Mister Radio

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Film
Titel Mister Radio
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1924
Länge 1902 Meter, jetzt nur noch 1702 Meter, bei 20 BpS 74 Minuten
Produktions­unternehmen Phoebus-Film, Berlin
Stab
Regie Nunzio Malasomma
Drehbuch Nunzio Malasomma, Ernest Bouthley
Kamera Willy Großstück, Edoardo Lamberti
Besetzung
  • Luciano Albertini … Gaston de Montfort, Erfinder
  • Agnes Nero … Gräfin Jeanne de Montfort, Gastons Mutter
  • Evi Eva … Marion
  • Magnus Stifter … Joe Swalzen, Bankier, ihr Vater
  • Fred Immler … Girondin, sein Sekretär
  • Annie Gorilowa … Edy Duflos
  • Robert Scholz … Industrieller
  • Angelo Rossi … Bergführer
  • Mario Fossati … Journalist
  • M. Leonhard … Apache[1]

Mister Radio ist der Titel eines stummen Sensationsdramas, das Nunzio Malasomma 1924 für die Berliner Phoebus-Film nach einem Drehbuch, das er zusammen mit Ernest Bouthley verfasst hatte, mit dem italienischen Schauspieler-Artisten Luciano Albertini in der Hauptrolle inszenierte. Titel und Handlungsverlauf heben deutlich ab auf die Begeisterung für das neue Nachrichtenmittel Radio, die seinerzeit weltweit um sich griff.[2]

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Erfinder Gaston de Montfort hat in jahrelanger Forschungstätigkeit ein innovatives Verfahren entwickelt, das mit Hilfe von Radiowellen Zusammenstöße von Eisenbahnzügen verhindern soll. “Doktor Radio” nennen ihn deswegen die Leute in der Gegend, in der er zusammen mit seiner Mutter hoch oben auf einem einsamen Felsen lebt. Diese will ihn vor dem Geheimnis bewahren, das den Tod seines Vaters umgibt. Doch die Ankunft des Bankiers Swalzen zwingt ihn, wieder mit der Außenwelt in Verbindung zu treten und sich der Vergangenheit seines Vaters zu stellen. Er verliebt sich in die Tochter des Mörders seines Vaters und kämpft um ihr gemeinsames Glück.

„Spannungsgeladene Sensationsdarstellung verbindet sich mit atemberaubenden Landschaftsaufnahmen.“[3]

Produktionsnotizen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mister Radio war eine Produktion der Berliner Phoebus Film. Die Dreharbeiten fanden in der Sächsischen Schweiz, im Elbsandsteingebirge bei Rathen an der Elbe und in Dresden statt. Die Aufnahmeleitung hatte Gustav Renz. Die Photographie besorgten Willy Großstück und Edoardo Lamberti. Die Bauten entwarf Willi A. Herrmann.

Der ursprünglich 1902 Meter lange Film war viragiert und getönt.[4] Er lag am 7. August 1924 der Reichsfilmzensur vor und wurde unter der Nr. B. 08798 mit Jugendverbot belegt. Die Uraufführung fand am 5. September 1924 in Berlin im Bafag-Theater am Ku'damm[5] statt.

Mister Radio lief auch in Österreich, Dänemark und in Brasilien. Sein späterer Verleihtitel in Österreich lautete Der Zusammenstoß des Nord-Expreß,[6] in Dänemark hieß er Doktor Radio.[7]

Der Film wurde vom Österreichischen Filmmuseum restauriert, so dass er nun wieder aufführbar ist. Die Kopie entstammte den Beständen der Tiroler Verleihanstalt „Waldmüllers Alpenländische Filmzentrale“ in Innsbruck.[8]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mister Radio wurde besprochen in: Wiener Kino-Bibliothek (Österreich), Kivur G.m.b.H. i.L., No. 1909, 1925, S. 4.

Der Film-Kurier Nr. 211 vom 6. September 1924 pries den Hauptdarsteller:

„Man kann Albertini den Gentleman unter den Sensationsdarstellern nennen. Nicht alleine daß er den Zuschauer durch seine überragenden artistischen Fähigkeiten fasziniert, er besticht das Auge des Publikums durch die vollendete Eleganz, mit der er seine Parforcestücke vollführt. Es gibt Sensationsdarsteller, angesichts derer man förmlich den Schweiß riecht, der sie ihre Arbeit gekostet hat. Bei Albertini ist alle Schwere der Materie in spielende Leichtigkeit eingelöst. Und als Schauspieler gewinnt er immer wieder durch die Schlichtheit und Liebenswürdigkeit seines Naturells, das ohne alle Starallüren seine Menschlichkeit auswirkt. Nicht zuletzt ist es der Zauber der Gebirgswelt, der dem Film seine Wirkungskraft verleiht. Eine volle Resonanz beim Publikum ist diesem Film sicher.“

Mister Radio war der erste von drei Filmen, bei denen Nunzio Malasomma als Regisseur mit dem Artisten Albertini zusammenarbeitete. Dieser drehte bei der Phoebus Film in Berlin noch vier weitere Filme.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paolo Caneppele, Filmarchiv Austria: Entscheidungen der Tiroler Filmzensur: 1922–1938. Film Archiv Austria, 2002, ISBN 3-901932-12-7, S. 247.
  • Centro sperimentale di cinematografia, Scuola nazionale di cinema (Hrsg.) : Bianco e nero. Band 39. Verlag Editrice Il castoro, 1978, S. 66.
  • Gualtiero De Santi, Manuel De Sica: Lohengrin di Nunzio Malasomma. Verlag Associazione Amici di Vittorio De Sica, 2000, OCLC 606972803, S. 119, 211.
  • Oliver Hanley: Mister Radio (1924) in: catalog to the 34th edition of the Giornate del Cinema Muto. Pordenone (Italy), October 3–11, 2015. (filmmuseum.at)
  • Matteo Sanfilippo: L'emigrazione italiana sugli schermi (= Archivio storico dell'Emigrazione italiana: tomo 5) Verlag Sette città, 2009, ISBN 978-88-7853-119-2, S. 25.
  • Jörg Schöning, Stefan Drößler (Redaktion) : Programmheft Internationale Stummfilmtage 11.–21.8.2016. 32. Bonner Sommerkino. Bonn 2016 - (PDF)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. hier kein Indianer, sondern Mitglied einer kriminellen Schlägerbande, wie sie um die Wende zum 20. Jahrhundert in Paris ihr Unwesen trieben.
  2. vgl. Oliver Hanley: The title and storyline both capitalized on the radio craze that was then sweeping the world.
  3. vgl. filmmuseum.at, Programm der Internationalen Stummfilmtage Bonn 2016, S. 9.
  4. Bei der Virage (engl. tinting, frz: tintage) werden Teile einer Schwarzweißkopie in Bäder mit organischen Farbstoffen gelegt. Die Farbstoffe lagern sich in der Gelatine des gesamten Filmbands an und färben dieses in der gewünschten Farbe ein. Bei der Färbung (engl. toning, frz. virage) werden schwarzweiße Filmteile ebenfalls in Bäder gelegt. Ein chemischer Prozess tauscht das im Bild enthaltene Silbersalz gegen Farbsalze aus, die u. a. auf der Basis von Schwefel (gelb), Kupfer (rot) oder Eisen (blau) hergestellt wurden. Bei diesem Verfahren sind die vorher dunklen, d. h. silberhaltigen Teile des Bildes nun farbig, während die hellen Stellen (die wenig Silbersalz enthielten) die Farbe kaum angenommen haben. Tinting und toning lassen sich gemeinsam anwenden, wodurch Farbkombinationen entstehen. Vgl. Sabine Lenk im Lexikon der Filmbegriffe
  5. Bafag-Theater, W. 15, Kurfürstendamm 193/194. Inh.: „Bafag“, Friedrichstr. 5/6. 450 Sitzplätze. Vgl. pytalhost.com@1@2Vorlage:Toter Link/allekinos.pytalhost.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. „Zusammenstoss des Nord-Express, Der (Weiterer Titel) B19 051“, vgl. Birett, Quellen zur Filmgeschichte
  7. vgl. IMDb releaseinfo und Abb. der Filmprogramm-Titelseite
  8. der Kopie sind 200 Meter verloren gegangen, sie mißt jetzt nur noch 1702 Meter, vgl. Oliver Hanley, filmmuseum.at
  9. so Oliver Hanley, filmmuseum.at