Phascoliophila phascolionis

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Phascoliophila phascolionis
Systematik
Überordnung: Imparidentia
Ordnung: Galeommatida
Überfamilie: Galeommatoidea
Familie: Linsenmuscheln (Montacutidae)
Gattung: Phascoliophila
Art: Phascoliophila phascolionis
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Phascoliophila
F. Nordsieck, 1969
Wissenschaftlicher Name der Art
Phascoliophila phascolionis
(Dautzenberg & H. Fischer, 1925)

Phascoliophila phascolionis ist eine Muschel-Art aus der Familie der Linsenmuscheln (Montacutidae). Die Art lebt kommensal mit dem Spritzwurm Phascolion strombi, der wiederum in Leergehäusen von Schnecken der Gattungen Aporrhais und Turritella lebt. Das Taxon ist die Typusart und einzige Art der Gattung Phascoliophila Nordsieck, 1969.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das gleichklappige, schmale (komprimierte) Gehäuse der Weibchen ist nahezu auch gleichseitig. Es ist bis zu vier Millimeter lang und im Umriss länglich elliptisch. Die kleinen spitzen Wirbel sitzen mittig. Die Dorsalränder fallen nahezu gleich flach zum Hinter- und Vorderende ab. Vorder- und Hinterrand sind gerundet, der Ventralrand ist nahezu gerade oder sogar leicht konkav gekrümmt. Der innere Rand ist glatt. Lunula und Area sind vorhanden. Das Schloss hat

Das interne Ligament sitzt auf einem flachen Resilifer unter und hinter den Wirbeln. Das Schloss weist in der rechten und linken Klappe je einen kleinen vorderen Zahn auf. Nach Nordsieck sitzen in der rechten Klappe zwei kleine Zähnchen, in der linken Klappe ein Zähnchen und eine Knorpelplatte hinter dem Zähnchen.

Die Mantellinie ist ganzrandig, die Muskeleindrücke sind undeutlich. Einige Männchen sind bzw. bleiben Zwergmännchen, die nur ein Gehäuse in Form des Prodissoconchs haben und nur 400 µm lang werden. Die meisten Männchen entwickeln sich weiter ab einer Gehäuselänge von zwei bis drei Millimetern zu Weibchen.

Die weißliche Schale ist dünn und stark mit rostfarbenen Eisenverbindungen inkrustiert. Die Ornamentierung besteht aus feinen randparallelen Anwachsstreifen, etwas gröberen Wachstumsunterbrechungen und radialen, linealischen Einschlüssen in der Schale.

Geographische Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Mittelmeer bis nach Südengland und in die Keltische See. Der Lebensraum reicht vom Sublittoral, über den flachen Schelf bis etwa zum Schelfrand (200 m).

Die Art lebt kommensal mit dem Spritzwurm Phascolion strombi, der wiederum in Leergehäusen von Schnecken der Gattungen Aporrhais und Turritella lebt.

Ontogenie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tiere sind protandrische Hermaphroditen, gelegentlich kommen auch Zwergmännchen vor, d. h. Exemplare, die sich nicht zu Weibchen weiter entwickelt haben. Sie haben nur etwa drei Kiemenfilamente und einen Verdauungstrakt, dessen Enden jedoch verschlossen sind, d. h., sie können sich nicht mehr ernähren. Dafür sind die Testes gut entwickelt und sehr groß. Sie leben in der Mantelhöhle der Weibchen. Die Männchen, die sich weiterentwickeln, wechseln ihr Geschlecht ab einer Größe von zwei bis drei Millimetern. Beutel-ähnliche Strukturen (175±210 µm lang und 125±140 µm hoch) zwischen den Nieren und dem hinteren Teil des Ovariums sind Spermiendepots, die es den Weibchen erlauben, Eier zu einem günstigen Zeitpunkt zu befruchten.[1]

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Taxon wurde 1925 von Philippe Dautzenberg und Paul Henri Fischer aufgestellt.[2] Es ist die Typusart und einzige Art der Gattung Phascoliophila (Nordsieck, 1969), die früher als Synonym von Montacuta betrachtet wird. MolluscaBase akzeptiert die Gattung nun als gültiges Taxon.[3]

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • C. Delongueville, R. Scaillet: Observation de Montacuta phascolionis Dautzenberg & Fischer H. 1925 dans Ocenebra erinaceus (Linnaeus, 1758) à Estepona. Novapex (Jodoigne) Société 12(1): 9–10, Brüssel 2011 ISSN 1375-7474 PDF
  • John D. Gage: Mode of life and behaviour of Montacuta phascolionis, a bivalve commensal with the sipunculan Phascolion strombi. Journal of the Marine Biological Association of the United Kingdom, 59(3): 635–657, 1979 doi:10.1017/S0025315400045653
  • Fritz Nordsieck: Die europäischen Meeresmuscheln. Vom Eismeer bis Kapverden und Mittelmeer und Schwarzes Meer. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1969, S. 91.

Online[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gilbert Deroux: Formation régulière de mâles mûrs, de taille et d'organisation larvaire chez un eulamellibranche commensal (Montacuta phascolionis Dautz.). Comptes-rendus des seances de l'Academie des Sciences 250: 2264- 2266, Paris, 1960 Online bei Gallica
  2. Philippe Dautzenberg, Paul-Henri Fischer: Les mollusques marins du Finistère et en particulier de la région de Roscoff. 180 S., Les Presses Universitaires de France, Paris 1925, S. 126/27.
  3. MolluscaBase: Phascoliophila phascolionis (Dautzenberg & Fischer, 1925)