Pachylister inaequalis

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Pachylister inaequalis

Pachylister inaequalis unter Kuhdung

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Unterordnung: Polyphaga
Familie: Stutzkäfer (Histeridae)
Gattung: Pachylister
Art: Pachylister inaequalis
Wissenschaftlicher Name
Pachylister inaequalis
(Olivier, 1789)
Abb. 1: Ausschnitt Unterseite Abb. 2: Vorderschiene mit Tarse
In Abb. 1 und 2 Enddorne der Vorderschiene abgebrochen
Abb. 3: Kopf Abb. 4: Seitenansicht

Pachylister inaequalis ist ein Käfer aus der Familie der Stutzkäfer.[1] Beim Gattungsname Pachylister ist der Name der Gattung Hister zu „-l-ister“ abgewandelt und mit dem Zusatz „Pachy-“ (von altgr. παχύς „pachýs“) für „dick“ erweitert.[2] Die Art ist der größte mitteleuropäische „Hister“. Außerdem fällt der Käfer durch die ungewöhnlich großen Oberkiefer auf, die beim Männchen ungleich lang sind. Darauf spielt der Artname inaequalis (lat. „ungleich“) an.[3][2] Der Käfer jagt auf dem Dung verschiedener Tiere andere Insekten.

Merkmale des Käfers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der nur wenig gewölbte, rundliche Käfer erreicht eine Länge von neun bis fünfzehn Millimeter. Der stark chitinisierte Körper ist schwarz, die Oberseite ist unbehaart und glänzend.

Der Kopf (Abb. 3) kann teilweise in die den vorderen Brustabschnitt eingezogen werden. Die Mundwerkzeuge zeigen nach vorn. Die Oberkiefer sind ungewöhnlich groß und relativ wenig gebogen. Beim Männchen ist der linke Oberkiefer deutlich länger als der rechte und übergreift bei geschlossenen Oberkiefern den rechten Oberkiefer an der Spitze. Die Stirn ist seitlich leistenförmig gerandet. Die elfgliedrigen Fühler sind unter diesem Seitenrand zwischen den Augen und der Basis der Oberkiefer eingelenkt. Auf das gebogene, keulenförmige und schwarze Basisglied folgt eine rotbraune Geißel, die in einer viergliedrigen runden abgeflachten und stark verbreiterten Fühlerkeule endet.

Der glänzend schwarze Halsschild verbreitert sich vom Vorderrand zur Basis ziemlich geradlinig. Er ist gerandet und trägt gewöhnlich nur einen Halsschildstreifen. An der Halsschildunterseite befinden sich in den Vorderwinkeln flache Gruben, in die bei zurückgezogenem Kopf die Fühlerkeule zu liegen kommt (Abb. 1). Die Vorderbrust ist nach vorn kielartig erweitert. Diese Kehlplatte ist durch eine Querlinie von der übrigen Vorderbrust abgetrennt und bedeckt bei zurückgezogenem Kopf die Basis der Mundwerkzeuge von unten. Sie weist keine Fühlerrinnen auf. Seitenrand und Basis des Halsschildes sind deutlich gerandet. Unter dem Seitenrand ist der Käfer nicht überstehend behaart. Die Basis des Halsschildes ist vor dem Schildchen winkelförmig erweitert.

Die Flügeldecken lassen die beiden letzten Hinterleibssegmente, Pygidium und Propygidium, unbedeckt. Letztere sind beide wenig punktiert. Der innen neben dem schrägen kurzen Schulterstrich beginnende erste Rückenstreifen verläuft zuerst nach außen, dann knickt er ab und verläuft nach innen. Die folgenden drei Rückenstreifen verlaufen etwa in Richtung der Körperachse. Zwischen dem dritten Rückenstreifen und der Flügeldeckennaht können in der hinteren Hälfte der Flügeldecken weitere Rückenstreifen angedeutet sein. Sie können jedoch auch erloschen sein, ebenso der dritte Schulterstreifen.

Die Vorderbeine sind als Grabbeine ausgebildet. Die sehr breiten Vorderschienen tragen am Außenrand drei Zähne. An der Spitze stehen innen zwei Dornen. Außerdem weist die Vorderschiene auf der Oberseite eine nach innen scharf begrenzte geradlinige Furche zur Aufnahme des Tarsus auf (Abb. 2). Die vier hinteren Schienen tragen keine Zähne, sondern Stachelborsten. Alle Tarsen sind fünfgliedrig.

Biologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Käfer findet man hauptsächlich unter Kuhfladen. Die stenotope Art ist an den Kot von Weidevieh (Kuh, Pferd, Schaf) gebunden.[4] Käfer und Larven ernähren sich räuberisch von anderen Insekten. Sie sind dabei in ein komplexes Netz von Nahrungsbeziehungen zwischen koprophagen, räuberischen und parasitischen koprophilen Insekten eingebunden. So sind beispielsweise Imagines durch das stark chitinisierte Außenskelett gegen die räuberischen häufig auf Kuhdung und anderen Exkrementen anwesenden großen Kurzflügler geschützt. Andererseits sind sie in der Lage, mit ihren starken Oberkiefern kleinere Dungkäfer zu zerbeißen und aufzufressen. Der Hauptteil der Nahrung der Larven machen Fliegenlarven aus.[5]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Käfer ist im gesamten südlichen und südöstlichen Europa von Portugal bis ins südliche europäische Russland verbreitet. Im Norden fehlt er auf den Britischen Inseln, Skandinavien, Finnland, den Baltischen Staaten und dem Rest des europäischen Russlands.[1] Nach Osten werden noch Teile Asiens (Sibirien, Iran, Mongolei, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan) besiedelt.[6] Innerhalb Mitteleuropas ist die Art auf den Süden und den Südosten verbreitet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinz Freude, Karl Wilhelm Harde, Gustav Adolf Lohse: Die Käfer Mitteleuropas. Band 3: Adephaga 2 – Staphylinoidea 1. Goecke&Evers, Krefeld 1971, ISBN 3-87263-015-6.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Pachylister inaequalis bei Fauna Europaea. Abgerufen am 11. Oktober 2012
  2. a b Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Gattung)
  3. Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Art)
  4. K.Koch: Die Käfer Mitteleuropas. Ökologie Bd. I Goecke & Evers Krefeld 1989
  5. Psarev A.M.: К ИЗУЧЕНИЮ НАПРАВЛЕННОСТИ И НАПРЯЖЕННОСТИ ТРОФИЧЕСКИХ СВЯЗЕЙ В СООБЩЕСТВАХ КОПРОФИЛЬНЫХ НАСЕКОМЫХ (STUDYING OF THE ORIENTATION AND INTENSITY OF TROPHIC CONNECTIONS IN COMMUNITIES COPROFILOUS OF INSECTS) БИОЛОГИЧЕСКИЕ НАУКИ (BIOLOGICAL SCIENCES) УДК 591.5: 591.53: 595.7 als PDF
  6. Sinan Anlaş, Tomáš Lackner & Serdar Tezcan: A cow dung investigation on Histeridae (Coleoptera) with a new record for Turkey. Baltic J. Coleopterol. 7(2) 2007 S. 157–163. ISSN 1407-8619 als PDF

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pachylister inaequalis – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien