Nebenklassengraph

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Der Nebenklassengraph ist ein graphentheoretisches Hilfsmittel der Gruppentheorie. Durch ihn können einige gruppentheoretische Sachverhalte anschaulich und einfach formuliert werden. In der Vergangenheit konnten einige Beweise durch ihn vereinfacht und stark verkürzt werden.

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sei eine Gruppe, und seien Untergruppen von . Sei der Graph mit Eckenmenge , aller Nebenklassen nach den , und der Kantenmenge . Dann heißt der Nebenklassengraph nach den .

Eigenschaften von Γ[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

operiert vermöge Rechtsmultiplikation auf und . Man spricht dabei häufig von der Operation von auf , wobei aus dem Zusammenhang zu erkennen ist, welche der beiden Operationen gemeint ist. In den meisten Fällen ist von der Operation auf der Eckenmenge die Rede.

Die Operation von auf zerfällt in Bahnen, wobei jeweils einen Repräsentanten dieser Bahnen darstellen. (Insbesondere ist n-partit mit Partitionen ).

Bezeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sei . Dann bezeichne die Bahn von unter und den Stabilisator von in . Mit sei die Menge der Nachbarn von bezeichnet.

Einfache Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sei . Dann gilt:

  • ist zu einem der konjugiert. Genauer: Ist , so ist .
  • Die Operation von auf den Kanten ist transitiv.
  • operiert transitiv auf .
  • Der größte Normalteiler von , der in liegt, ist der Kern der Operation von auf .

Satz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der folgende Satz zeigt, wie die oft etwas unhandliche Erzeugniseigenschaft in Gruppen mit Hilfe des Nebenklassengraphen in eine einfache graphentheoretische Eigenschaft umformuliert werden kann.

ist genau dann zusammenhängend, wenn ist.

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine wesentliche Anwendung erfährt der Nebenklassengraph in der so genannten Amalgam-Methode, bei der die Untersuchung der Gruppe reduziert wird auf die Untersuchung von Untergruppen . Diese Reduktion schafft insofern Vorteile, als dass die Gruppe unendlich sein darf. Solange nur die endlich sind, stehen sämtliche Sätze und Methoden der endlichen Gruppentheorie zur Verfügung.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • A. Delgado, D. Goldschmidt, B. Stellmacher: Groups and Graphs. New results and Methods. Birkhäuser, Basel u. a. 1985, ISBN 3-7643-1736-1 (Deutsche Mathematiker-Vereinigung. DMV-Seminar 6).
  • Hans Kurzweil, Bernd Stellmacher: Theorie der endlichen Gruppen. Eine Einführung. Springer-Verlag, Berlin u. a. 1998, ISBN 3-540-60331-X (Springer-Lehrbuch).