Novi Hram (Sarajevo)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Nordseite Novi Hram (2023)
Südseite Novi Hram (2006)

Der Novi Hram (auch Il Kal nuevu – je deutsch neuer Tempel; auch Il Kal muevu) in Sarajevo ist die zweitälteste sephardische Synagoge der Stadt sowie eine der ältesten erhaltenen Synagogen in Bosnien und Herzegowina.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Synagoge befindet sich am Nordrand des Basarviertels Baščaršija in Sarajevo. Das platzartige Umfeld des Bauwerks wird heute nach der bosnischen Feministin und Schriftstellerin „Velika avlija Laure Papo Bohorete“ (deutsch großer Hof der Laura Papo Bohoreta) genannt. In direkter Nachbarschaft findet sich mit dem Stari Hram der älteste Synagogenbau der Stadtgeschichte sowie des ganzen Landes. Nördlich des Platzes verläuft die Straße „Mula Mustafe Bašeskije“, östlich des Areals die „Gazi Husrev-begova“. Der südliche Ausgang des Platzes führt zur Hauptgeschäftsstraße „Ferhadija“.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1690 lebten in Sarajevo bereits mehr als 50 jüdische Haushalte, danach stieg ihre Zahl weiter an und für das Jahr 1779 sind 214 jüdische Haushalte in Sarajevo belegt, so dass der Wunsch nach einem Neubau bereits im 18. Jahrhundert größer wurde. Dieser entstand noch in der osmanischen Zeit direkt südwestlich des Stari Hram in demselben Areal, das einst aus einem Vakuf des Beglerbegs und späteren Großwesirs Sijavuš Paša ermöglicht worden war. Hier hatte sich eine kleine jüdische Mahala befunden, die beim Angriff von Prinz Eugen von Savoyen im Jahr 1697 erstmals zerstört wurde, so dass der Platz für einen zweiten Sakralbau vorhanden war.[1]

Die Angabe des Baujahres der neuen Synagoge variiert stark. Während in englischsprachigen Veröffentlichungen häufiger das Jahr 1746 angegeben wird[2][3], geben bosnische und deutsche zumeist das Jahr 1821 an.[4][1][5][6] Daneben findet sich zudem die Angabe „in den 1870er Jahren“.[7][8][9][10] Sie erscheint von allen drei Angaben am wahrscheinlichsten, denn in den Jahren 1813 bis 1821 wurde die alte Synagoge vergrößert, was einen gleichzeitigen Neubau einer zweiten Synagoge direkt daneben unwahrscheinlich macht, zumal trotz aller Freiheiten für religiöse Minderheiten ein Neubauverbot bestand, das erst ab den 1850er Jahren langsam aufgeweicht wurde, als der Druck auf das Osmanische Reich stieg und daraufhin im Jahr 1850 die Reform des Omer Pascha Latas umgesetzt wurde, welche auch den Bau der serbisch-orthodoxen Kathedralen in Sarajevo, Tuzla und Mostar ermöglichte.[11]

Bereits im Jahr 1930 wurde die Synagoge zugunsten des neu erbauten Templ aufgegeben.[8] Zudem gab es zu diesem Zeitpunkt bereits weitere sephardische Synagogen in der Stadt, darunter die Bjelave-Synagoge und mehrere Haus-Synagogen (z. B. Il kal di lus modernus oder Il kal di tiju Mači Bohor), sowie die große aschkenasische Synagoge.[9] Später wurde die ehemalige Neue Synagoge in eine Galerie umgewandelt.

Baubeschreibung & Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Neubau ist rechteckig, aber wesentlich kürzer als der Stari Hram. Die Fenster weisen Segmentbögen auf. An der dreiachsigen Nordseite ist der Eingang durch einen Risalit hervorgehoben, der durch zwei angedeutete Dreiecksgiebel zusätzlich betont wird. Ähnlich präsentiert sich die Südseite, die am Vorbau aber nur einen Dreiecksgiebel aufweist und dafür mit einem Davidstern in einem Rundfenster geschmückt ist. Hier befand sich der Aufgang zur Galerie/dem Obergeschoss, wohingegen der Nordeingang ins Untergeschoss führte.[7] Die Ost- und Westseite besitzen je vier Fensterachsen.

Heute dient die ehemalige Synagoge als Galerie, wobei sich viele der Ausstellungen auf jüdische Themen beziehen.[12][13][14][15] Zudem wird alljährlich ein Ballett-Fest veranstaltet, das an Riki Levi, die erste Ballerina Sarajevos und Schwester von Laura Papo Bohoreta, erinnern soll.[16][17] Daneben gibt es aber auch zahlreiche andere thematische Ausstellungen.[18][19][20] Ein weiterer Schwerpunkt sind jüdische Künstler.[6] Bis zum Jahr 1997 wurde die Galerie vom Verband der Bildenden Künstler der Stadt Sarajevo (bosnisch Udruženja likovnih umjetnika grada Sarajeva) betrieben, dann übernahm der jüdische Verein „La Benevolencija“ den Betrieb. Seitdem wurden mehr als 400 Ausstellungen organisiert, wobei man insbesondere unbekannteren Künstlern ein Forum bieten will.[21] Die übliche Ausstellungsfläche beträgt 100 m².[22] Das Obergeschoss wurde zu Büroräumen umgenutzt.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Majo Dizdar: Sarajevo. Historijsko turistički vodič, Sarajevo 2005.
  • Nijazija Koštović: Sarajevo. Evropski Jeruzalem, Sarajevo 2001.
  • Tatjana Neidhart: Sarajevo kroz vrijeme, 2. Auflage, Sarajevo 2004.
  • Marko Plešnik: Sarajevo, 1. Auflage, Trescher Verlag, Berlin 2013.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Novi Hram (Sarajevo) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Dizdar, S. 72.
  2. New Sephardi Synagogue (Kal Nuevu) in Sarajevo, Bosnia. In: cja.huji.ac.il. Center for Jewish Art, abgerufen am 23. Oktober 2021 (englisch).
  3. Samuel D. Gruber: Jewish Heritage Sites of Bosnia-Herzegovina. In: surface.syr.edu. Syracuse University, 2011, abgerufen am 23. Oktober 2021 (englisch).
  4. Stari jevrejski i Novi jevrejski hram. In: sarajevo-tourism.com. Abgerufen am 23. Oktober 2021 (bosnisch).
  5. Neidhardt, S. 92.
  6. a b Plešnik, S. 89.
  7. a b c Koštović, S. 145.
  8. a b Galerija Novi Hram. In: sarajevo.travel. Abgerufen am 23. Oktober 2021 (bosnisch).
  9. a b Valerijan Žujo: Sarajevske sinagoge. In: makabijada.com. 13. April 2012, abgerufen am 23. Oktober 2021 (bosnisch).
  10. Predrag Finci: Kratka Kronologija Jevrejske Zajednice U Bosni I Hercegovini. El Mundo Sefard, abgerufen am 23. Oktober 2021 (bosnisch).
  11. Amra Hadžimuhamedović: Odluku. (PDF) In: aplikacija.kons.gov.ba. Bosna i Hercegovina. Komisija/Povjerenstvo za očuvanje nacionalnih spomenika (deutsch: Kommission zur Erhaltung der Nationaldenkmäler Bosnien-Herzegowinas), 7. Oktober 2003, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Mai 2023; abgerufen am 22. Oktober 2021 (bosnisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/aplikacija.kons.gov.ba
  12. Oznaka: Galerija Novi hram. In: sarajevo.co.ba. Abgerufen am 23. Oktober 2021 (bosnisch, 2013 Ausstellung zur Haggadah, 2015 Tagung zur 450-Jahr-Feier).
  13. Izložba “Anne Frank – Historija, Istorija, Povijest za danas” u Sarajevu. In: efm.ba. 19. April 2016, abgerufen am 23. Oktober 2021 (bosnisch, 2016 Anne-Frank-Ausstellung).
  14. Novi hram: Inzko i Finci na otvaranju izložbe „Žrtve holokausta iz Austrije i BiH“. In: radiosarajevo.ba. 17. Dezember 2018, abgerufen am 23. Oktober 2021 (bosnisch, 2018 Ausstellung zum Holocaust).
  15. U Galeriji Novi hram izložba „Put do Pobjede: historijski izvori svjedoče“. In: sarajevo.ba. 13. Januar 2020, abgerufen am 23. Oktober 2021 (bosnisch, 2020 Ausstellung zu den Jahren 1944 und 1945).
  16. Izložbom o prvoj sarajevskoj balerini Riki Levi otvoren Balet fest. In: radiosarajevo.ba. 19. September 2019, abgerufen am 23. Oktober 2021 (bosnisch).
  17. L. K.: Edina Papo: U vrijeme kad izostaje podrška vlasti, mi nastavljamo raditi i voljeti balet. In: radiosarajevo.ba. 19. September 2020, abgerufen am 23. Oktober 2021 (bosnisch, 11. Ausgabe 2020).
  18. Otvorena izložba “Sjećanje drveta” u Galeriji “Novi hram”. In: sarajke.com. 24. Oktober 2019, abgerufen am 23. Oktober 2021 (bosnisch).
  19. Izložba "Običan malecki san"' Milutina Obradovića otvorena u Galeriji Novi hram. In: klix.ba. 4. März 2019, abgerufen am 23. Oktober 2021 (bosnisch).
  20. V. K.: U Galeriji Novi hram u Sarajevu otvorena izložba umjetnice Aleksandre Kokotović. In: klix.ba. 18. Februar 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021 (bosnisch).
  21. O nama. In: newtemple.com.ba. 2018, abgerufen am 23. Oktober 2021 (bosnisch).
  22. Galerija Novi Hram. In: jews.ba. La Benevolencija, abgerufen am 23. Oktober 2021.

Koordinaten: 43° 51′ 34,7″ N, 18° 25′ 39,5″ O