Nikolaus Maaß

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Nikolaus Maaß (* um 1550; † August 1615 in Kopenhagen) war ein norddeutscher Orgelbauer, der vor allem in Pommern und Dänemark Orgeln im Stil der niederländischen Spätrenaissance schuf. Außer einigen Registern der Orgel im Dom zu Roskilde ist von seinem Werk nichts erhalten.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maaß wurde vermutlich in den Niederlanden geboren. Darauf weist außer seinem Namen die niederländische Bauweise seiner Orgeln, die allerdings für den gesamten norddeutschen Raum dieser Zeit kennzeichnend ist. Sein Lehrmeister ist unbekannt, vermutet wird David Beck.[1]

Seine Tätigkeit als Orgelbauer ist ab 1582 in Stettin und Kopenhagen nachweisbar. Möglicherweise führte Maaß im selben Jahr Arbeiten an der Stralsunder St.-Jakobi-Kirche durch, da hier von einem Nicolai die Rede ist. Zwischen 1584 und 1592 hielt er sich wahrscheinlich in Sachsen auf, wo er die Orgelbauerfamilie Lorenz kennenlernte. Im Jahr 1592 erwarb er das Bürgerrecht von Stralsund; Maaß wurde also nicht in der Stadt geboren. Er hatte dort Besitz. 1598 gab er für Stralsund ein Guthaben über 200 Gulden als Pfand, das er in Grimma besaß.[2]

Maaß übersiedelte 1602 nach Kopenhagen und wurde dort 1603 als Nachfolger von Hans Brebus Hoforgelbauer des dänisch-norwegischen Königs Christian IV.[3] Johan Lorentz der Ältere gehörte zu den Schülern von Maaß und begleitete ihn nach Kopenhagen. Auch der Bruder Balthasar Lorenz war Geselle von Maaß. Schon im Jahr 1601 hatte Maaß im Auftrag von Christian IV. ein Portativ gebaut. Für das Kopenhagener Zeughaus fertigte Maaß 1602 ein Bleidach an. Der König schickte Maaß mit den Brüdern Lorenz im Jahr 1604 nach Flensburg, wo dieser bis 1609 eine der bedeutendsten Renaissanceorgel des Landes baute. 1606 entstanden für den König zwei weitere Portative, 1610 für Schloss Frederiksborg ein „silbernes“ Positiv.[4]

Nach seinem Weggang aus Stralsund führte Maaß mit der Stadt einen Prozess über ein seines Erachtens unrechtmäßig verkauftes Haus. Maaß starb während seines Orgelneubaus in Schloss Frederiksborg, der von seinem Meistergesellen Lorenz vollendet wurde.[2] Nach seinem Tod führte seine Witwe den Prozess gegen sie Stadt Stralsund fort. Sie wurde von Herzog Philipp Julius und Christian IV. unterstützt, was auf das hohe Ansehen ihres Mannes schließen lässt.[5]

Werkliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal. Eine Kursivierung zeigt an, dass die betreffende Orgel nicht mehr erhalten ist.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1582 Stettin Jakobskathedrale II/P 27 Erweiterungsumbau; nicht erhalten[6]
1582–1586 Stettin Marienkirche Renovierung; nicht erhalten
1590 Greifswald St.-Jacobi-Kirche Arbeiten an der Orgel; nicht erhalten
1592–1594 Stralsund St.-Marien-Kirche III/P 43 Neubau?; Disposition bei Michael Praetorius überliefert;[7] nicht erhalten → Orgel
1597 Greifswald St.-Marien-Kirche Wiederherstellung der Orgel für 666 Mark; nicht erhalten
1597 Barth St.-Marien-Kirche I/P 16 Erweiterungsumbau; 8 Register im Hauptwerk, 8 Register im Pedal; nicht erhalten[8]
1584, 1595, 1598 Prenzlau Marienkirche III/P 1584 Reparatur und 1598 Erweiterung der Orgel von Fabian Peters aus Sneek (1567/1568); nicht erhalten
1598–1601/1612 Stralsund St.-Nikolai-Kirche III/P 44 Neubau, der zunächst 22 Register umfasste und 1612 auf die doppelte Größe erweitert wurde; nicht erhalten[9]
1599–1603 Greifswald Dom St. Nikolai Arbeiten an der Orgel von Fabian Peters (1575–1577); nicht erhalten
1604–1609 Flensburg Nikolaikirche
III/P 38 Neubau; Prospekt von Heinrich Ringerink erhalten
1605–1609 Flensburg Marienkirche größere Arbeiten; nicht erhalten
1611 Roskilde Dom zu Roskilde
II 24 Wiederherstellung der Orgel von Hermann Raphael Rodensteen (1550–1555); wahrscheinlich drei Register erhalten
1613–1615 Hillerød Schloss Frederiksborg II/P 28 Neubau, von Johan Lorenz dem Älteren vollendet; nicht erhalten

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Beate Bugenhagen: Die Musikgeschichte Stralsunds im 16. und 17. Jahrhundert. Böhlau Verlag, Köln/Wien 2015, ISBN 978-3-412-21874-4.
  • Gustav Fock: Arp Schnitger und seine Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord- und Ostseeküstengebiet. Bärenreiter, Kassel 1974, ISBN 3-7618-0261-7.
  • Ole Olesen: Maass, Nicolaus. In: Douglas E. Bush, Richard Kassel (Hrsg.): The Organ. An Encyclopedia. Routledge, New York, London 2006, ISBN 0-415-94174-1, S. 314 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Dietrich W. Prost: Stralsund als Orgelstadt. Orgeln und Orgelbauer im praktisch-theologischen Dienst für die Kirchen Stralsunds. Verlag Dr. Kovač, Hamburg 1996, ISBN 978-3-86064-238-2.
  • Maarten Albert Vente: Die Brabanter Orgel. Zur Geschichte der Orgelkunst in Belgien und Holland im Zeitalter der Gotik und der Renaissance. H. J. Paris, Amsterdam 1963.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Klotz: Über die Orgelkunst der Gotik, der Renaissance und des Barock. Musik, Disposition, Mixturen, Mensuren, Registrierung, Gebrauch der Klaviere. 3. Auflage. Bärenreiter, Kassel 1986, ISBN 3-7618-0775-9, S. 211.
  2. a b Vente: Die Brabanter Orgel. 1963, S. 108.
  3. Olesen: Maass, Nicolaus. 2006, S. 314.
  4. Vente: Die Brabanter Orgel. 1963, S. 109.
  5. Bugenhagen: Die Musikgeschichte Stralsunds im 16. und 17. Jahrhundert. 2015, S. 275.
  6. Fock: Arp Schnitger und seine Schule. 1974, S. 170.
  7. Die Angaben bei Michael Praetorius: Syntagma musicum. Band 2: De Organographia. Wolfenbüttel 1619, S. 198–199 (online), beziehen sich möglicherweise auf St. Nikolai; siehe Bugenhagen: Die Musikgeschichte Stralsunds im 16. und 17. Jahrhundert. 2015, S. 274, und Prost: Stralsund als Orgelstadt. 1996, S. 23–24.
  8. Orgel in Barth, abgerufen am 26. August 2017.
  9. Bugenhagen: Die Musikgeschichte Stralsunds im 16. und 17. Jahrhundert. 2015, S. 273.