Funkzugangsnetz

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Ein Funkzugangsnetz (auch Radio Access Network, RAN) ist Teil des Mobilfunknetzes. Es besteht aus einer Basisstation, darauf laufender Software und der Antenne für die Funkverbindung zu den mobilen Endgeräten (Smartphones). Damit sorgt es für die Funkverbindung zwischen den Endgeräten und dem Kernnetz.

Funktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Funktionsumfang des Funkzugangsnetzes ist vielseitig. Es bietet Zugriffskontrollen, die sicherstellen, dass Benutzer für die von ihnen genutzten Dienste authentifiziert werden, leitet Telefonanrufe über das öffentliche Telefonnetz weiter, ermöglicht Betreibern, Gebühren für Anrufe und Datennutzung zu erheben und verbindet Benutzer über das Internet mit dem Rest der Welt. Es steuert auch das Netzwerk, indem Übergaben (Handovers) durchgeführt werden, wenn ein Nutzer vom Sendebereich einer Antenne zur nächsten wechselt.[1]

Interoperabilität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mobilfunknetzbetreibern war es über alle Generationen von Mobilfunkstandards immer möglich, einen Anbieter für ihr Kernnetz und einen separaten Anbieter für das Funkzugangsnetz zu wählen. Dadurch wurde die Interoperabilität zwischen Funkzugangsnetzgeräten verschiedener Anbieter auf Kosten der zusätzlichen Funktionsfähigkeit beeinträchtigt. Infolgedessen ist es mit aktuellen Lösungen schwierig, Anbieter für die Software, die Antenne und die Basisstation des Funkzugangsnetzes zu mischen, und in den meisten Fällen stammen diese von demselben Lieferanten.[2] Zu den großen Anbietern zählen unter anderem Ericsson, Huawei, Samsung und Nokia.[3]

Technologieoffenheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In letzter Zeit wird Open RAN (Open Radio Access Network) intensiv diskutiert. Der Standard stellt sicher, dass Hard- und Software von unterschiedlichen Lieferanten zueinander passen und gemeinsam eingesetzt werden können. Das soll die Kosten beim Aufbau und Betrieb von Mobilfunknetzen reduzieren.[4] An den strukturellen und operativen Vorteilen von Open RAN gibt es Zweifel.[5]

Motiviert durch die Problematik der fehlenden Interoperabilität formierte sich eine Industrieallianz, deren Ziel eine zukünftige Interoperabilität der verschiedenen Komponenten des Funkzugangsnetzes ist.[6] Durch die Unabhängigkeit von Open RAN (unabhängige Funkzugangsnetze durch den Einsatz proprietärer Technik) entsteht eine offene, cloud-native Netzarchitektur. Mobilfunkanbieter sind dadurch nicht mehr so stark von den großen Herstellern abhängig.[7] Anfang Mai 2019 gab es in Prag eine internationale Konferenz zur Sicherheit bei der 5G-Technik, die vor dem "Einfluss eines Drittlands" warnte.[8] 2020 führte Telefónica Deutschland als erster Netzbetreiber Open RAN in Deutschland ein.[9] Im Juni 2021 schaltete die Deutsche Telekom ihre ersten Standorte auf Basis von Open RAN aktiv.[10] Im selben Jahr veröffentlichte die Vodafone Group ihre Partner für den Aufbau ihres Open-RAN-Netzwerkes.[11] Vodafone Deutschland nahm Ende 2022 die ersten Mobilfunksendemasten auf Basis von Open RAN in Betrieb und will bis 2030 an einem Drittel der Standorte den Open-RAN-Standard unterstützen.[12]

Ab 2022 ließ die United-Internet-Tochter 1&1 von Rakuten das erste 5G-Mobilfunknetz auf Open-RAN-Technologie in Deutschland aufbauen.[13] Anfang Dezember 2023 startete 1&1 ein Viertes Mobilfunknetz: mit 500 Masten.[14] Es handelt sich um die bisher größte Implementierung dieses Standards.

Anfang Dezember 2023 kündigte der größte Mobilfunker der USA AT&T an, den Großteil seines 5G-Mobilfunknetzes durch den schwedischen Ausrüster Ericsson auf Open RAN umrüsten zu lassen.[15]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2020 läuft ein Verfahren der Deutschen Bundesregierung gegen den chinesischen Hardwarehersteller Huawei. Das Unternehmen steht im Verdacht, Spionage zu ermöglichen. Aus diesem Grund haben bereits andere G20-Staaten verboten, dass inländische Mobilfunkanbieter Huawei-Komponenten verbauen dürfen.[16][17][18]

2021 veröffentlichte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine Risikoanalyse von Open RAN.[19] Diese legte in Schnittstellen und Komponenten mittlere bis hohe Sicherheitslücken offen, die von den Netzbetreibern beachtet werden müssen.[20]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Open RAN explained. Abgerufen am 7. Dezember 2020 (englisch).
  2. Stefan Häberli: Wer profitiert vom Ausschluss Huaweis aus den 5G-Netzen? In: NZZ. 7. Dezember 2020, abgerufen am 7. Dezember 2020.
  3. Open RAN: Chancen und Herausforderungen. Abgerufen am 18. August 2022.
  4. Volker Briegleb: Mobilfunknetz: "Revolution" mit Open RAN? 28.10.2021
  5. Achim Sawall Open RAN ist veraltet und nützt derzeit vor allem den USA - Golem 26. Januar 2021
  6. O-RAN ALLIANCE. Abgerufen am 7. Dezember 2020 (amerikanisches Englisch).
  7. Stefan Luber: Was ist Open-RAN? Abgerufen am 18. August 2022.
  8. Expertenkonferenz in Prag warnt vor Sicherheitsrisiken bei 5G-Technik. In: derstandard.de. 4. Mai 2019, abgerufen am 2. Februar 2024.
  9. https://www.teltarif.de/telefonica-open-ran-nec/news/82902.html
  10. Telekom schaltet O-RAN Town in Neubrandenburg ein. Deutsche Telekom, 28. Juni 2021, abgerufen am 4. Januar 2022.
  11. Vodafone selects key partners to build Europe's first commercial Open RAN network. Vodafone, 14. Juni 2021, abgerufen am 4. Januar 2022 (englisch).
  12. Daniel AJ Sokolov: 5G: Vodafone nimmt erste Open-RAN-Sender in Betrieb. In: heise online. 25. Oktober 2022, abgerufen am 11. November 2022.
  13. Martin Fritz: Mobilfunk: „Wir geben Deutschland das fortschrittlichste landesweite Open-RAN-Netz“. Abgerufen am 18. August 2022.
  14. Viertes Mobilfunknetz: 1&1 startet mit 500 Masten heise.de am 8. Dezember 2023
  15. Open-RAN: Größter Mobilfunk-Auftrag für Ericsson schmerzt Nokia heise.de am 7. Dezember 2023
  16. IT-Sicherheit : Bundesregierung droht Huawei mit Rauswurf. Abgerufen am 18. August 2022.
  17. Huawei: Einsatz von Teilen des Konzerns beim 5G-Ausbau – Großbritannien verhängt Strafen. In: Der Spiegel. 24. November 2020, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 18. August 2022]).
  18. 5G-Ausbau: Kanada setzt Huawei und ZTE auf die schwarze Liste. Abgerufen am 18. August 2022.
  19. https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Publikationen/Studien/5G/5GRAN-Risikoanalyse.pdf?__blob=publicationFile&v=9
  20. Achim Sawall: BSI: Netzbetreiber betroffen über unsicheres Open-RAN. In: golem.de. 24. November 2021, abgerufen am 3. Februar 2024.