Palencia

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Palencia
Wappen Karte von Spanien
Palencia (Spanien)
Palencia (Spanien)
Basisdaten
Land: Spanien Spanien
Autonome Gemeinschaft: Kastilienleon Kastilien und León
Provinz: Palencia
Comarca: Tierra de Campos
Gerichtsbezirk: Palencia
Koordinaten: 42° 1′ N, 4° 32′ WKoordinaten: 42° 1′ N, 4° 32′ W
Höhe: 749 msnm
Fläche: 94,95 km²
Einwohner: 76.302 (1. Jan. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 804 Einw./km²
Postleitzahl(en): 34001 bis 34006
Gemeindenummer (INE): 34120 Vorlage:Infobox Gemeinde in Spanien/Wartung/cod_ine
Verwaltung
Bürgermeister: Miriam Andrés Prieto
Website: Palencia
Lage der Stadt

Palencia ist eine nordspanische Stadt und eine Gemeinde (municipio) mit 76.302 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022) in der Provinz Palencia in der Autonomen Region Kastilien und León.

Lage und Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt liegt im Nordwesten der landwirtschaftlich genutzten Hochebene Tierra de Campos am Ufer des Río Carrión im Dreieck der Autovías A-62, A-65 und A-67 ca. 240 km (Fahrtstrecke) nordwestlich von Madrid bzw. knapp 52 km nordöstlich von Valladolid in einer Höhe von ca. 750 m. Das Klima im Winter ist gemäßigt, im Sommer dagegen trocken und warm; Regen (ca. 440 mm/Jahr) fällt überwiegend im Winterhalbjahr.[2]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1857 1900 1950 2000 2021
Einwohner 12.811 15.940 41.769 80.613 77.090[3][4]

Die durch die Mechanisierung der Landwirtschaft und die Aufgabe von bäuerlichen Kleinbetrieben in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgelöste Landflucht führte in den Städten zu einem deutlichen Anstieg der Bevölkerung.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Umland von Palencia ist in hohem Maße landwirtschaftlich geprägt, wobei die Viehzucht traditionell eine eher untergeordnete Rolle spielte; der Ort selbst bot die notwendigen regionalen Dienstleistungen in den Bereichen Handwerk und Handel. Aufgrund der guten Verkehrsanbindung haben sich seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts kleinere und mittelständische Industrieunternehmen angesiedelt. Palencia ist als wichtiger Eisenbahnknotenpunkt vorgesehen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antike[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Palencia hieß in der Antike Pallantia und war die Hauptstadt des keltiberischen Volksstamms der Vaccaeer. Römische Truppen unter Decimus Iunius Brutus Callaicus und Marcus Aemilius Lepidus Porcina belagerten die Stadt im Jahr 136 v. Chr. vergeblich. Aber noch im 2. Jahrhundert v. Chr. musste sich die Stadt infolge Aushungerung den Römern ergeben und wurde später in die Provinz Hispania Tarraconensis eingegliedert. Wahrscheinlich bereits im 3. Jahrhundert wurde Palencia Sitz eines Bischofs, doch erlebte die Stadt eine erste Blütezeit erst unter den Westgoten im 6. und 7. Jahrhundert – aus dieser Zeit stammen noch Teile der Krypta von San Antolín unterhalb der Kathedrale sowie die ca. 12 km südöstlich gelegene Kirche San Juan de Baños.

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 8. Jahrhundert drangen die arabisch-maurischen Heere bis weit in den Norden der Iberischen Halbinsel vor und eroberten auch die Gegend um Palencia. Im 11. Jahrhundert wurde die Stadt von den Christen zurückerobert (reconquista), doch ihr größter Förderer war zu Beginn des 13. Jahrhunderts der kastilische König Alfons VIII.; bereits zu seinen Lebzeiten, aber hauptsächlich nach seinem Tod (1214) wurde die bestehende Kathedralschule auf Betreiben des damaligen Bischofs Tello Téllez de Meneses in eine der ersten Universitäten Europas umgewandelt, welche von Papst Honorius III. im Jahr 1221 genehmigt wurde.

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert war Palencia eine der wichtigsten Städte Spaniens, doch mit dem Niedergang des Staatswesens ging der der Städte einher. Im 19. Jahrhundert wurde die mittelalterliche Stadtmauer größtenteils niedergerissen.[5]

Spanischer Bürgerkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Spanische Bürgerkrieg hat auch in Palencia seine Spuren hinterlassen. Zwischen 1936 und 1938 wurden Hunderte Republikaner umgebracht und in Massengräbern verscharrt. 2008 wurde eine Gedenktafel mit 497 Namen am Denkmal "Memorias al cubo" zur Erinnerung an die Ermordeten enthüllt.[6] 2009 wurden damit begonnen, die Überreste der etwa 300 Opfer im Bereich eines öffentlichen Parks, der bis 1940 Friedhof war, zu bergen.[7][8]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kathedrale von Palencia
Justizpalast
  • Das Gewölbe der römischen Brücke, die den Carrión überquert, wurde im Mittelalter wiederhergestellt. Der alte Abschnitt der Stadt liegt auf der linken Uferseite, die etwas modernere Vorstadt hat sich auf dem rechten Ufer ausgedehnt.
  • Die alte bis zu 10 m hohe Stadtmauer kann man über einen im Jahr 1778 angelegten Gehweg verfolgen.
  • Die gotische Kathedrale (erbaut 1321 bis 1504) ist dem Schutzpatron der Stadt, Antoninus von Pamiers (San Antolín), geweiht. Die unter ihrem Chor liegende Krypta von San Antolín stammt aus westgotischer Zeit.
  • Palencia ist außerdem bekannt für seine Kirchen aus dem 13. Jahrhundert, z. B. San Miguel und das Benediktinerkloster von San Zoilo.
  • Das Museo de Palencia enthält eine große Zahl bedeutender Kunstwerke, etwa 12 Bilder von Juan de Flandes, Hofmaler der Königin Isabella I. von Kastilien. Außerdem befinden sich hier bei der Restaurierung Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ausgebaute Kapitelle der romanischen Kirche San Martín in Frómista.[9]
  • Das archäologische Museum in der Casa del Cordón präsentiert u. a. keltische Keramik.
  • Das Museo de Arte Contemporáneo beschäftigt sich mit zeitgenössischer Kunst.
  • Eine Gerichtssäule (rollo) aus der Zeit um 1600 erinnert an die historische Eigenständigkeit der Stadt.[10]
  • Der Justizpalast (Palacio de Justicia), ein Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert, erhielt in den Jahren 2015 bis 2017 ein neues Obergeschoss.[11]
  • Palencia verfügt über mehrere Brücken von der Antike bis zur Gegenwart.[12]
  • Das 2023 in Betrieb genommene zentrale Heizkraftwerk gilt als beispielhaft für eine zukunftsweisende und dabei zurückhaltende Industriearchitektur.[13]
außerhalb

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Palencia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Cifras oficiales de población de los municipios españoles en aplicación de la Ley de Bases del Régimen Local (Art. 17). Instituto Nacional de Estadística; (Bevölkerungsstatistiken des Instituto Nacional de Estadística, Stand 1. Januar 2022).
  2. Palencia – Klimatabellen
  3. Palencia – Bevölkerungsentwicklung
  4. Palencia – Karte + Fakten
  5. Palencia – Geschichte
  6. Un monumento recuerda y homenajea en Palencia a los republicanos fusilados. 15. März 2008, abgerufen am 2. Juli 2023.
  7. Arranca la búsqueda de los restos de más de 250 fusilados en un parque de Palencia - Público.es. 20. November 2011, archiviert vom Original am 20. November 2011; abgerufen am 2. Juli 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.publico.es
  8. Belén Hernández: Una fosa con 250 represaliados bajo los columpios de Palencia. In: El País. 16. August 2011, ISSN 1134-6582 (elpais.com [abgerufen am 2. Juli 2023]).
  9. Dietrich Höllhuber und Werner Schäfke: Der spanische Jakobsweg. Geschichte und Kunst auf dem Weg nach Santiago de Compostela. DuMont, [Köln] 1999. ISBN 3-7701-4862-2, S. 144.
  10. Palencia – Gerichtssäule
  11. Palencia – Justizpalast
  12. Palencia – Brücken
  13. Anatxu Zabalbeascoa: Un paisaje industrial simbólico. In: El País. 16. April 2024, abgerufen am 17. April 2024 (spanisch).