Orgel der Dreifaltigkeitskathedrale Liepāja

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Orgel der Dreifaltigkeitskathedrale Liepāja
Allgemeines
Ort Dreifaltigkeitskathedrale
Orgelerbauer Johann Heinrich Joachim
Heinrich Andreas Contius
Carl Alexander Herrmann
Barnim Grüneberg
Baujahr um 1750
1774–1779
1877
1885
Epoche Romantik
Orgellandschaft Kurland/Pommern
Abbildungen
Technische Daten
Anzahl der Pfeifen etwa 7.000
Anzahl der Register 131
Anzahl der Pfeifenreihen 152
Anzahl der Manuale 4
Anzahl der 32′-Register 3+2

Die Orgel der Dreifaltigkeitskathedrale in Liepāja (Libau) ist die größte Orgel mit mechanischen Trakturen weltweit. Sie wurde von Johann Heinrich Joachim um 1750 und Heinrich Andreas Contius 1779 gebaut und von Carl Alexander Herrmann 1877 und Barnim Grüneberg 1885 erweitert. Sie hat 131 Register auf vier Manualen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joachim, Contius und Herrmann 1750–1877[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 1750 baute Johann Heinrich Joachim eine neue Orgel für die Dreifaltigkeitskathedrale in Libau in Kurland. Diese hatte 36 Register mit zwei Manualen.

Von 1774 bis 1779 wurde sie ersetzt durch ein Instrument von Heinrich Andreas Contius mit 38 Registern, da das Vorgängerinstrument nicht zufriedenstellend funktionierte. Der Schwiegersohn Johann Andreas Stein aus Augsburg war am Bau beteiligt. Es wurden der Prospekt sowie viele Pfeifen übernommen, wie neuere Untersuchungen ergaben.

1844 erfolgten Erweiterungen oder kleinere Arbeiten durch Carl Paul Otto Hermann.[1] 1847 hatte die Orgel 39 Register.[2] 1877 erweiterte Carl Alexander Herrmann das Instrument auf 79 Register mit vier Manualen. Es war damit das größte im Baltikum.

Barnim Grüneberg 1885[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da die Orgel im Rigaer Dom von 1882 bis 1884 auf 119 Stimmen erweitert worden war, beauftragte die Kirchengemeinde den Orgelbauer Barnim Grüneberg mit einer Erweiterung der Libauer Orgel. Diese hatte 1885 dann 131 Register auf vier Manualen und war damit die größte Orgel der Welt. 1912 wurde sie vom Neubau in der Michaeliskirche in Hamburg übertroffen.

Die Orgel ist restaurierungsbedürftig. Es finden regelmäßig Orgelkonzerte in der Dreifaltigkeitskirche statt.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Orgel hat 131 Register mit vier Manualen und Pedal. Sie enthält Register und Pfeifen aus allen Bauepochen, da Barnim Grüneberg bei der Erweiterung 1885 das bisherige Material weitgehend erhalten konnte. Die Disposition lautet wie folgt:[3]

I Echowerk C–f3
I. Abteilung (Ventil A)
Harmonica 16′
Zartflöte 8′
Viola d’Amour 8′
Vox Angelica 8′
II. Abteilung (Ventil B)
Quintatön 16′
Viola 8′
Fugara 8′
Traversflöte 8′
Lieblich Gedackt 8′
Geigenprincipal 4′
Zartflöte 4′
Traversflöte 4′
Vox Humana 8′
II Hauptwerk C–f3
I. Abteilung (Ventil C)
Geigenprincipal (ab G) 32’
Principal 16′
Principal 8′
Trompete 16′
Trompete 8′
II. Abteilung (Ventil B)
Salicional 8′
Gemshorn 8′
Doppelflöte 8′
Octave 4′
Gemshorn 4′
Octave 2′
Waldflöte 2′
Cornetti II–IV
III. Abteilung (Ventil A)
Viola 16′
Viola 8′
Geige 8′
Gedackt 8′
Portunal 8′
Flöte Harmonique 8′
Quintatön 8′
Geige 4′
Gedackt 4′
Portunal 4′
Clarinette 16′
Clarinette 8′
IV. Abteilung (Ventil E)
Flauto Major 16′
Bordun 8′
Flauto 8′
Principal 8′
Oboe 8′
Clairon 4′
V. Abteilung (Ventil D)
Gedackt 8′
Quinta 513
Octave 4′
Terz 315
Quinta 223
Septime 227
Octave 2′
Terz 135
Octave 1′
Mixtur II–VI
Scharf III–IV
III Brustwerk C–f3
I. Abteilung (Ventil A)
Untersatz (ab c°) 32′
Geigenprincipal 16′
Viola di Gamba 16′
Viola di Gamba 8′
Hohlflöte 8′
Gedackt 8′
Gedackt Quinta 513
Viola 4′
Hohlflöte 4′
Fagott 16′ 1779
II. Abteilung (Ventil B)
Bordun 16′ 1779
Principal 8′ 1779
Spitzflöte 8′
Füllflöte 8′
Flauto Amabile 8′
Octave 4′ 1779
Spitzflöte 4′
Quinta 223 1779
Octave 2′ 1779
Spitzflöte 2′
Terz 135
Cornetti IV 1779
Mixtur III–V 1779
Trompete 8′ 1779
IV Oberwerk
im Schwellkasten C–f3
I. Abteilung (Ventil A)
Salicional 16′
Gedackt 16′
Geigenprincipal 8′
Salicional 8′
Rohrflöte 8′
Doppelflöte 8′
Harmonica 8′
Liebesgeige 8′
Vox Coelestis 8′
Octave 4′ 1779
Rohrflöte 4′ 1779
Nasat 223 1779
Flautino 2′
Mixtur II–IV 1779
Schalmey 8′ 1779
II. Abteilung (ohne Ventil)
Aeoline 16′
Aeoline 8′
Pedal C–d1
I. Abteilung (Ventil B)
Contrabass 32′
Untersatz 32′
Majorbass 16′
Offenflöte 8′
Füllflöte 4′
Bombard 32′
Posaune 16′ 1779
II. Abteilung (Ventil A)
Principal 16′ 1779
Octave 8′ 1779
Quinta 513 1779
Octave 4′ 1779
Quinta 223
Octave 2′
Posaune 8′
Clairon 4′
Clairon 2′
II. Abteilung (Ventil D)
Violon 16′ 1779
Violoncello 8′
Dulcian 16′
IV. Abteilung (Ventil C)
Subbass 16′ 1779
Quinta 1023
Gedackt 8′ 1779
Terz 625
Septime 447
Dulcian 8′
V. Abteilung (Ventil E)
Viola di Gamba 16′
Quintatön 16′
Bordun 16′
Viola 8′
Flöte 8′
Bordun 8′
Gedackt 4′
Flautino 2′
Dulcian 4′
Dulcian 2′
  • Koppeln: III/II, IV/II, IV/III, I/P
  • Spielhilfen: 15 Sperrventile, Calcantenglocke, Glocke Kirchendiener, Evacuanten
  • Mechanische Spiel- und Registertraktur
  • Schleifladen

Replik der Contius-Orgel in Leuven[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Michaeliskirche in Leuven (Löwen) in Belgien wird seit 2016 eine Replik der Orgel von Heinrich Andreas Contius von 1774/79 hergestellt, nach der historischen Disposition. Die Arbeiten werden von Flentrop Orgelbouw und weiteren Orgelbauern im Auftrag der Contius Foundation durchgeführt.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joachim Walter: Die Grüneberg-Orgel in Liepaja (Liebau), Lettland. In: Ars Organi. 51. Jahrgang 2003, Heft 4.
  • Günter Seggermann: Die Grüneberg-Orgel in der Dreifaltigkeitskirche zu Libau (Liepaja): Die größte Orgel der Welt mit mechanischer Traktur. In: Der Kirchenmusiker. 43. Jahrgang 1992, Heft 3.
  • Ludwig Klug (Stettin): Die größte Orgel der Welt. In: Die Gartenlaube. Heft 23, 1886, S. 408 (Volltext [Wikisource]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geschichte der Orgel Teisvienibasfonds.lv (deutsch)
  2. Orgel von 1847 mit Disposition (niederländisch)
  3. Orgel mit Disposition (niederländisch), abgerufen am 26. Mai 2019.
  4. Informationen Contiusfoundation 2016 (niederländisch, englisch)