Nabila Horakhsh

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Nabila Horakhsh (paschtunisch نبیله هورخش, persisch نبیلا هورخش; geb. 1989 in der Provinz Kabul) ist eine afghanische Journalistin, Kuratorin und Künstlerin. Sie war eine der ersten Frauen, die ihre Arbeiten am Center for Contemporary Arts Afghanistan vorstellten und gilt als eine der bedeutendsten modernen afghanischen Künstlerinnen.

Nabila Horakhsh

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Horakhsh studierte Dari-Literatur an der Universität in Kabul. Noch während ihres Literaturstudiums absolvierte sie einen Kurs für realistische Malerei am Center for Contemporary Arts in Kabul.[1] Deren Direktor Rahraw Omarzad motivierte sie dazu, sich intensiver mit der Malerei zu beschäftigen und begann, sie zu fördern.[2] Ihr Studium schloss sie im Jahr 2009 mit dem Bachelor ab.[3] Nach ihrem Studium arbeitete Horakhsh als Journalistin für afghanische Medien, unter anderem für Saba TV, sowie für die Heinrich-Böll-Stiftung.[4]

Berang Arts Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Horakhsh gehörte zu den ersten Frauen, die im Center for Contemporary Arts Afghanistan ihre Arbeiten vorstellten.[5] Im Jahr 2009 war sie Gründungsmitglied der Organisation Berang Arts (auch „Berang Art Association“), die sich für zeitgenössische afghanische Kunst einsetzt.[2] Berang Arts ging aus einer Gruppe von Künstlern hervor, die sich kennen lernten, als sie im Jahr 2009 für den afghanischen Preis für zeitgenössische Kunst nominiert waren. Aus der gemeinsamen Arbeit in einem von der Nationalgalerie in Kabul zur Verfügung gestellten Raum ging eine Ausstellung hervor, die im Jahr 2011 im Goethe-Institut in Kabul gezeigt wurde.

Documenta 13[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Horakhsh vertrat Afghanistan mehrfach bei internationalen Gruppenausstellungen.[5] In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Kabul war Horakhsh im Jahr 2012 als Projektassistentin am afghanischen Beitrag zur Documenta 13 beteiligt.[4] Das Programm, dessen Beiträge teilweise in Kabul realisiert wurden, hatte einen großen Einfluss und eine belebende Wirkung auf die afghanische Kunstszene. Horakhsh bezeichnet ihre organisatorische und konzeptionelle Mitarbeit an der dreizehnten Documenta als prägende Erfahrung. Ihrer Ansicht nach rückte diese Kooperation die zeitgenössische junge afghanische Kunst ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit. Als besonders wichtig wertet Horakhsh die Besuche internationaler Künstler in Afghanistan, von denen sie viele kennenlernen konnte, beispielsweise Aman Mojadidi.[2]

Flucht nach Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Horakhsh verließ Afghanistan im Februar 2022 im Zuge des Vormarsch der Taliban im Jahr 2021 und floh über Pakistan nach Deutschland.[6] Als „Artist in Residence“ arbeitete sie im Sommer 2022 an der Hochschule für bildende Künste (HfbK) in Hamburg. Horakhsh war ebenfalls im Jahr 2022 Stipendiatin der Martin-Roth-Initiative.[7] Die nach dem Kulturwissenschaftler Martin Roth benannte Initiative des Goethe-Institutes und des Instituts für Auslandsbeziehungen unterstützt kritische Künstler, die in ihren Heimatländern gefährdet sind. Im Juni 2022 war Horakhsh im Auftrag der Hamburger Behörde für Kultur und Medien am Projekt „Endless Pattern Boulevard“ beteiligt, bei dem ein Stück Straße in Nähe der größten Hamburger Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Bergedorf gestaltet wurde.[8]

Künstlerischer Ansatz und Stil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Inspiration für ihre Bilder dient Horakhsh die islamische Mystik, insbesondere der Sufismus. Thematisch beschäftigt sie sich mit dem feministischen Widerstand gegen patriarchalische Strukturen, den Entbehrungen der Frauen in Afghanistan und den Konsequenzen von Unterdrückung und Gewalt.[5][9][10] Ihre Gemälde werden als eindringlich und abstrakt beschrieben. Horakhsh nutzt oft die Farbe Rot – ihrer Aussage nach als Symbol für die Liebe für Alles, die sie stark empfinde. Dunkelblau, als Farbe der Nacht, ist in ihren Bildern ebenfalls oft vertreten. Nach Horakhsh Ansicht spiegelt sich in ihrem künstlerischen Werk möglicherweise ein Gefühl der Angst wider, das durch die zunehmende Gewalt und die weltweiten Konflikte ausgelöst wird.[3]

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2008 Make Art Not War, Deutsche Welle, Bonn sowie Sächsische Landesvertretung, Berlin[10][11]
  • 2011 Faryad-e-Khaamosh („Stummer Schrei“), National Galerie, Kabul[12]
  • 2011 Accident – Berang Arts-Gemeinschaftsausstellung, Goethe-Institut, Kabul[12]
  • 2012 Summer Exhibition Royal Academy of Arts, London[12]
  • 2018 India-Afghan Women Art Exhibition (ebenfalls als Kuratorin), Dehli
  • 2019 mit Jahan Ara Rafi und Shamsia Hassani: Chahar Chob, Afghanistan Photographers Association (APA), Kabul
  • 2020 Made in Afghanistan (ebenfalls als Kuratorin), Etihad Modern Art Gallery in Abu Dhabi[13]
  • 2022 And then we all scream, MOM art space Hamburg[14]
  • 2023 Jahresausstellung der Hochschule für bildende Künste, Hamburg

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Profil Nabla Horakhsh auf der Webpräsenz der Imago Mundi Collection, aufgerufen am 12. Februar 2023
  2. a b c Moshtari Hilal: Nabila, was machst Du hier? In: Magazin »Lerchenfeld«. HfbK, Hamburg, März 2022, abgerufen am 11. Februar 2023.
  3. a b Kabul Arts Project: Six Afghan Artists to know. Abgerufen am 11. Februar 2023.
  4. a b Profil Nabila Horakhsh auf der Website der Heinrich Böll Stiftung. Abgerufen am 11. Februar 2023.
  5. a b c Cornelia Wegerhoff: "Sie haben mich umgebracht". In: Amnesty Journal. Amnesty International, 25. November 2022, abgerufen am 11. Februar 2023.
  6. "Der Kampf für die Rechte von Frauen hat viele Gesichter", Artikel vom 21. Mai 2022 auf Deutschlandradio Kultur (online), aufgerufen am 7. Juni 2023
  7. Artist in Residence während der Jahresausstellung 2023, auf der Website der HfbK, Hamburg, aufgerufen am 11. Februar 2023
  8. "Projekt Endless Pattern Boulevard", auf der Website der Stadt Hamburg (hamburg.de), aufgerufen am 7. Juni 2023
  9. Maxi Beigang: Goethe-Institut stellt Fesivalprogramm vor: Wozu noch Feminismus? In: Berliner Zeitung. 27. April 2022, abgerufen am 11. Februar 2023.
  10. a b Maria Hörl: Ausstellung: Afghanische Malerinnen verbannen die Burka. In: Tagesspiegel. 14. August 2008, abgerufen am 11. Februar 2023.
  11. Eva Kalwa: Wut und Farbe. In: Tagesspiegel. 5. Juli 2008, abgerufen am 11. Februar 2023.
  12. a b c Künstlerprofil Nabila Horakhsh auf der Website der Imago Mundi Collection, aufgerufen am 11. Februar 2023
  13. Made in Afghanistan Art Exhibition at Etihad Modern Art Gallery, Bericht vom 24. November 2019 auf Arte & Lusso (online), aufgerufen am 11. Februar 2023
  14. Kunst im Kontext sexualisierter Gewalt, aufgerufen am 7. Juni 2023