Netzach-Jehuda-Bataillon
Das 97. Netzach-Jehuda-Bataillon (englisch Netzah Yehuda Battalion, hebräisch גדוד נצח יהודה Gdud Netzach Jehuda), früher ha-Nachal ha-Charedi (הנחל החרדי), ist ein Bataillon der Kfir-Brigade der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte. Das Motto der Einheit ist "We haja mechanecha kadosch", deutsch: "und dein Lager soll heilig sein"[1][2], ein Satz aus der Torah.[3]
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Einheit wurde auf Anregung eines Rabbiners 1999 mit damals dreißig Rekruten aufgestellt.[4] 2013 war die zu dem Zeitpunkt im Raum von Dschenin operierende Einheit auf knapp tausend Soldaten angewachsen und die einzige Einheit in den Israelischen Verteidigungskräften, in der Ultraorthodoxe dienten.[3] Das zunächst in Westjordanland stationierte Bataillon wurde speziell gebildet, um ultraorthodoxe Juden, vor allem aus Siedlerfamilien aus dem Westjordanland aufzunehmen. Einheitsangehörige sind ausschließlich Männer. Es entwickelte sich zur Anlaufstelle von Rechtsextremen, deren Dienst in anderen Einheiten der israelischen Streitkräfte abgelehnt worden war.[5] Angehörige des Netzach-Jehuda-Bataillons waren an mehreren Fällen von Misshandlungen von Palästinensern beteiligt, die auch zum Tode von Zivilisten führten.[6] Ende 2022 wurde das Bataillon auf die Golanhöhen verlegt, um Kontakte zu Palästinensern zu vermindern.[7] Im März 2024 wurde das Bataillon während des Krieges in Gaza im nördlichen Gazastreifen eingesetzt.[8]
Sanktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zu den Angehörigen des Bataillons vorgeworfenen Menschenrechtsverletzungen gehört der Tod des palästinensisch-US-amerikanischen Omar As’ad. Der 78-jährige war bei einer Straßenkontrolle im Januar 2022 gefesselt und geknebelt und dann bei winterlichen Temperaturen auf einer Baustelle liegen gelassen worden.[9] 2022 begannen Ermittlungen von US-Behörden wegen möglicher Menschenrechtsverletzungen durch Angehörige des Bataillons.[10] 2024 wurde bekannt, dass die US-Regierung Sanktionen gegen das Netzach-Jehuda-Bataillon plane.[11] Grundlage wäre ein von Senator Patrick Leahy formuliertes und 1997 beschlossenes Gesetz, das Militärhilfen für Einheiten untersagt, die im begründeten Verdacht von Menschenrechtsverletzungen stehen.[12] US-Außenminister Antony Blinken erklärte am 22. April 2024, dass Untersuchungen in solchen Fällen mit großer Sorgfalt durchzuführen seien. Es gebe diesbezüglich auch keine Doppelmoral bezüglich Israel.[13]
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Kriegskabinettsmitglied Benny Gantz kritisierten mögliche Sanktionen für eine Einheit der israelischen Streitkräfte scharf, Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir erklärte, er könne das Bataillon in die israelische Polizei integrieren.[14] Finanzminister Bezalel Smotrich bezeichnete Sanktionen gegen israelische Militäreinheiten als vollkommen verrückt.[15]
Das Außenministerium der Vereinigten Staaten erklärte schließlich, dass bei fünf Einheiten der israelischen Streitkräfte und einer Polizeieinheit schwere Menschenrechtsverstöße vor dem Angriff der Hamas auf Israel 2023 festgestellt worden seien. Während bei den anderen Einheiten Schritte zur Abhilfe eingeleitet worden seien, sei dies beim Netzach-Jehuda-Bataillon nicht der Fall. Aufgrund einer Vereinbarung zur militärischen Zusammenarbeit aus 2018 würde Israel zusätzliche Zeit zur Antwort eingeräumt. Leahy-Sanktionen seien aber weiter möglich.[16]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Deuteronomy 23:14, auf biblegateway.com
- ↑ Deuteronomy 23:14, auf bible.oremus.org
- ↑ a b Daniel K. Eisenbud: IDF’s only ultra-Orthodox battalion sworn in, The Jerusalem Post vom 26. April 2013
- ↑ Jonathan Rosenblum: Nahal Haredi Comes of Age, Jewish Action, Ausgabe 3/5772 (Sommer 2011)
- ↑ Sarah Sebastian: Who are the 'Netzah Yehuda'? US move to sanction IDF battalion irks Israel, The Week vom 21. April 2024
- ↑ Yonah Jeremy Bob: US, Netzach Yehuda, ICC train wreck: When America tried to walk a tightrope and missed - analysis, The Jerusalem Post vom 21. April 2024
- ↑ Amos Harel: Violent ultra-Orthodox Battalion Moves to Golan Heights, Haaretz vom 2. Januar 2023
- ↑ Emanuel Fabian: IDF: In first Gaza operation, ultra-Orthodox troops destroy launch sites, kill Hamas gunmen, The Times of Israel vom 8. März 2024
- ↑ Emanuel Fabian: IDF soldiers won’t be indicted over death of elderly Palestinian-American, The Times of Israel vom 13. Juni 2023
- ↑ Amos Harel: U.S. Examining Allegations Against Israel's Orthodox West Bank Battalion, Haaretz vom 6. September 2022
- ↑ www.tagesschau.de Herzog warnt vor US-Sanktionen gegen Armee-Einheit
- ↑ Barak Ravid: Scoop: U.S. expected to sanction IDF unit for human rights violations in West Bank, Axios vom 20. April 2024
- ↑ Laura Kelly: Blinken says no ‘double standard’ for Israel ahead of expected sanctions on military unit, The Hill vom 22. April 2024
- ↑ Israel aghast as US said poised to sanction IDF unit with history of abuses, The Times of Israel vom 21. April 2024
- ↑ Eugenia Yosef and Tim Lister: Israeli leaders and military criticize reported US plans to sanction IDF unit, CNN vom 22. April 2024
- ↑ Julian Borger: US finds Israeli units committed human rights abuses before Gaza war, The Guardian vom 29. April 2024