Wolha Schparaha

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Olga Shparaga)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wolha Schparaha (belarussisch Вольга Шпарага, englisch Olga Shparaga; * 1974 in Minsk) ist eine belarussische Philosophin. Sie ist politische Aktivistin und gilt als Vordenkerin der Massenproteste in Belarus im Spätsommer 2020. Sie ist derzeit Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen.[1]

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wolha Schparaha studierte an der Belarussischen Staatlichen Universität (BSU) und an der Ruhr-Universität Bochum Philosophie. Im 2001 hat sie ihre Doktorarbeit an der BSU bei Wladimir Furs über die phänomenologische Erkenntnistheorie verteidigt. Sie lehrte von 2005 bis 2014 als außerordentlicher Professor am Geisteswissenschaftlichen Departement der Belarussischen Exiluniversität Europäischen Geisteswissenschaftlichen Universität in Vilnius.[2] Von 2014 bis 2021 leitete sie als Professorin den Lehrstuhl für Gegenwartsgesellschaft, Ethik und Politik am European College of Liberal Arts in Belarus in Minsk (ECLAB), das sie 2014 mitgegründet hat.[3] Zwischen 2000 und 2020 war sie auch aktiv in Minsk und Belarus als Co-Organisatorin von öffentlichen Diskussionen und Projekten im Bereich der sozial und politisch kritischen Gegenwartskunst als auch der Förderung des europäischen kulturellen Austausches, u. a. als Co-Leiterin des Projektes „Europäisches Café: öffentliche Vorlesungen und Diskussionen“.

Politische Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im August 2020, während der Massen-Proteste in Belarus, gründete Wolha Schparaha mit anderen Frauen gemeinsam die Fem-Gruppe im Koordinationsrat der belarussischen Oppositionspolitikerin Swjatlana Zichanouskaja.[4] Während der Proteste wurde sie zweimal festgenommen. Das zweite Mal hat sie 15 Tage im Gefängnis verbracht und dort die Vorlesungen gehalten.[5] Sie wurde danach in Abwesenheit zu weiteren 12 Tagen Haftstrafe verurteilt und ging deswegen im Oktober 2020 ins Exil. In Vilnius wurde sie für etwa ein Jahr zur Vertreterin von Swjatlana Zichanouskaja in Fragen der Bildungspolitik.[6]

Wolha Schparaha ist seit November 2020 akademische Leiterin der Arbeitsgruppe Internationales Bildungsbüro für das Neue Belarus.[7] Seither ist sie als Philosophin und Aktivistin an verschiedlichen kollaborativen Projekten beteiligt, u. a. „Miteinander politisch sein.“ am Institut für angewandte Demokratie- und Sozialforschung (anDemos).[8]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Visiting Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), 2022–2024[9]
  • Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin, 2022[10]
  • Aleś Adamovič Award des belarussischen PEN-Zentrums 2021 für das Buch Die Revolution hat ein weibliches Gesicht.[11]
  • Martin Roth-Initiative, Stipendiatin, 2021, Berlin.[12]
  • Auszeichnung des Buchs Die Gemeinschaft-nach-dem-Holocaust. Unterwegs zur Gesellschaft der Inklusion auf dem Internationalen Kongress der Belarus-Forscher, 2019[13]
  • Carnegie Research Fellow, The New School for Social Research, New York, 2017.[14]
  • Voltraire-Preis, Universität Potsdam, 2024[15]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monographien

Herausgeberschaften

  • Feministicheskaja (art)kritika Feministische (Art)Kritik. Gemeinsam mit O. Solomatina, Wolha Hapejewa, Kaunas, Taurapolis, 2015, ISBN 978-609-8187-01-4.
  • Zero Radius. Art-ontology of the 00s Minsk Radius Null. Kunst-Ontologie der Minsker Nuller Jahre, gemeinsam mit O. Jguirovskia und R. Vashkevich, Minsk: I.P. Logvinov, 2013. ISBN 978-985-562-040-3
  • Posle sovetskogo marksisma. Istorija filosofija, sotsiologija, i psychologija, v natsionalnych kontekstach (Belarus, Ukraina). Nach dem sowjetischen Marxismus: Geschichte, Philosophie, Soziologie und Psychoanalyse in nationalen Kontexten (Belarus, Ukraine). Vilnius, EHU 2013, ISBN 978-9955-773-63-4.
  • Belarus v evropejskom kontexte: aktualnyje diskussii o naziestroitelstve. Belarus im europäischen Kontext: gegenwärtige Diskussionen über Nationsbildung. Vilnius, EHU 2013, ISBN 978-985-6991-25-0, Download des Bandes auf der Seite der Europäischen Humanistischen Universität
  • Puti evropeizacii Belarusi: Mezhdu politkoj i konstruirovaniem identichnosti (1991-2010). Die Wege der Europäisierung von Belarus: zwischen der Politik und dem Konstruieren der Identität (1991–2010), Logvinov, 2011, ISBN 978-985-6991-25-0. Download des Bandes auf Academia.edu

Essays

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Profil von Wolha Schparaha auf der Seite des IWM
  2. Olga Shparaga bei einer Veranstaltung des German Studies Center an der EHU
  3. Publikationen des ECLAB auf Academia.edu
  4. Seite der Fem-Group
  5. „Ihr könnt euch niemals sicher sein“
  6. Elisabeth von Thadden: Die Sichtbare, Die Zeit, 9. Juni 2021
  7. Das Bildungsbüro des Koordinationsrats
  8. Miteinander politisch sein
  9. Institut für die Wissenschaften vom Menschen
  10. Profil von Olga Shparaga beim Wissenschaftskolleg
  11. Website des Aleś Adamovič Preises
  12. Podcast: Europas letzte Diktatur. Mit Olga Shparaga
  13. Website des Kongresses, Preisvergabe 2018
  14. Übersicht ehemaliger Carnegie Fellows
  15. Universität Potsdam: Voltaire-Preis 2024 geht an Gerawork Teferra Gizaw aus Äthiopien und Olga Shparaga aus Belarus. 17. Januar 2024, abgerufen am 17. Januar 2024.