Mixed Media Show

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Ausschnitt des Plakates von Werner Nöfer, 1968

Mixed Media Show ist eine Performance mit Mixed Media. Im Besonderen war sie eine kulturelle Veranstaltung stark neo-dadaistischen Zuschnitts, die als total überfülltes und schließlich von der Polizei geschlossenes einmaliges Großereignis am Freitag, dem 18. Oktober 1968 im Kunsthaus Hamburg, damals noch Ferdinandstor 1,[1] stattfand.

Idee und Ziel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Idee entsprang einer kulturpolitischen Strategie der CO-OP Künstlercooperative Hamburg, die mit dieser Veranstaltung einen größeren Einfluss auf das Kunsthaus Hamburg nehmen wollte.

Organisatoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Organisatoren des Großereignisses waren acht Hamburger Künstler: Dato Dahlke, Dizi (Dirk Zimmer), Dieter Glasmacher,[2] Jürgen Klossowski, Natias Neutert,[3][4] Werner Nöfer,[5] Herman Prigann[6] und Charly Wüllner[7]

Stil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Plakat war wie ein Manifest gestaltet, mit absurden Behauptungen und surrealen Textfragmenten der Autoren in einer kaum erfassbaren Buchstabenwüste.[8] Man versprach eine kulturelle Veranstaltung, ein gesellschaftliches Ereignis, einen Abend der Begegnung, eine Gelegenheit zur öffentlichen Selbstdarstellung, die Nacht der langen Hälse, das Kehraus, der neue Wind im Kunsthaus, ein bürgerliches Happening, inklusive einer Aufforderung zur Gruppen-Onanie, 200 DM für kluge Hausfrauen, informationelle Mund-zu-Mund-Beatmung, Projektionen, Fahnen, (...) Entblößen, Haschisch, Ficken, Vitrinen, Altäre usw.[9] Die Wortwahl verriet in Tonfall und Stil die Herkunft von Dada und vom Merz (Kunstbegriff) sowie Einflüsse des aus den USA seit einiger Zeit nach Amsterdam, London und Köln[10] übergegriffenen Phänomens Happenings.[11]

Ereignis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das auf breite Neugier gestoßene Ereignis war bereits Tage zuvor im Hamburger Abendblatt als „Riesenspektakel“ angekündigt worden, als eine „Mixtur aus Kunst, Politik und Happening.“[12] Es spielte sich in allen drei Etagen des Kunsthauses ab und war — ganz im Sinne des damals einflussreichen amerikanischen Medienphilosophen Marshall McLuhan — so angelegt, „daß alles gleichzeitig nebeneinander passiert.“[13] Es gab Objekte, Filme, Environments und Happening-Szenen zu sehen und aktiv mitzuerleben. Das Gerücht, man bekäme ein auf eine Autokarosse gefesseltes, blutbeflecktes und splitternacktes Mädchen zu sehen, sorgte für zusätzlichen Andrang. Vor Ort stellte sich dies allerdings als bemalte Schaufensterpuppe auf einer Installation des Bildhauers Bernd Freter mit dem Titel Blutrausch auf der B 75 heraus.[14] Was von den Organisatoren als open end geplant war, wurde in den späten Abendstunden von der Polizei wegen Einsturzgefahr geschlossen.[15] Der bekannte Hamburger Anwalt Kurt Groenewold musste die Veranstalter und Künstler Werner Nöfer und Dieter Glasmacher in einem Prozess verteidigen, den ein Hamburger Staatsanwalt gegen die beiden eröffnet hatte. Vorwurf: Pornografie, Delikt: Abbildung eines nicht erigierten männlichen Geschlechtteils auf dem Plakat. Nach Erstellung eines Gutachtens durch den Direktor der Hamburger Kunsthalle Werner Hofmann wurde das Verfahren eingestellt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

CO-OP Künstlercooperative Hamburg

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Heutzutage in der Markthalle Hamburg, Klosterwall 15 untergebracht.
  2. Vgl. Nadine Lischick: Dieter Glasmacher ist der Übertreibungs-Künstler in Hamburger Abendblatt vom 4. August 2011.
  3. Vgl. Nathias-Neutert-Magazin Nr. 1, Cicero-Presse, Hamburg 1968 — nur einmal erschienen.
  4. Siehe auch BILD vom 19. Oktober 1968, S. 15
  5. https://www.nrw-museum.de/#/mehr/biografien/detailansicht/details/artists///werner-noefer.html
  6. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deponie-stief.de
  7. Papiere von Charly Wüllner. In: abendblatt.de. 26. Februar 2007, abgerufen am 29. Januar 2024.
  8. Vgl. Mixed Media Show-Plakat 1968, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Plakatsammlung.
  9. Vgl. Mixed Media Show-Plakat 1968, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Plakatsammlung.
  10. Wie selbst die BILD vom 19. Oktober 1968 pikiert feststellte, S. 15
  11. Vgl. Bazon Brock: Ästhetik als Vermittlung. Arbeitsbiographie eines Generalisten. DuMont Buchverlag, Köln 1977, S. 256–257.
  12. Hamburger Abendblatt vom 14. Oktober 1968, S. 17.
  13. Hamburger Abendblatt vom 30. Dezember 1968, S. 8.
  14. Vgl. Nathias-Neutert-Magazin Nr. 1, Cicero-Presse, Hamburg 1968, S. 1.
  15. Vgl. BILD vom 19. Oktober 1968, S. 15