Nora May French

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Nora May French, Fotografie von Arnold Genthe

Nora May French (* 1881 in Aurora, Cayuga County, New York; † 13. November 1907 in Carmel-by-the-Sea, Kalifornien) war eine US-amerikanische Journalistin, Dichterin und Mitglied der literarischen Bohème des Carmel Arts and Crafts Club, der nach dem großen Erdbeben und Brand von San Francisco 1906 seine Blütezeit erlebte.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

French wurde als Tochter von Edward French, einem Professor am Wells College, und Mary Wells French, der Schwester des Gründers von Wells Fargo, Henry Wells, geboren.[2] Als sie sieben Jahre alt war, zog ihre wohlhabende Familie auf eine Ranch außerhalb von Los Angeles, die sie jedoch innerhalb weniger Jahre durch einen verheerenden Hausbrand und eine misslungene Obsternte verlor.[3]

Ihre Schriftstellerkarriere begann im Teenageralter, als sie in lokalen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurde. In ihren frühen Zwanzigern verlobte sie sich mehrmals mit Alan Hiley, einem wohlhabenden Holzfarmer. Ihre Ambivalenz gegenüber der konventionellen Ehe fand ihren Niederschlag in The Spanish Girl, ihrem bekanntesten Text, einer Chronik einer zum Scheitern verurteilten Liebe in zweiundzwanzig Gedichten.[3] Nach der endgültigen Trennung der beiden schloss sich French Gruppe von Schriftstellern und Dichtern in Charles Fletcher Lummis' Haus nahe des Arroyo Seco an, die sie ermutigten, in Lummis' Zeitschrift Out West zu veröffentlichen.[2] Obwohl ihre Arbeit Lob erhielt, insbesondere von der feministischen und umweltbewussten Dichterin Mary Hunter Austin, führte dies nicht zu finanzieller Sicherheit.[1]

Nach dem Erdbeben von 1906 zog sie nach San Francisco. Sie etablierte sich schnell in den intellektuellen Kreisen der Bohème.[1] French war mit Henry Anderson Lafler, einem verheirateten Redaktionsassistenten bei The Argonaut, liiert. Als sie 1907 schwanger wurde, sich eine Abtreibung im Krankenhaus nicht leisten konnte und auch keinen Arzt fand, der das Risiko einer Abtreibung einging, führte sie mittels Pillen eine Abtreibung selbst durch. Sie überlebte die hochriskante Prozedur. Dies war schon ihre zweite Abtreibung.[4][5]

Dann zog sie zu George Sterling und seiner Frau Carrie nach Carmel-by-the-Sea. Sie hatte eine Affäre mit Sterling. French wurde immer depressiver und versuchte am Montag, den 11. November 2007, sich erfolglos mit einem Schuss in den Kopf umzubringen. Die Kugel riss eine Haarsträhne ab, aber sie verfehlte ihr Ziel. Zwei Tage später, in der Nacht vom 13. auf den 14. November, starb sie in Sterlings Haus an der Einnahme von Cyanid, während Carrie Sterling neben ihr schlief.[6] In den Zeitungen der San Francisco Bay Area wurde die Tragödie mit grellen Schlagzeilen und Berichten über die Ausschweifungen der Bohème sowie die häufigen Besuche prominenter verheirateter Männer, darunter die Künstler Charles Dickman, Xavier Martinez und Charles Rollo Peters, ausgebreitet.[7] Bei der Beerdigungsfeier in Point Lobos waren unter anderem George Sterling, James Hopper, Alan Hiley und Henry Lafler anwesend. Frenchs Asche wurde im Pazifischen Ozean verstreut.[1]

1910 wurden von Freunden posthum ihre Gedichte in der Sammlung Poems veröffentlicht.[8] Erst 2009 entstand eine moderne Ausgabe ihres Gesamtwerks.[2][9]

Obwohl viele ihrer Gedichte die Heiterkeit der Küstenlandschaft feiern, sind andere weniger heiter: Sie bieten Einblicke in die Gedankenwelt einer jungen Frau, die zwischen dem Druck, sich den gesellschaftlichen Rollen zu unterwerfen, und der Sehnsucht, kreativ zu leben, hin- und hergerissen ist. Sie äußerte „Alle vernünftigen Menschen werden letztendlich verdammt“.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nora May French – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Nora May French – Quellen und Volltexte (englisch)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Alissandra Dramov: Carmel-by-the-Sea, The Early Years (1903–1913). AuthorHouse, Blomington, IN 2012, ISBN 978-1-4918-2414-6, S. 136–137, 147.
  2. a b c Dana Gioia: California Poetry: From the Gold Rush to the Present. Heyday Books, Berkeley, CA 2003, ISBN 1-890771-72-4, S. 48.
  3. a b Pamela Herr: Nora May French Biographical Sketch. Private Website nora-may-french.org, 2007, archiviert vom Original am 13. März 2022; abgerufen am 10. Februar 2024.
  4. Catherine Prendergast: The Gilded Edge: Two Audacious Women and the Cyanide Love Triangle That Shook America. E. P. Dutton, Boston, MA 2022, ISBN 978-0-593-18293-2 (penguinrandomhouse.com).
  5. Joe Mathews: Self-induced abortion, suicide: Revisit history of Carmel resident. In: Zócalo's Connecting California. KCRW, 4. August 2022, abgerufen am 10. Februar 2024.
  6. Girl Writer Tires Of Life. In: Chicago Daily Tribune. 16. November 1907, S. 1 (archive.org).
  7. Robert W. Edwards: Jennie V. Cannon: The Untold History of the Carmel and Berkeley Art Colonies, Vol. 1. East Bay Heritage Project, Oakland, CA 2012, ISBN 978-1-4675-4567-9, S. 58–59, 70 FN 152, 90, 134–135, 689 (archive.org).
  8. Nora May French: Poems, The Strange Company, San Francisco 1910.
  9. Alan Gullette und Donald Sidney-Fryer (Hrsg.): The Outer Gate: The Collected Poems Of Nora May French. Hippocampus Press, New York City 2009, ISBN 978-0-9824296-6-2.
  10. Michael Williams: A Book of Beauty. In: The New Age: A Weekly Review Of Politics, Literature And Art. Vii, Nr. 2, 14. Juli 1910.