Mitauische Zeitung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Mitauische Zeitung

Beschreibung deutschsprachige Zeitung
Hauptsitz Jelgava
Erstausgabe 1766 (?)
Einstellung 1916 (?)
Erscheinungsweise anfangs zweimal, dann dreimal wöchentlich, letztlich sechsmal wöchentlich
Herausgeber Christian Liedtke (1766); Christian Liedtkes Witwe (1767–1769/1779); Johann Friedrich Steffenhagen (1770–1775); Akademisches Gymnasium, D.J.M. Gottlieb (1775/1776); Matthias Friedrich Watson (1777–1805); Mitauische Akademie (1805–1810)
Artikelarchiv 1801, 1812–1850
ZDB 1149197-8

Die Mitauische Zeitung war eine deutschsprachige Zeitung, die von 1766 bis 1916 in Jelgava (dt. Mitau) im Herzogtum Kurland und Semgallen sowie im Russischen Kaiserreich erschienen ist. Sie war ein Nachrichtenblatt mit dem kulturpolitischen Ziel, die Volksaufklärung zu unterstützen. Der hochfürstliche Hofbuchdrucker Christian Liedtke, Inhaber der Mitauer Druckerei, ließ das Blatt unter dem Titel Mitauische Nachrichten zunächst für einen ausgewählten Leserkreis drucken. Nach seinem Tod übernahm 1767 seine Witwe die Herausgeberschaft, die sie nach ihrer Heirat mit dem Druckereibesitzer Johann Friedrich Steffenhagen an diesen übertrug. 1775 wurde der Zeitungsverlag Steffenhagen dem Akademischen Gymnasium unterstellt. 1777 erhielt Professor Matthias Friedrich Watson das Verlagsprivileg, nach seinem Tod wiederum das Akademische Gymnasium. 1811 wird das Blatt in Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland umbenannt, 1832 in Mitauische Zeitung.[1] Aufgrund von zahlreichen Titelwechseln und Bestandsverlusten ist der Erscheinungsverlauf[2] von der Presseforschung noch nicht eindeutig rekonstruiert worden.[1]

Seit der Durchführung der Kirchenrevolution in Kurland und Livland stießen viele Schriftsteller zur Redaktion. Nur selten sind diese jedoch namentlich greifbar, da die Artikel nur wenige direkte Hinweise auf Verleger, Redakteure und Leserschaft enthalten.[1] Die Mitauische Zeitung enthielt eine zentrale Rubrik „Gelehrte Sachen“ mit Buchanzeigen und -rezensionen sowie eine weitere namens „Staatssachen“ mit Nachrichtenblöcken zusammengefasster Meldungen aus dem In- und Ausland. Der Stil ist gemein- als auch literatursprachlich und enthält lediglich in den Annoncen regionale dialektale Beimischungen. Die Redaktion publizierte im 18. Jahrhundert auch lettischsprachige Texte. Von literaturhistorischer Bedeutung sind die frühen Texte des Schriftstellers Johannes Ferdinand von Günther.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Brandt, Gisela: Die Mitauischen Nachrichten und ihre Nachfolger (1766–1810). In: Jörg Riecke / Britt-Marie Schuster (Hgg.): Deutschsprachige Zeitungen in Mittel- und Osteuropa. Sprachliche Gestalt, historische Einbettung und kulturelle Traditionen. Berlin 2005, S. 89–108.
  • dies.: Von den „Mitauischen Politischen und Gelehrten Zeitungen“ über die „Mitauische Gelehrte u. Politische Zeitung“ zur „Mitauischen Politischen Zeitung“ (1777–1784). In: Gisela Brandt (Hg.): Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprachen im Baltikum. Bd. 3. Stuttgart 2003, S. 167–187.
  • dies.: Textsorten und Textsortenstile in den „Mitauischen Politischen und Gelehrten Zeitungen“ (1775/76). In: Gisela Brandt (Hg.): Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache im Baltikum. Bd. 2. Stuttgart 2000, S. 153–187.
  • dies.: Textsorten und Textsortenstile in den „Mitauischen Nachrichten“ (1766–1775). In: Gisela Brandt (Hg.): Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache im Baltikum. Bd. 2. Stuttgart 1996, S. 211–270.
  • Dimants, Ainars: Die Entwicklung der Massenmedien in Lettland nach der zweiten Unabhängigkeit. Berlin 2003 (Dissertation).
  • Oldekop, August: Zeitungen und Zeitschriften in Mitau. In: St. Petersburgische Zeitschrift 3 (1822), S. 255–261.
  • Riecke, Jörg / Theobald, Tina (Hgg.): Deutschsprachige Zeitungen im östlichen Europa. Ein Katalog. Bremen 2019, S. 111–114.
  • Šemeta, Aiga: Deutschsprachige Periodika in Livland und Kurland vor 1800. In: Heinrich Bosse / Otto-Heinrich Elias / Thomas Taterka (Hgg.): Baltische Literaturen in der Goethezeit. Würzburg 2010, S. 353–379.
  • Weber, Albert: Bibliographie deutschsprachiger Periodika aus dem östlichen Europa. Teil 1: Zeitungen und Zeitschriften. Regensburg 2013, S. 714 (Online-Publikation).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Riecke / Theobald (Hgg.): Deutschsprachige Zeitungen, S. 113f.
  2. Vgl. die Angaben zum Erscheinungsverlauf in der Zeitschriftendatenbank. Abgerufen am 7. August 2021.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]