Mintscho Nejtschew

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Mintscho Nejtschew 1950

Mintscho Kolew Nejtschew (bulgarisch Минчо Колев Нейчев) (* 23. Märzjul. / 4. April 1887greg. in Stara Sagora; † 11. August 1956 in Targowischte)[A 1] war ein bulgarischer Jurist und Politiker. In den Regierungen Georgiew (2.) und (3.) war er 1944 bis 1946 Justizminister, in der anschließenden Regierung Dimitrow (1.) 1946/47 Minister für Volkswohlfahrt sowie in den Regierungen Tscherwenkow (2.) und (3.) und Jugow (1.) von 1950 bis zu seinem Tode Außenminister seines Landes.[1] Von 1947 bis 1950 war er als Vorsitzender des Präsidiums der Nationalversammlung das Staatsoberhaupt Bulgariens.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nejtschew studierte in der Schweiz Rechtswissenschaften und Philosophie, 1908 wurde er zum Doktor promoviert. Nach der Rückkehr nach Bulgarien ließ er sich in seiner Heimatstadt als Rechtsanwalt nieder und trat in zahlreichen politischen Prozessen als Strafverteidiger auf, was ihm zu landesweiter Bekanntheit verhalf. 1941 bis 1943 war er im Lager Krǎsto Pole bei Xanthi in der damaligen bulgarischen Besatzungszone in Griechenland interniert.[2]

Politische Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1920 wurde Nejtschew Mitglied der Bulgarischen Kommunistischen Partei (BKP), 1921 Mitglied der lokalen Parteileitung. Wegen der Beteiligung am Septemberaufstand 1923 wurde er verhaftet und blieb bis Mai 1924 in Untersuchungshaft.[2] Den Ersatzorganisationen für die verbotene BKP blieb er offiziell fern.[A 2]

Nach der Entlassung aus der Internierung beteiligte sich Nejtschew am Aufbau der Vaterländischen Front Bulgariens. Seit 1945 war Nejtschew Mitglied des Zentralkomitees der BKP, seit Dezember 1948 Kandidat, seit August 1949 Vollmitglied des Politbüros.[2] Da Nejtschew als Gefolgsmann des bulgarischen „Kleinen Stalins“ Tscherwenkow galt, wurde er mit diesem zusammen 1954 im Zuge der Entstalinisierung aus dem Politbüro entfernt.

In dem Schauprozess gegen Trajtscho Kostow im Dezember 1949 war Nejtschew der vom Politbüro bestellte Regisseur.

Entsprechend der damaligen bulgarischen Rechtsordnung war Nejtschew während seiner Zeit als Justizminister auch zugleich Generalstaatsanwalt des Landes.[3] Im Sommer und Herbst 1947 leitete Nejtschew außerdem die 55köpfige Kommission, die die neue Verfassung der Volksrepublik Bulgarien ausarbeitete.[4]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Sofia erinnert eine Straße улица д-р Минчо Нейчев an ihn, die Abteilung für Lehrerbildung der Thrakischen Universität Stara Sagora trägt ebenfalls seinen Namen.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Angaben zu Amtszeiten für Минчо Колев Нейчев (Memento des Originals vom 31. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mfa.bg auf der Webseite des bulgarischen Außenministeriums, abgerufen am 5. April 2016.
  2. a b c d Kurzbiografie МИНЧО НЕЙЧЕВ auf der Webseite des Projektes Протоколи на Политбюро и на ЦК на БКП (Protokolle des Politbüros und des ZKs der BKP) der Staatsagentur "Archive" Bulgariens, abgerufen am 5. April 2016.
  3. Angaben zu Amtszeiten für Минчо К. Нейчев (Memento des Originals vom 5. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.prb.bg auf der Webseite der bulgarischen Staatsanwaltschaft, abgerufen am 5. April 2016.
  4. Autorenkollektiv: България 20 век. Алманах (Bulgarien im 20. Jahrhundert. Almanach) Sofia: Trud 1999, S. 103f.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Angaben zum Sterbeort schwanken in den Quellen. Neben Targowischte werden auch Sofia und Stara Sagora genannt.
  2. Er wird in der sehr detaillierten Ausarbeitung von Иванова, Татяна/Митев, Трифон: 120 години Старозагорска партийна организация - история и съвремие (Iwanowa, Tatjana/Mitew, Trifon: 120 Jahre Parteiorganisation in Stara Sagora - Geschichte und Gegenwart) jedenfalls nach 1923 nicht mehr erwähnt.