Nora Krug

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Nora Krug (2019)

Nora Krug (* 1977 in Karlsruhe) ist eine deutsch-amerikanische Illustratorin und Autorin. Sie lebt in New York.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nora Krug wuchs in ihrer Geburtsstadt Karlsruhe auf. Als 16-Jährige war sie auf Schüleraustausch in Kanada.[1] Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte sie Performance Design am Liverpool Institute for Performing Arts (Bachelor with Honours) und danach Dokumentarfilm und Illustration an der Universität der Künste Berlin mit einem Abschluss als Diplom-Designerin. Im Jahr 2002 ging sie nach New York, um an der School of Visual Arts in New York darüber hinaus das Fach Illustration as a Visual Essay (M. F. A.) zu studieren.

In ihrer mehrfach ausgezeichneten Graphic Memoir Heimat protokolliert Nora Krug die Suche nach ihrer eigenen Familiengeschichte im Kontext der NS-Zeit. So spielt darin ihr Großvater mütterlicherseits, Willi Rock, ein Fahrlehrer in Karlsruhe, eine Rolle, der ihren Recherchen nach zu den Mitläufern des NS-Regimes gehörte und 1933 Mitglied der NSDAP wurde. Er starb 1988, als Krug elf Jahre alt war. Ihr Wissen über die Familienvergangenheit beruht auf seinen Erzählungen, wie sie in Heimat ausführt. Ihr Onkel väterlicherseits, Franz-Karl Krug, fiel 18-jährig im Kriegsjahr 1944 in Norditalien.[1]

Anlass für die Frage nach einer familiären Mitschuld an den Geschehnissen der NS-Zeit war u. a. die Tatsache, dass Krug mit einem amerikanischen Illustrator jüdischer Herkunft verheiratet ist und sie sich durch Begegnungen mit der jüdischen Familie ihres Mannes intensiv mit der Frage einer deutschen Kollektivschuld auseinandersetzte.[2] Die Familie ihres Mannes war noch vor Beginn des Holocaust aus Straßburg und Frankfurt am Main in die USA emigriert. Nora Krug ist deutsche und amerikanische Staatsbürgerin. Das Paar hat eine Tochter (geboren 2015) und lebt in Lefferts Gardens, Brooklyn.[3]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Krugs Arbeiten erscheinen regelmäßig in der New York Times und anderen internationalen Publikationen. Sie ist die Autorin der Graphic Novel Red Riding Hood Redux (Bries, 2011) und des Künstlerbuchs Shadow Atlas (StraneDizioni, 2012). Sie illustrierte das 2011 bei Penguin/Putnam erschienene Kinderbuch My Cold Went on Vacation.

Die 2018 bei Penguin erschienene Graphic Memoir Heimat – Ein deutsches Familienalbum (Spiegel-Bestseller und SWR-Bestenliste 1/2019) wird in weiteren Ländern verlegt: 2018 in den USA (Scribner), UK (Particular Books), Holland (Balans), Frankreich (Gallimard). 2019 und 2020 in der Ukraine (Dobra Listyvka), in Norwegen (Spartacus), Schweden (Norstedts), Spanien (Salamandra), Brasilien (Companhia das Letras), Italien (Stile Libero), Dänemark (Gads), Korea (Bookhouse Publishers Co.), China (Thinkingdom), Litauen (Aukso Zuvys).

Heimat ist auch außerhalb Deutschlands auf großen Anklang gestoßen (Auswahl zu einem der New York Times Critics’ Top Books of 2018, eines der 50 Biggest Books of Autumn 2018 sowie eines der Best Books of 2018 des Guardian, als ein NPR Book of the Year 2018, als eines der Best Books of 2018 des Boston Globe, eines der Best Books of 2018 des San Francisco Chronicle und Kirkus Reviews’ Best Memoirs of 2018, als eines der 8 Must-Read Books you May Have Missed in 2018 des Time Magazins). In den USA wurde Belonging: A German Reckons With History and Home mit dem National Book Critics Circle Award 2018 in der Kategorie „Autobiografie“ ausgezeichnet.

Im Oktober 2021 erschien eine von Krug illustrierte Neuausgabe von Timothy Snyders Über Tyrannei: 20 Lektionen für den Widerstand aus dem Jahr 2017.

Krugs Animationen wurden auf dem Sundance Film Festival in Utah gezeigt, ihre illustrierten Biografien für Houghton Mifflin Harcourt, The Best American Series und Best American Non-Required Reading ausgewählt. Die Arbeiten wurden unter anderem durch Gold- und Silbermedaillen der Society of Illustrators und des Art Directors Club of New York ausgezeichnet. Krug gewann Studien- und Forschungsstipendien der John Simon Guggenheim Memorial Foundation, der Pollock-Krasner Foundation, des Maurice Sendak Fellowship, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und des Fulbright Programms. Einige ihrer Veröffentlichungen befinden sich in der Library of Congress.

2005 wurde Nora Krug als Professorin für Illustration und zeichnerische Darstellungstechniken an die Muthesius Kunsthochschule Kiel berufen. 2007 folgte sie dem Ruf auf eine Professur in Illustration an die Parsons School of Design New York City.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heimat. Ein deutsches Familienalbum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2018: Society of Illustrators (Buchkategorie): Silbermedaille
  • 2018: National Book Critics Circle Award, Kategorie Autobiographie
  • 2019: Förderpreis zum Schubart-Literaturpreis
  • 2019: Evangelischer Buchpreis (als Sachbuch)
  • 2019: Lynd Ward Graphic Novel Prize
  • 2019: ADC Awards: Gold Cube, Kategorie Buchillustration
  • 2019: ADC Awards: Cube, Illustration discipline winner
  • 2019: V&A Victoria and Albert Museum Illustration Awards: Gewinnerin Buchillustration
  • 2019: V&A „Moira Gemmill Illustrator of the Year 2019“
  • 2019: Aufnahme in das American Institute of Graphic Arts 2018 „50 Books 50 Covers“
  • 2019: Ludwig-Marum-Preis der SPD Karlsruhe
  • 2019: British Book Design and Production awards (Kategorie Graphic Novel)
  • 2019: Literary Hub: The 10 Best Memoirs of the Decade – And Then Some[4]
  • 2020: Premios del Cómic Aragonés: Beste internationale Arbeit
  • 2021: Urhunden-Preis: Beste 2019 veröffentlichte Comic-Übersetzung[5]
  • 2023: Gerty-Spies-Literaturpreis

Über Tyrannei: Zwanzig Lektionen für den Widerstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diaries of War – Im Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2023: OPC (Overseas Press Club of America): Bester Cartoon[12]
  • 2024: Tagesspiegel: Die besten Comics des Quartals – Platz 6[13]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Red Riding Hood Redux. Bries 2011, ISBN 978-90-76708-91-1, 400 S.
  • mit Molly Rausch (Text): My Cold Went on Vacation. Penguin/Putnam 2011, ISBN 978-0-399-25474-1.
  • Shadow Atlas. StranEdizioni 2012, 53 S., 400 nummerierte Exemplare.
  • Illustrationen zu Joseph von Eichendorff: Der Jäger Abschied (The Hunters’ Farewell). Corraini 2013, ISSN 1972-2842.
  • Heimat. Ein deutsches Familienalbum. Penguin, München 2018, ISBN 978-3-328-60005-3. (Amerikanischer Originaltitel: Belonging. A German Reckons With History and Home.)
  • mit Timothy Snyder (Text): Über Tyrannei. Zwanzig Lektionen für den Widerstand. C. H. Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-77760-8.
  • Diaries of War: Two Visual Accounts from Ukraine and Russia. Ten Speed Graphic/Penguin Random House 2023, ISBN 978-1984862433. (Deutscher Titel: Im Krieg. Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg.)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ilka Piepgras: Heimat. Der Erinnerung auf der Spur. In: Zeitmagazin Nr. 34/2018 – zeit.de. 15. August 2018, abgerufen am 29. November 2019.
  2. Andreas Platthaus: Illustratorin Nora Krug. Durchblick im Nebelmeer der deutschen Geschichte. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung – faz.net. 18. August 2018, abgerufen am 29. November 2019.
  3. Juliane Tranacher: Nora Krug. Illustratorin. In: citykinder.com. 1. November 2016, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. November 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.citykinder.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  4. The 10 Best Memoirs of the Decade ... And Then Some. In: lithub.com, 23. Dezember 2019.
  5. Vinnarna av Urhunden 2020 och 2021. In: shazam.se. 18. November 2021, abgerufen am 22. November 2021 (schwedisch).
  6. Hillary Chute, Ed Park: The Best Graphic Novels of 2021. In: The New York Times. 10. Dezember 2021, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 30. Dezember 2021]).
  7. Ute Wegmann: Bestenliste: Die besten 7 im Dezember 2021. In: deutschlandfunk.de. 4. Dezember 2021, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  8. Martin Jurgeit: Das sind die Favoriten der Kritikerjury. In: Der Tagesspiegel Online. 2. Januar 2022, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 3. Januar 2022]).
  9. 2022 ADC Awards – Illustration. Abgerufen am 5. Juni 2022.
  10. 2022 stiftungbuchkunst. Abgerufen am 13. Juni 2022.
  11. Das sind die besten Comics: eindrückliche Lebensläufe. In: buchreport.de. Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG, 13. Januar 2022, abgerufen am 4. Dezember 2022.
  12. OPC of America: Citation Winners. 22. März 2023, abgerufen am 27. März 2023 (amerikanisches Englisch).
  13. Lars von Törne: Die besten Comics des Quartals: Western-Comic führt Kritiker-Bestenliste an. In: Der Tagesspiegel Online. 19. März 2024, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 19. März 2024]).