Paracelsus-Gesellschaft

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Die Paracelsus-Gesellschaft wurde erstmals 1941 in der Zeit des NS in Salzburg gegründet und 1951 erneut als Internationale Paracelsus-Gesellschaft (IPG) wiedergegründet. Aufgabe der IPG war es, „die Kenntnis der Persönlichkeit und des Wirkens von Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, zu vertiefen und zu verbreiten sowie die Weiterentwicklung der Natur- und Geisteswissenschaften in seinem Sinne zu fördern.“[1]

Salzburg und Paracelsus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da sich der Arzt und Naturforscher Paracelsus (1493–1541) mehrmals in Salzburg aufgehalten hatte (1524, 1541), hier auch sein Sterbeort ist und er auf dem Sebastiansfriedhof seine letzte Ruhestätte gefunden hat, wurde dieser Renaissancearzt oftmals von der lokalen Geschichtsschreibung durch Salzburger Historiker behandelt und ebenso zu werblichen Zwecken eingenommen.[2] Es hatte sich hier auch seit längerem die Tradition entwickelt, ihm an seinem Geburts- und Todestag gebührend zu gedenken.[3] Diese Beziehung zu Paracelsus wird bis heute gepflegt, so wurde die Medizinische Universität in Salzburg nach ihm bekannt und auch die Internationale Paracelsus-Plattform der Universität Hohenheim[4] wird vom Stadtarchiv Salzburg unterstützt.

Kaigasse 8 (Sterbehaus von Paracelsus)

Erste Gründung der Paracelsus-Gesellschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 24. September 1941 wurde in Salzburg erstmals die „Paracelsus-Gesellschaft“ gegründet. Erster Präsident wurde der Reichsgesundheitsführer Leonardo Conti, Vizepräsidenten wurden Richard Dingeldey vom Hauptamt für Volksgesundheit der NSDAP und der Salzburger Bürgermeister Franz Lorenz.[5][6] In Salzburg wurde dabei im Rahmen der stattfindenden Feiern zum 400. Todestag von Paracelsus 1941 eine erste Paracelsus-Ausstellung gezeigt, die zum Grundstock eines „Paracelsus-Museums“ werden sollte, das wiederum die Aufgabe haben sollte, u. a. eine Paracelsus-Bibliothek zusammenzustellen und ein Paracelsus-Forschungsinstitut zu gründen. Die Stadt Salzburg hatte dafür im Sterbehaus von Paracelsus (Kaigasse 8) Räume zur Verfügung gestellt und war bereit, die Kosten für das Museum zu übernehmen. Die von dem Städtischen Museum Carolino Augusteum erworbenen Ausstellungsobjekte sollten ein erster Grundstein für das Museum sein. Die für die Ausstellung hergestellten Dioramen wurden von der Paracelsus-Gesellschaft erworben und öffentlich zugänglich gemacht.[7]

Die Paracelsus-Gesellschaft blieb während des Krieges durchaus aktiv und feierte z. B. 1942 den von der Bavaria Film produzierten Paracelsus-Film oder 1943 mit den lokalen NSDAP-Größen den Geburtstag von Paracelsus. Cesar Bresgen komponierte 1943 eine Paracelsus-Oper in 5 Akten.[8] Josef Thorak schuf im Auftrag der Paracelsus-Gesellschaft 1943 eine monumentale Paracelsus-Statue[9], die heute vor dem Mirabellgarten von Salzburg aufgestellt ist.

Paracelsusfigur im Mirabellgarten von Josef Thorak

Bedingt durch das Ende des Zweiten Weltkrieges löste sich diese Institution aber wieder auf.

Internationale Paracelsus-Gesellschaft (IPG)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es dauerte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aber nicht lang und man erinnerte sich in Salzburg wieder an Paracelsus. Am 5. August 1947 fand eine Weihestunde in der St. Sebastians-Kirche statt, bei der Primararzt Josef Sandhofer die Verdienste des „berühmten Arztes“ würdigte.[10] Auch Vizebürgermeister Richard Hildmann hat 1947 bei der Eröffnung der ersten Österreichischen Ärztetagung an die Paracelsus-Tradition angeknüpft, indem er an „den großen Arzt“ Paracelsus erinnerte.[11] Dieser Renaissancearzt eignete sich demnach trotz der versuchten und nur wenige Jahre zurückliegenden Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten weiterhin als Projektionsfläche und Identifikationsfigur.

So wurde im Sommer 1951 auch die „Internationale Paracelsus-Gesellschaft (IPG)“ in Salzburg gegründet. Die Gesellschaft organisierte am 20. und 21. Oktober 1951 den „Ersten Paracelsustag“. Domkapellmeister Joseph Messner hatte für solche Anlässe bereits 1941 eine „Paracelsusfanfare“ komponiert. Im Rahmen des „Ersten Paracelsustages“, der auch vom Salzburger Museum Carolino Augusteum gestaltet wurde, ist eine kupferne Kassette mit den Gebeinen von Paracelsus, die vom Museum verwahrt wurden, an die „Internationale Paracelsus-Gesellschaft“ zur Rückbringung in das Grabmal in der St. Sebastians-Kirche übergeben worden.[12]

Gründungsmitglieder waren u. a. Rigobert Funke-Elbstadt, Josef Sandhofer, Heinrich Kiener oder Leopold Müller. Unter den (Gründungs-)Mitgliedern befanden sich aber nicht wenige, die in den Nationalsozialismus verwickelt waren, etwa der ehemalige SS-Hauptsturmführer Eduard Paul Tratz, später langjähriger Leiter des Salzburger Naturkundemuseums oder der Psychiater Gerhart Harrer, ehemaliges NSDAP-Mitglied; auch der zweite Präsident der IPG, Burghard Breitner, war NSDAP-Mitglied und später VdU-Kandidat bei der Bundespräsidentenwahl 1951. Der wegen seiner Verwicklungen in die Rassengesetzgebung der Nazis bekannte Arzt Carl Joseph Gauß wurde bei der Paracelsus-Gesellschaft Ehrenpräsident.

Seit 1960 wurden die von Sepp Domandl begründeten Salzburger Beiträge zur Paracelsusforschung herausgegeben. Von der Internationalen Paracelsus-Gesellschaft wurden jährlich Kongresse veranstaltet, auf denen Ergebnisse zur Paracelsus-Forschung bekannt gemacht wurden.

Präsidenten der Internationalen Paracelsus-Gesellschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster Präsident der Gesellschaft wurde der Wissenschaftshistoriker Franz Strunz, der sich als Paracelsusforscher einen Namen gemacht hatte. Strunz verstarb jedoch bereits im zweiten Jahr seiner Amtszeit († 1953).

Weitere Präsidenten:

Die Internationale Paracelsus-Gesellschaft Salzburg (IPG) hat sich 2015 aufgelöst.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Große Paracelsus-Ausstellung in der Aula des alten Studiengebäudes Salzburg. Salzburger Volksblatt, 11. September 1941, S. 3–4.
  • Peter F. Krammel: Zwischen Rezeption, Kult, Vermarktung und Vereinnahmung – Die Paracelsus-Tradition in der Stadt Salzburg. In: Heinz Dopsch, Peter F. Kramml (Hrsg.): Paracelsus und Salzburg. Vorträge bei den Internationalen Kongressen in Salzburg und Badgastein anlässlich des Paracelsus-Jahres 1993. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Band 14 (Ergänzungsband), 279–346.
  • Peter F. Krammel: Verwirklichte und nicht realisierte Salzburger Paracelsus-Projekte in der Zeit des Dritten Reiches: Universität, Krankenhaus und Denkmal – Ausstellung, Feier und Gesellschaft – ein „Paracelsus“-Spiel als „Jedermann“-Ersatz? In: Paracelsus und das Reich. 55. Paracelsustag 2006 (= Salzburger Beiträge zur Paracelsusforschung, Bd. 40), Salzburg 2007, S. 57–90.
  • Adolf Haslinger & Peter Mittermayer (Hrsg.): Paracelsus-Gesellschaft. In Salzburger Kulturlexikon. Residenz Verlag, Salzburg, 2001, S. 387. ISBN 3-7017-1129-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Paracelsus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statuten der IPG. In Festschrift 16. Paracelsustag zum 425. Todestag von Paracelsus. Salzburg 1966.
  2. Karl Aberle: Grabdenkmal, Schädel und Abbildungen des Theophrastus Paracelsus. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 1891; Paul Weiner: Die Lebenstinktur des Theophrastus Paracelsus. Beiblatt zur Neuen Salzburger Zeitung vom 22. Juli 1855, Nr. 4, S. 1–3.; Friederike Prodinger: Paracelsus im Spiegel der Volkskunde. Vortrag am 8. Jänner 1942, Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Gesellschafts-Angelegenheiten 1942; Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Beilage Hauptteil 1942: Paracelsus und Salzburg (1936).
  3. Franz Hartmann: Theophrastus Paracelsus. Ein Gedenkblatt. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Jahrgang 34, 1894, S. 88–143 (zobodat.at [PDF]).
  4. Internationale Paracelsus Plattform
  5. Die Gründung der Paracelsus-Gesellschaft. Salzburger Volksblatt vom 25. September 1941, S. 4.
  6. Paracelsus-Feier in Salzburg. In: Völkischer Beobachter. 25. September 1941, S. 2 (Digitalisat bei der Österreichischen Nationalbibliothek).
  7. Peter Danner: Die Museumslandschaft der Gauhauptstadt Salzburg. In Anschluss, Krieg & Trümmer. Salzburg und sein Museum im Nationalsozialismus. Salzburg Museum, Salzburg 2018 (= Jahresschrift des Salzburg Museum, Bd. 60), S. 102.
  8. Paracelsus - Oper in sechs Bildern
  9. Ein Paracelsus Denkmal. Die Arbeit der Paracelsus-Gesellschaft. Salzburger Zeitung vom 24. Juni 1943, S. 4.
  10. Weihestunde für Theophrastus Paracelsus. Wiener Kurier vom 6. August 1947.
  11. Eröffnung der österreichischen Ärztetagung. Salzburger Tagblatt vom 5. September 1947.
  12. Rigobert Funke-Elbstadt: Zehn Jahre Wiederaufbau. Salzburger Museum Carolino Augusteum, Jahresschrift, 1955, Vol. 1, S. 16.
  13. Internationale Paracelsus-Plattform (Memento des Originals vom 28. November 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/projekte.uni-hohenheim.de