Molsidomin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Mesomere Grenzstrukturen
Allgemeines
Freiname Molsidomin
Andere Namen

N-(Ethoxycarbonyl)-3-(4-morpholinyl)-sydnonimin

Summenformel C9H14N4O4
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 25717-80-0
EG-Nummer 247-207-4
ECHA-InfoCard 100.042.902
PubChem 5353788
ChemSpider 24608574
DrugBank DB09282
Wikidata Q408132
Arzneistoffangaben
ATC-Code

C01DX12

Wirkstoffklasse

Vasodilator

Wirkmechanismus

Gefäßerweiterung durch Abspaltung von Stickstoffmonoxid

Eigenschaften
Molare Masse 242,2 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

140–141 °C[1]

pKS-Wert

3,0[2]

Löslichkeit

wenig löslich in Wasser, löslich in verdünnter Salzsäure[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
P: keine P-Sätze[3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Molsidomin gehört zur Gruppe der nicht-enzymatischen Stickstoffmonoxiddonatoren. Dieses Medikament setzt Stickstoffmonoxid (NO) frei und führt damit zu einer Gefäßdilatation mit Senkung der Wandspannung der Koronargefäße (Herzkranzgefäße), es wird daher zur Behandlung der Angina pectoris bei koronarer Herzkrankheit und zur Behandlung einer akut dekompensierten Herzinsuffizienz[4] eingesetzt.

Molsidomin wurde erstmals 1970 von K. Masuda bei Takeda synthetisiert. Im selben Jahr beobachtete K. Kikuchi die blutdrucksenkende und antianginöse Wirkung.[5]

Pharmakokinetik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Molsidomin ist eine inaktive Vorstufe (Prodrug). Es ist selbst nicht für die gefäßerweiternde Wirkung verantwortlich, sondern wird in der Leber zu Linsidomin (SIN-1) verstoffwechselt. Dieses geht ohne Einwirkung von Enzymen in die ringoffene Form über und die eigentliche Wirksubstanz Stickstoffmonoxid wird abgespalten. Da zur Bildung von freiem Stickstoffmonoxid keine Enzyme nötig sind, kommt es auch bei langfristiger Gabe nicht zu einer Abschwächung der Wirkung (Nitrattoleranz). Molsidomin hemmt in geringer Ausprägung die Verklebung der Blutplättchen. Diese Wirkung ist jedoch aufgrund der geringen Wirkung ohne klinische Relevanz.[2]

→ NO

Molsidomin → Linsidomin (SIN-1) → SIN-1A → Stickstoffmonoxid

Pharmakodynamik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Freisetzung des Stickstoffmonoxid führt zu einer Gefäßdilatation der Herzkranzgefäße, der großen Hohlvenen und der Lungengefäße, dadurch sinkt die Vorlast des Herzens. Entsprechend dem Frank-Starling-Mechanismus führt dies dazu, dass die Blutfüllung des Herzens abnimmt, die Herzwand nicht mehr so stark gedehnt wird und damit der Sauerstoffverbrauch reduziert wird. Denn je mehr die Herzwand gedehnt wird, desto mehr Arbeit verrichtet sie. Die Weitung der Koronargefäße und die Abnahme der Füllung führen zur besseren Durchblutung der Herzwand und damit zur Verbesserung der Sauerstoffversorgung der Herzmuskulatur.

Die direkt wirksame Substanz, Linsidomin, steht auch für die direkte intravenöse Therapie zur Verfügung.

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Therapeutisch wird Molsidomin zur Prophylaxe von Angina-pectoris-Anfällen verordnet. Eine akute Therapie ist mit Molsidomin nicht möglich, da die maximale Wirkung erst nach 30 bis 60 Minuten erreicht wird.[2]

Nebenwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als wichtigste Nebenwirkungen können durch die starke Gefäßerweiterung Kopfschmerzen, Schwindel und Blutdruckabfall auftreten.

Im Tierversuch mit Ratten traten bei hohen Molsidomin-Gaben vermehrt bösartige Nasentumore auf.[2]

Handelsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monopräparate
Corvaton (D, CH), Molsibeta (D), Molsidolat (A), Molsiket (D), Molsi-Puren (D), diverse Generika (D)[6][7][8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage. 2006, ISBN 0-911910-00-X, S. 1076–1077.
  2. a b c d e Eintrag zu Molsidomin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 16. Juli 2019.
  3. a b Datenblatt Molsidomine bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 10. April 2011 (PDF).
  4. Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Nationale Versorgungsleitlinie Chronische Herzinsuffizienz – Langfassung. 2017; Version 2.
  5. Wolf-Dieter Müller-Jahncke, Christoph Friedrich, Ulrich Meyer: Arzneimittelgeschichte. 2., überarb. und erw. Auflage. Wiss. Verl.-Ges, Stuttgart 2005, ISBN 3-8047-2113-3, S. 163.
  6. Rote Liste online, Stand: September 2009.
  7. Am-Komp. d. Schweiz, Stand: September 2009.
  8. AGES-Pharmmed, Stand: September 2009.