Neanderkirche (Düsseldorf)

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Turmfassade zur Bolkerstraße

Die Neanderkirche ist eine evangelische Kirche an der Bolkerstraße in der Düsseldorfer Altstadt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Beginn der Gegenreformation in Düsseldorf wurden die Aktivitäten der reformierten und evangelischen Kirche in Düsseldorf noch von 1609 bis 1614 geduldet. 1610 wurde deshalb auf dem Grundstück der späteren Neanderkirche ein Predigthaus errichtet. Mit Ende der Duldung musste dieses Haus 1614 geschlossen werden.[1] Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts durften die evangelischen Christen in der Altstadt wieder Kirchengebäude errichten. Die Neanderkirche wurde von der Reformierten Gemeinde fast gleichzeitig mit der Lutherischen Berger Kirche errichtet. Nach der Grundsteinlegung 1683 wurde die Kirche nach Entwurf und unter der Bauleitung von Michael Cagnon bis 1687 errichtet.[2][3][4] Entwürfe für die Innenausstattung, die große Kirchentür und den Engel mit Posaune als Wetterfahne für den Turm lieferte der Hofmaler Johannes Spilberg.[5] Kirchweihe war bereits 1684.[6] Die Benennung nach Joachim Neander erfolgte 1916.[7]

Die Neanderkirche entstammt dem frühen Barock[8] und hat wegen der calvinistischen Zurückhaltung eine schlichtere Gestaltung, als es im Barock üblicherweise war. Aufgrund der im Herzogtum Berg vorherrschenden römisch-katholischen Glaubensrichtung, der auch der Landesherr aus dem Hause Pfalz-Neuburg anhing, und aus Gründen der durch die Gegenreformation bestehenden Vorbehalte gegen Protestanten, durften protestantische Kirchen nicht als Kirchenbau in Erscheinung treten. Daher musste die Neanderkirche als so genannte Hinterhofkirche errichtet werden, das heißt in einem uneinsehbaren Innenhof einer Blockrandbebauung und somit nicht unmittelbar an einer öffentlichen Verkehrsfläche.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die an der Bolkerstraße vorgelagerten Häuser zerstört und nicht wieder aufgebaut, so dass die Kirche heute von dieser Seite aus sichtbar ist. Der auf den Grundstücken der zerstörten Häuser entstandene Kirchhof wird von der gegenüberliegenden Brauerei zum Schlüssel gelegentlich als Biergarten genutzt. Zusätzlich zum Zugang von der Bolkerstraße aus, besteht ein Durchgang zur Andreasstraße neben der Traditionsgaststätte Benders Marie.

Kirchlich gehört sie zur Evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf-Mitte.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Moderner Orgelprospekt

Die heutige Orgel der Neanderkirche wurde 1965 von der Orgelbaufirma Rieger (Schwarzach, Österreich) unter der Leitung von Josef von Glatter-Goetz nach einem Dispositionsentwurf von Gerhard Schwarz und Hubert Meyers erbaut.[9] Das Instrument hat mechanische Spiel- und Registertrakturen und dient insbesondere als Konzertinstrument.[10][11] Von 1961 bis 1999 war Oskar Gottlieb Blarr hier Organist und Kirchenmusiker. Nachfolger war Martin Schmeding und seit 2003 ist Sebastian Klein Stelleninhaber.

I Rückpositiv C–c4
Hohlflöte 8′
Rohrpommer 4′
Principal 2′
Terzsepta 135
Gemsquint 113
Scharff IV
Holzregal 16′
Holzdulcian 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–c4
Gemshorn 16′
Principal 8′
Koppelflöte 8′
Octave 4′
Rohrflöte 4′
Sesquialter II 223
Spitzoctave 2′
Mixtur VI 2′
Buntzimbel 12
Cornett V 8′
Chamade 8′
Musette 8′
Clairon (Cham) 4′
Tremulant
III Schwellwerk C–c4
Principal 8′
Gedacktflöte 8′
Schwebung 8′
Geigenoctave 4′
Spitzgedackt 4′
Nazard 223
Q. de Nazard 2′
Terz 135
Octave 1′
Mixtur IV-VII 2′
Trompete 16′
Trompete 8′
Trompete 4′
Tremulant
Pedal C–g1
Principal 16′
Subbass 16′
Quinte 1023
Octave 8′
Rohrpfeife 8′
Sesquialter 513
Octave 4′
Hintersatz 4′
Octave 2′
Bombarde 16′
Sordun 8′
Chamade 8′
Chamade 4′
Tremulant

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Turm hängen zwei Glocken in den Schlagtönen fis' und a'. Eine wurde von der Glocken- und Kunstgießerei Rincker im hessischen Sinn gegossen, die andere ist eine sogenannte Leihglocke vom Hamburger Glockenfriedhof.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Neanderkirche (Düsseldorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Theo Lücker: Steine sprechen. Kleiner Wegweiser durch die Düsseldorfer Altstadt. Verlag T. Ewers, Düsseldorf 1977, S. 80–81 [Nr. 39 Die Neanderkirche].
  • Gisela Vollmer: Die Neanderkirche in Düsseldorf. Beiträge zur Baugeschichte. In: Düsseldorfer Jahrbuch Nr. 49, 1959, S. 176–185.
  • Ingo Beucker: Die Neanderkirche in Düsseldorf. Restaurierung und Einfügung in das Stadtbild in den Jahren 1957 bis 1959. In: Düsseldorfer Jahrbuch Nr. 49, 1959, S. 185–195.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. In: Stadtarchiv Düsseldorf, Geschichtendatei, Band Q–S, S. 156.
  2. In 57. Neanderkirche. Bau und Reparatur, Bd. 1, Aktenzeichen 57-2,1: „Neubau 1678-1685, Kampf um die Bauerlaubnis 1678, Entwurf und Bauleitung: Ing. und Architekt Cagnon, Rechnungen für Baumaterial, Rechnung des Ing. Joh. Spilberg für Anfertigung von Abrissen und 10-monatiger Bauaufsicht 1685.“ S. 99 (archiv-ekir.de)
  3. Neanderkirche (Düsseldorf). In: Structurae, abgerufen am 22. Januar 2010.
  4. Ernst von Schaumburg, in: Historische Wanderung durch Düsseldorf, Vortrag vom 5. April 1866, S. [55]57.Digitalisierte Ausgabe der ULB Düsseldorf
  5. Gunter A. Eberhard (Hrsg.): Geschichtliche Miniaturen. Neanderkirche Düsseldorf. Rheinland-Verlag, Köln 1984, ISBN 3-7927-0842-6, S. 11
  6. Duesseldorf-Altstadt.de
  7. Duesseldorf-Altstadt.de
  8. Stadt Düsseldorf
  9. Eine Vorgängerorgel schuf 1694 Peter Weidtmann (1647–1715) aus Ratingen.
  10. Näheres zur großen Orgel der Neanderkirche
  11. Organ index: Informationen zur Orgel mit Diskografie. Abgerufen am 7. November 2021.

Koordinaten: 51° 13′ 36,1″ N, 6° 46′ 28,2″ O