Monsieur (Titel)

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Philippe Ier, duc d’Orléans, genannt «Monsieur» (unter Ludwig XIV.)

Die Anrede (respektive die Titulierung) Monsieur war im Ancien Régime Frankreichs dem ältesten Bruder des Königs vorbehalten.

Ursprünge der Bezeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Mittelalter war „Monsieur“ (eine Verballhornung von Monseigneur) eine religiöse Anrede, die den Heiligen (« Monsieur Saint-Jean ») und dem Papst (« Monsieur Clément, souverain seigneur et gouverneur de l’Église »)[1] vorbehalten war.

Übernahme durch den König von Frankreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit den ersten französischen Königen aus dem Haus Valois wurde es üblich, die Bezeichnung „Monsieur“ nicht mehr nur im religiösen Bereich anzuwenden. Sie wurde vielmehr auf die Prinzen aus der königlichen Familie ausgedehnt.

Seit dem 16. Jahrhundert und bis zum Ende des Königreichs war die Bezeichnung allein für den ältesten Bruder des Königs reserviert. Auch wurde „Monsieur“ in jedem Fall groß geschrieben.

In der französischen Geschichte wird er erstmals am 6. Mai 1576 erwähnt, als der Monsieur le duc d'Alençon im Hugenottenkrieg das Edikt von Beaulieu aushandelte, das schließlich von seinem Bruder, König Heinrich III., unterschrieben wurde.

Zwischen 1640 und 1660 führte der Bruder von König Ludwig XIII., Gaston de Bourbon, duc d’Orléans, den Titel «Grand Monsieur» und unterschied sich so von Philippe I. de Bourbon, duc d’Orléans, der «Petit Monsieur» genannt wurde.[2]

Die folgenden Prinzen führten den Titel „Monsieur“:

Sonstiger Gebrauch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im privaten Bereich wurden die Herrschenden von ihren Domestiken mit «Monsieur» angesprochen.

Während des Ancien Régime wurde den Mitgliedern des Parlaments von Paris der Plural als Bezeichnung zugebilligt: «prendre l’avis de Messieurs».[5]

Die Anrede und Titulierung für einen gewöhnlichen Adeligen lautete dagegen nur „Sieur de...“[6]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Paul Augé „Larousse du XXe siècle“ Paris 1931 Kapitel IV, Abschnitt 6, S. 953
  2. Louis de Rouvroy de Saint-Simon in seinen Mémoires (Kapitel 7, Abschnitt 10),
  3. Galt bis zur Abschaffung der Monarchie durch den Nationalkonvent am 21. September 1792. Bis zur Hinrichtung von Ludwig XVI. durfte der Graf von Provence den Titel noch de jure führen.
  4. Mit dem Tode von Ludwig XVII. im Jahre 1795 wurde der comte de Provence für die französischen Royalisten zum König Ludwig XVIII. Dadurch wurde dessen Bruder Charles-Philippe zum „Monsieur“. De facto galt das für die Regentschaft von Ludwig XVIII. bis zum Jahre 1824.
  5. die Herren zu Rate ziehen
  6. Herr von...

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hervé Pinoteau: État présent de la Maison de Bourbon. 3. Auflage, 1985.
  • Hervé Pinoteau, Fabien Gandrille, Christian Papet-Vauban: Etat présent de la maison de Bourbon : pour servir de suite à l'almanach royal de 1830 et à d'autres publications officielles de la Maison. éditions du Léopard d'or, 1986.