Nigrische Allianz für Demokratie und Fortschritt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Nigrische Allianz für Demokratie und Fortschritt
ANDP-Zaman Lahiya
Partei­vorsitzender Moussa Hassane Barazé
Gründung 27. Februar 1992
Haupt­sitz Niger
Parlamentssitze 3 von 171

Die Nigrische Allianz für Demokratie und Fortschritt (französisch: Alliance nigérienne pour la démocratie et le progrès-Zaman Lahiya, Kürzel: ANDP-Zaman Lahiya) ist eine politische Partei in Niger.

Ausrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nigrische Allianz für Demokratie und Fortschritt gilt als traditionalistische Partei, die ethnisch bei den Zarma der Stadt Dosso verwurzelt ist. Ihre beiden ersten Parteivorsitzenden Adamou Moumouni Djermakoye und Moussa Moumouni Djermakoye entstammten einer Seitenlinie der Zarmakoye (Djermakoye), des traditionellen Herrscherhauses der Zarma von Dosso.[1] Zaman Lahiya, der Beiname der Partei, kommt aus der Sprache Hausa und bedeutet „in Frieden leben“.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zweite Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nigrische Allianz für Demokratie und Fortschritt wurde am 27. Februar 1992 gegründet.[3] Sie entstand als Abspaltung von der Nationalen Bewegung der Entwicklungsgesellschaft (MNSD-Nassara) und geht auf den Klub der Freunde von Adamou Moumouni Djermakoye (französisch: Club des Amis de Moumouni Adamou Djermakoye, Kürzel: CAMAD) zurück, der 1991 innerhalb des MNSD-Nassara Adamou Moumouni Djermakoye bei dessen Bemühungen unterstützte, Parteivorsitzender zu werden, sich aber gegen Mamadou Tandja nicht durchsetzen konnte.[4]

Dritte Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Präsidentschaftswahlen von 1993 gewann Mahamane Ousmane von der Nigrischen Partei für Demokratie und Sozialismus (PNDS-Tarayya), Adamou Moumouni Djermakoye wurde Vierter. Bei den Parlamentswahlen von 1993 erhielt die ANDP-Zaman Lahiya zwölf der 83 Sitze in der Nationalversammlung. Sie war unter anderem mit dem PNDS-Tarayya und der CDS-Rahama in der Neun-Parteien-Koalition Allianz der Kräfte des Wandels verbunden, das mit 50 Abgeordneten in der Nationalversammlung vertreten war und den MNSD-Nassara von der Macht verdrängte.[5] Adamou Moumouni Djermakoye wurde Präsident der Nationalversammlung, was er bis 1994 blieb.[6]

Bei den Parlamentswahlen von 1995 verlor die ANDP-Zaman Lahiya drei Mandate und war nunmehr mit neun von 83 Sitzen in der Nationalversammlung vertreten.[7] Als der PNDS-Tarayya die Allianz der Kräfte des Wandels verließ und sich mit dem MNSD-Nassara verbündete, schloss sich auch die ANDP-Zaman Lahiya diesem Schritt an.[4]

Vierte Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Staatspräsident Mahamane Ousmane wurde 1996 durch einen Staatsstreich von Ibrahim Baré Maïnassara gestürzt, der sich bei den Präsidentschaftswahlen von 1996 zu dessen Nachfolger wählen ließ. Dem Präsidentschaftskandidaten Adamou Moumouni Djermakoye brachte das offizielle Wahlergebnis einen fünften (und letzten) Platz ein. In der Übergangsregierung unter Premierminister Boukary Adji war die ANDP-Zaman Lahiya mit Arbeitsminister Seïni Ali Gado vertreten.[8] Anders als die meisten anderen Parteien boykottierte die ANDP-Zaman Lahiya die Parlamentswahlen von 1996 nicht und wurde mit acht von 83 Sitzen erneut in die Nationalversammlung gewählt.[9] Bald wandte sie sich aber von den autoritären Plänen Ibrahim Baré Maïnassaras ab, der 1999 bei einem Staatsstreich den Tod fand.

Fünfte Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Präsidentschaftswahlen von 1999 brachten dem MNSD-Nassara-Kandidaten Mamadou Tandja den Sieg ein. Adamou Moumouni Djermakoye wurde Fünfter. Bei den Parlamentswahlen von 1999 trat die ANDP-Zaman Lahiya als Bündnispartner des PNDS-Tarayya auf, allerdings ging auch hier das Lager des MNSD-Nassara als Sieger hervor.[4] Die ANDP-Zaman Lahiya konnte nur noch vier der 83 Parlamentssitze gewinnen und wurde damit erstmals in ihrer Geschichte zur kleinsten in der Nationalversammlung vertretenen Partei.[10] Die Präsidentschaftswahlen von 2004 wurden wieder von Mamadou Tandja (MNSD-Nassara) gewonnen und Adamou Moumouni Djermakoye landete erneut auf dem fünften Platz.

Bei den Parlamentswahlen von 2004 wechselte die ANDP-Zaman Lahiya auf die Seite des auch hier erfolgreichen MNSD-Nassara[4] und erhielt fünf von 113 Sitzen in der Nationalversammlung.[11] Der Parteigründer Adamou Moumouni Djermakoye starb im Juni 2009.

Sechste Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Staatspräsident Tandja und sein MNSD-Nassara zunehmend autoritäre Tendenzen zeigten, schloss sich die vorübergehend führungslose ANDP-Zaman Lahiya einem Oppositionsbündnis an, das die Parlamentswahlen von 2009 boykottierte.[12] Staatspräsident Mamadou Tandja wurde im Februar 2010 bei einem Staatsstreich gestürzt. Im Juni 2010 wurde Adamou Moumouni Djermakoyes Bruder Moussa Moumouni Djermakoye zum neuen Parteivorsitzenden der ANDP-Zaman Lahiya gewählt.[13]

Siebte Republik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die von Mahamadou Issoufou (PNDS-Tarayya) gewonnenen Präsidentschaftswahlen von 2011 brachten Moussa Moumouni Djermakoye den sechsten Platz ein. Bei den Parlamentswahlen von 2011 ging die ANDP-Zaman Lahiya wieder ein Bündnis mit dem diesmal siegreichen PNDS-Tarayya ein.[4] Die Partei war seitdem mit acht der 113 Sitze in der Nationalversammlung vertreten.[14] Sie schloss sich im selben Jahr mit 32 weiteren politischen Parteien und Gruppierungen in einer Allianz zusammen, die sich auf gemeinsame Grundsätze verständigte und zusagte, die Regierung Mahamadou Issoufous bei ihren Vorhaben zu unterstützen.[15]

Bei den Parlamentswahlen von 2016 gewann die ANDP-Zaman Lahiya vier von 171 Sitzen in der Nationalversammlung.[16] Bei den Präsidentschaftswahlen von 2016 unterstützte sie den erneut siegreichen Amtsinhaber Mahamadou Issoufou.[17] Im November 2017 starb auch Moussa Moumouni Djermakoye.[18] Die Interimsführung der bald in sich zerstrittenen Partei übernahm der stellvertretende Vorsitzende Sani Ousmane, bis im September 2018 Bergbauminister Moussa Hassane Barazé zum neuen Parteivorsitzenden gewählt wurde.[19] Der General im Ruhestand Mounkaïla Issa, der sich erfolglos um die Nachfolge Moussa Moumouni Djermakoyes bemüht hatte, gründete Anfang 2019 mit dem Nigrischen Bündnis für Demokratie und Frieden (RNDP Aneima Banizoumbou) seine eigene Partei.[20]

Aus den Parlamentswahlen von 2020 ging die Nigrische Allianz für Demokratie und Fortschritt mit drei von 171 Sitzen in der Nationalversammlung hervor.[21] Bei den Präsidentschaftswahlen von 2020 trat Moussa Hassane Barazé für die Partei an und wurde mit 2,4 % der Wählerstimmen achter von 30 Bewerbern um das höchste Amt im Staat.[22]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nigrische Allianz für Demokratie und Fortschritt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Les partis politiques nigériens, leurs leaders respectifs et les pratiques politiques inavouables. (Memento vom 5. Februar 2012 im Internet Archive) africatime.com, 1. März 2004; abgerufen am 11. Oktober 2012.
  2. Mamoudou Gazibo: La vertu des procédures démocratiques: élections et mutation des comportements politiques au Niger. In: Roland Marchal (Hrsg.): Justice et réconciliation: ambiguïtés et impensés. Politique africaine No. 92. Karthala, Paris 2003, S. 148.
  3. Chaïbou Maman: Répertoire biographique des personnalités de la classe politique et des leaders d’opinion du Niger de 1945 à nos jours. Volume II. Démocratie 2000, Niamey 2003, S. 336.
  4. a b c d e Abdourahmane Idrissa, Samuel Decalo: Historical Dictionary of Niger. 4. Auflage. Scarecrow, Plymouth 2012, ISBN 978-0-8108-6094-0, S. 373.
  5. Niger: Parliamentary elections Assemblée nationale, 1993. Website der Interparlamentarischen Union; abgerufen am 9. Oktober 2012.
  6. Historique. (Memento vom 15. Mai 2013 im Internet Archive) Website der Assemblée Nationale, 17. Oktober 2011; abgerufen am 17. August 2012.
  7. Niger: Parliamentary elections Assemblée nationale, 1995. Website der Interparlamentarischen Union; abgerufen am 9. Oktober 2012.
  8. Le gouvernement du Niger, formé le 23 août 1996. (Memento vom 2. März 2005 im Internet Archive) Website Afrique Express; abgerufen am 9. Oktober 2012.
  9. Niger: Parliamentary elections Assemblée nationale, 1996. Website der Interparlamentarischen Union; abgerufen am 9. Oktober 2012.
  10. Niger: Parliamentary elections Assemblée nationale, 1999. Website der Interparlamentarischen Union; abgerufen am 9. Oktober 2012.
  11. Niger: Parliamentary elections Assemblée nationale, 2004. Website der Interparlamentarischen Union; abgerufen am 9. Oktober 2012.
  12. Niger: Parliamentary elections Assemblée nationale, 2009. Website der Interparlamentarischen Union; abgerufen am 9. Oktober 2012.
  13. M. Bako: Congrès extraordinaire de l’ANDP Zaman Lahiya: l’ancien Colonel Moussa Moumouni Djermakoye élu président du Parti. nigerdiaspora.net, 21. Juni 2010; abgerufen am 21. März 2020.
  14. Niger: Assemblée nationale, last elections. Website der Interparlamentarischen Union; abgerufen am 9. Oktober 2012.
  15. Zeinabou Gaoh: Déclaration de création de la Mouvance pour la Renaissance du Niger (MRN): trente-deux partis politiques s’allient pour une bonne gestion du pouvoir. nigerdiaspora.net, veröffentlicht am 9. August 2011, abgerufen am 21. März 2020.
  16. Niger: Assemblée nationale (National Assembly). Last elections. Inter-Parliamentary Union, 2016, abgerufen am 13. März 2016 (englisch).
  17. Scrutin présidentiel au Niger: Les candidatures les mieux cotées… In: Niger Dépêches. 15. Januar 2016, archiviert vom Original am 13. März 2016; abgerufen am 13. März 2016 (französisch).
  18. Soumana Assane: Décès de Moussa Moumouni Djermakoye, président du Conseil Economique et Sociale (CESOC) : Obsèques officielles, ce matin, à la mémoire de l’illustre disparu, en présence du Président de la République. In: Niger Diaspora. 23. November 2017, abgerufen am 13. Oktober 2018 (französisch).
  19. Seini Seydou Zakaria: Congrès extraordinaire de l’Alliance Nigérienne pour la Démocratie et le Progrès (ANDP-Zaman Lahiya) : M. Moussa Hassane Barazé élu président du parti. In: nigerdiaspora.net. 10. September 2018, abgerufen am 13. Oktober 2018 (französisch).
  20. Nouvelle formation politique : Le RNDP du Général Mounkaila voit le jour. In: aNiamey.com. 18. Januar 2019, abgerufen am 6. März 2021 (französisch).
  21. Assane Soumana: Cour Constitutionnelle : Validation Et Proclamation Des Résultats Définitifs Des Élections Législatives Du 27 Décembre 2020. In: Le Sahel. 1. März 2012, abgerufen am 6. März 2021 (französisch).
  22. Election Présidentielle 2020 - 1er tour : Résultats globaux provisoires. Unabhängige Nationale Wahlkommission Nigers, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Januar 2021; abgerufen am 6. März 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org