Aufbau mittschiffs. Am 18. Juli 1928 wurde das Schiff abgeliefert[4].

Die Schiffe der Horn-Linie führten Namen von Familienmitgliedern. Die neue Mimi Horn war das vierte Schiff der Reederei mit diesem Namen. Zuletzt hatte ein bei Henry Koch in Lübeck 1922 gebautes Frachtschiff von 2445 BRT diesen Namen bis zum Verkauf 1926 geführt.

Einsatzgeschichte der Mimi Horn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mimi Horn begann am 4. August 1928 ihre Jungfernfahrt von Hamburg nach Mittelamerika. Seit 1927 bediente die Reederei H.C. Horn zusammen mit der Hapag zwei Dienste nach Westindien[1]. Sie liefen von Hamburg über Venezuela und Kolumbien zur Ostküste Mittelamerikas und bedienten die sogenannte Insellinie nach Kuba und Jamaika[1].

Die 1928 in Dienst gekommenen Orinoco der Hapag

Die Hapag setzte neben den Kombischiffen der Horn-Linie im Passagierdienst anfangs ältere Schiffe wie die Grunewald und die ehemaligen Stinnes-Schiffe Artemisia und Albingia ein, beschaffte aber auch moderne große Passagiermotorschiffe wie die Orinoco und Magdalena. ein. 1935 trennten sich die beiden Reedereien im Rahmen der staatlich verordneten Entflechtung und der Einstellung noch größerer Schiffe (Caribia, Cordillera) wieder[5]. Die sieben Kombischiffe der seit 1933 nach Hamburg ins Slomanhaus umgezogenen Reederei[6] bedienten jetzt einen Dienst über Belgien und England nach Curacao, Venezuela aber auch bis Kolumbien und zur Dominikanischen Republik. Die Reederei verfügte neben den Kombischiffen für 30 Passagiere noch über das kleinere Motorschiff Frida Horn. Dazu setzte die Reederei noch zwei kleinere Zubringer in der Karibik mit der Zulia von 1755 BRT bis 1935 und der Karibia mit 428 BRT ein. Mit der Horn-Linie reisten auch viele Auswanderer, darunter eine Vielzahl von Juden[7].

Die Mimi Horn verließ am 22. Juli 1939 zum letzten Mal Deutschland mit nur fünf Auswanderern[8]. Auf Grund der Warnmeldungen zum bevorstehenden Kriegsausbruch lief sie aus Cartagena, Kolumbien am 27. August Curacao an, wo sie mit einer Vielzahl deutscher Schiffe bis zum Frühjahr 1940 verblieb. Von der Reederei hatte hier auch das kleine Motorschiff Karibia und das Kombischiff Henry Horn Zuflucht gefunden. Das Schwesterschiff Heinz Horn hatte allerdings noch vor dem Kriegsausbruch den Hafen verlassen und am 1. Oktober Deutschland erreicht.
Im Frühjahr 1940 wurde beschlossen, das vier der in Curacao festliegenden Schiffe den Ausbruch versuchen sollten. Neben der Mimi Horn sollten die Kombischiffe Hannover des NDL sowie Seattle und Vancouver der Hapag den Durchbruch in die Heimat versuchen.
Die zwangsweise auf einer Außenreede liegenden deutschen Schiffe wurde auf See durch den französischen Schulkreuzer Jeanne d’Arc und zwei britische Schiffe überwacht. Als am 4. März der französische Kreuzer überraschend ablief und durch einen kanadischen Zerstörer ersetzt wurde, beschlossen die Deutschen den lange vorbereiteten Ausbruch. Mimi Horn und Seattle entkamen in der Dunkelheit, in der auch die Jeanne d’Arc wieder zurückkehrte. Hannover und Vancouver blieben zurück, da sie ihre Maschinen nicht hinreichend klar bekamen. Der Hannover gelang in der folgenden Nacht der Ausbruch; sie entkam allerdings nicht ihren Verfolgern, die sie schließlich stellten.

Die Transylvania

Die alleinfahrende Mimi Horn entkam aus der Karibik und erreichte die Dänemarkstraße zwischen Island und Grönland, wo sie am 28. März 1940 vom Hilfskreuzer Transylvania (16923 BRT, 16 kn) entdeckt wurde. Der Kapitän sah keine Chance, dem großen Drei-Schornsteiner zu entkommen, evakuierte sein Schiff auf den Rettungsbooten und versenkte es selbst.

Die Motor- und Kombi-Schiffe der Reederei H.C. Horn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name Bauwerft BRT
tdw
Stapellauf
in Dienst
Weiteres Schicksal
Frida Horn
Flensburger SG
BauNr. 397
3184
2532
15.06.1925
10.1925
28. September 1939 in Hamburg angekommen, 1940 Transporter A25, Januar 1941 Torpedoklarmachschiff, Februar 1946 an Sowjetunion: Bogdan Chmelnickij, 1960 Abbruch ;
Minna Horn[4]
Claus Horn
Reiherstiegwerft
BauNr. 577
3179
4220
28.05.1925
16.01.1926
1930 umbenannt in Claus Horn, 1939 an Kriegsmarine, U-Boot-Tender Neisse, 1947 an Jugoslawien: Topusko, 1961 Abbruch ;
Waltraut Horn[4]
Henry Horn
Reiherstiegwerft
BauNr. 578
3164
4220
14.01.1926
17.04.1926
1936 kurzzeitig: Presidente Gomez, dann Henry Horn, 1939 Zuflucht in Curacao, 1940 beschlagnahmt, niederländische Bonaire, ab 1947 bei KNSM, 1957 abgewrackt;
Ingrid Horn[4]
Schichau-Werke
BauNr. 1187
4006
5200
11.10.1927
04.1928
Mai 1940 Sperrbrecher B, 1941 Sperrbrecher 25, 24. Juli 1944 in Kiel nach Bombentreffer gesunken, 3 Tote;[9]
Mimi Horn
Schichau-Werke
BauNr. 1189
4007
5200
17.02.1928
18.07.1928
1939 Zuflucht in Curacao, 1940 Versuch der Rückführung nach Deutschland, am 28. März 1940 in der Dänemarkstrasse selbst versenkt[10]
Heinz Horn[4]
Schichau-Werke
BauNr. 1190
3994
5200
21.07.1928
11.11.1928
19. September 1939 von Curacao kommend Kristiansand erreicht, Wohnschiff der Kriegsmarine , 1946 an die Niederlande: Betuwe, 1947 norwegische Livarden, 1954 britische Crete Avon, dann Alderney, 1961 Abbruch in Hamburg;
Presidente Gomez
Waltraut Horn[4]
Schichau-Werke
BauNr. 1200
3995
5200
25.11.1928
25.04.1929
1936 umbenannt, Mai 1940 Sperrbrecher A, 1941 Sperrbrecher 24, Einsatz bei der GMSA, 1946 an Sowjetunion Kuska, 1952/53 zeitweise bei der Volksmarine als Kuschka;
H.C. Horn[2]
Flensburger SG
BauNr. 423
4132
4950
16.07.1932
3.11.1932
Ende August 1939 ohne Passagiere Murmansk angelaufen, zeitweise Wohnschiff der Kriegsmarine, März 1943 Sperrbrecher 27, am 2. Mai 1945 in der Lübecker Bucht durch Luftangriff schwer beschädigt, am 26. Mai 1946 mit Gasmunition beladen im Skagerrak versenkt[11].

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Horn-Linie 100 Jahre Horn-Linie 1882–1982. Jubiläumsschrift, Hamburg 1982
  • Gert Uwe Detlefsen / Friedrich-Wilhelm Kunze: Horn-Linie – Die Chronik einer traditionsreichen Reederei, DF-Verlag Bad Segeberg, 1990
  • Arnold Kludas: Die Geschichte der deutschen Passagierschiffahrt 1850 bis 1990. Ernst Kabel Verlag, 1986ff.
  • Reinhardt Schmelzkopf: Die deutsche Handelsschifffahrt 1919–1939. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg, ISBN 3-7979-1847-X.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Arnold Kludas: Die Geschichte der deutschen Passagierschiffahrt 1850 bis 1990, Bd. IV Vernichtung und Wiedergeburt 1914–1930, S. 153
  2. a b Arnold Kludas: Die Geschichte der deutschen Passagierschiffahrt 1850 bis 1990, Bd. V Eine Ära geht zu Ende 1930–1990, S. 54
  3. Schmelzkopf, S. 150
  4. a b c d e f Arnold Kludas: Passagierschiffahrt, Bd. IV , S. 154
  5. Arnold Kludas, Bd. V, S. 54 ff.
  6. Arnold Kludas, Bd. V, S. 56
  7. Abfahrten/Passagierlisten der Horn-Schiffe über Bremen 1938/39
  8. Die Mimi Horn 22. Juli 1939
  9. Untergang der Ingrid Horn
  10. Untergang der Mimi Horn
  11. Versenkung der H.C. Horn