Oberto Pallavicino

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Oberto Pallavicino, auch Uberto Pallavicino, (* 1197; † 8. Mai 1269 auf der Rocca di Gusaliggio (Valmozzola)) war ein italienischer Adeliger aus der Familie der Pallavicini, Condottiere und einer der engsten Gefolgsmänner des Stauferkaisers Friedrich II. in den Auseinandersetzungen mit dem lombardischen Städtebund. 1249 wurde er Signore der kaisertreuen Stadt Cremona. Nach dem Tod des Kaisers 1250 wurde er neben Ezzelino da Romano einer der Anführer der kaisertreuen Ghibellinen. Nach Ezzelinos Sturz 1259 galt er als unbestrittener Anführer der Kaiserlichen in Reichsitalien und wurde 1260 Generalkapitän von Mailand. Nach 1266 wurden die von ihm geführten Ghibellinen in der Lombardei durch Karl von Anjou zurückgedrängt.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberto Pallavicino entstammte der lombardischen Linie der Pallavicini. Einer seiner Brüder war Guido Pallavicino († 1237), Kreuzfahrer des vierten Kreuzzuges und erster Markgraf von Boudonitza in Griechenland. Oberto war einäugig, der Überlieferung nach hatte ein Hahn sein Auge aus der Wiege gepickt.

Er unterstützte loyal Kaiser Friedrich II. gegen die Guelfen und bekleidete mehrere kaiserliche Posten, unter anderem als Reichsvikar für das gegnerische Mailand und 1249 als Herr des verbündeten Cremona[1] sowie der zeitweise unterworfenen Städte Pavia und Piacenza. 1250 war er an den Kämpfen gegen Parma, Piacenza, Pavia und Brescia beteiligt. Wie der Kaiser zog er die Gegnerschaft der Römischen Kurie auf sich, die ihm besonders übelnahm, dass er in den Städten seiner Herrschaft die Katharer vor der Inquisition in Schutz nahm.[2]

Er war neben Ezzelino III. da Romano einer der führenden Ghibellinen, wandte sich aber nach dem Tod des Kaisers gegen diesen und war 1259 am Sieg über Ezzelino bei Cassano beteiligt, der kurz darauf ums Leben kam. Oberto galt seitdem als unbestrittener Anführer der Kaiserlichen in Reichsitalien und wurde 1260 Generalkapitän von Mailand.[3] Es gelang ihm, auch Alessandria, Pavia, Tortona, Brescia und Piacenza seinem Machtbereich einzugliedern, wenngleich nur für kurze Zeit.

Als Karl von Anjou in die Lombardei einrückte, bekämpfte Pallavicino ihn, allerdings ohne Erfolg. Ein Versuch, 1266 die Kontrolle über Parma zu erringen, schlug fehl. Beide gescheiterten Versuche führten dazu, dass sein Herrschaftsraum nach 1266 größtenteils in sich zusammenbrach und er 1269 auf der Rocca di Gusaliggio im toskanisch-emilianischen Apennin, einer seiner wenigen verbliebenen ländlichen Besitzungen, verstarb.[4]

Oberto war in erster Ehe mit Beatrice della Gherardesca aus Pisa verheiratet, ließ die Ehe aber wegen Kinderlosigkeit annullieren; in zweiter Ehe heiratete er Sofia, Tochter des Enrico da Egna, eine Verwandte des Ezzelino, mit der er vier Töchter und einen Sohn hatte.

Er besaß aus dem Familienerbe die Burg Busseto, Rocca di Gusaliggio und einen Teil von Solignano mit Rechten in den umgebenden Orten. Diesen Besitz bestätigte ihm der Kaiser als Reichslehen. Darüber hinaus erhielt er 1249 von Friedrich II. eine Reihe neuer Lehen, darunter in der Gegend um Parma den früheren Familiensitz Castello di Tabiano und das Castello di Bargone, beide bei Salsomaggiore gelegen, sowie das Castello di Varano bei Medesano. Mit dem Sieg der papsttreuen Guelfen nach dem Tod des Kaisers 1250 blieben ihm aber letztlich nur seine Erbgüter, die er seinem einzigen Sohn Manfredino (1254–1328) hinterließ, der Podestà von Pavia wurde.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Giorgio Chittolini: Pelavicino. In: Lexikon des Mittelalters. Bd. VI: Lukasbilder bis Plantagenet. Stuttgart 2002, Sp. 1862–1863
  • E. Nasalli Rocca: La Posizione Politica dei Pallavicino nell’etä dei Comuni. In: Archivio Storico per le province Parmensi Ser. 4, 20, 1968, S. 95–108.
  • E. Nasalli Rocca: La Signoria di Oberto Pallavicino. In: Archivio Storico Lombardo 83, 1957, S. 29–43.
  • Maddalena Moglia: I podestà di Oberto Pelavicino nell’Italia settentrionale (1250–1266). In: Mélanges de l’École française de Rome – Moyen Âge 131, 1, 2019.
  • Elisa Occhipinti: Pallavicino, Uberto. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 80: Ottone I–Pansa. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2014.
  • Wolfgang Stürner: Friedrich II. 1194–1250. 3. Auflage. Band 1 und 2. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Elisa Occhipinti: Pallavicino, Uberto. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 80: Ottone I–Pansa. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2014.
  2. Constantin von Wurzbach: Pallavicini, die Grafen und Markgrafen, Genealogie. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 21. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1870, S. 231 (Digitalisat).
  3. Wolfgang Stürner: Friedrich II. 1194–1250. 3. Auflage. Band 2. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009, S. 571–572.
  4. Giorgio Chittolini: Pelavicino. In: Lexikon des Mittelalters. VI: Lukasbilder bis Plantagenet. Stuttgart 2002, S. 1862–1863.