Parvin Ardalan

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Parvin Ardalan ist sitzend abgebildet. Sie stützt mit einer Hand ihren Kopf, trägt ihr schwarzes, lockiges Haar halblang und schaut direkt in die Kamera. Sie trägt ein tief ausgeschnittenes rosa Oberteil und ein schwarzes Top darunter. An ihrem Hals hängt eine sehr lange Kette mit kleinen Ornamenten/Steinen.
Parvin Ardalan – Gothenburg Book Fair 2016

Parvin Ardalan (persisch پروین اردلان; geboren 1967 in Teheran) ist eine iranische Journalistin, Schriftstellerin und Frauenrechtsaktivistin die im Iran wegen ihrer Schriften verhaftet und strafrechtlich verfolgt wurde.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Alter von elf Jahren erlebte Parvin Ardalan die Proteste im Iran gegen die autoritäre Regierung des Shahs Mohammad Reza Shah Pahlavi. Sein Abdanken führte dazu, dass dessen Nachfolger Ayatollah Khomeini Frauenrechte im Zuge der neuen islamischen theokratischen Konstitution massiv einschränkte. Ardalan studierte bis 1993 Mass Communication Science (Wissenschaft der Massenkommunikation) an der Allame Tabatabaee University in Teheran und arbeitete für verschiedene feministische Zeitungen, darunter False Zanan, Iranian Feminists Tribune und Zanestan. Um mehr Einfluss auf das politische Leben des Iran zu nehmen und dadurch ihr künstlerisches Schaffen mit dem Politischen zu verbinden, studierte sie zusätzlich Feminist Studies (Feministische Studien).[1]

Politisches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Organisationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1990er-Jahren begründete sie gemeinsam mit anderen Frauen das Women’s Cultural Center und die Women’s Library. Durch die theokratische Regierung sind heute beide Organisationen geschlossen. Durch öffentliche Theatervorführungen, Fotografie und der Verbreitung von Informationen in Newslettern diente Kunst als Mittel um auf die Themen Gewalt und fehlende Gleichberechtigung von Frauen und Männern aufmerksam zu machten. Außerdem organisierte die Gruppe Theaterworkshops, um Frauen die Möglichkeit zu geben, sich selbst auszudrücken.[1]

Aktivismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

One Million Signature Campaign[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2006 begann eine Kampagne One Million Signatures Campaign for the Repeal of Discriminatory Laws (Eine Million Unterschriften Kampagne für die Aufhebung diskriminierender Gesetze), zur Reform diskriminierender Gesetze im Iran. Im Rahmen dieser Kampagne sollen eine Million Unterschriften von iranischen Frauen und Männern gesammelt werden, um gegen die gesetzlichen Verschlechterungen von Frauenrechten zu protestieren. Diese feministische Bewegung fordert die Abschaffung aller rechtlichen Ungleichheiten gegenüber Frauen.[2] In der von Ardalan mitorganisierten Kampagne nutzte sie verschiedene Formen der Kunst, wie Fotografie und Straßentheater, um die Stimmen der Frauen stärker zum Ausdruck zu bringen. Das Bildhafte und Performative hält Ardalan für sehr wichtig, um Botschaften schnell und eingängig einem großen Publikum zu vermitteln: „Manchmal ist es für Personen einfacher, Bilder zu verstehen, als einen geschriebenen Artikel.“ Das Ziel, innerhalb von zwei Jahren eine Million Unterschriften für die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau im Iran zu sammeln, wurde unterbrochen. Es kam während einer friedlichen Protestaktion zu Festnahmen, bei der über 70 Frauen festgenommen wurden.[1]

Diese Fotografie im Querformat zeigt eine das ganze Bild ausfüllende Menge an Frauen, welche demonstrieren.
1979 Proteste der iranischen Frauen gegen den Hijab

Während der ersten Proteste gegen den Hijab kurz nach 1979, hat Parvin Ardalan ein Lied aufgenommen, das eine große Rolle für die Formierung der Protestbewegung gespielt hat und heute noch gespielt wird.

Women Making Herstory[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie bereits in ihren Projekten im Iran, der One Million Signature Campaign, dem Women’s Cultural Center und der Women’s Library, verband Parvin Ardalan bei Women Making Herstory soziale Fragen der Migration und des Feminismus mit künstlerischen Ausdrucksweisen, mit Fotografie, Malerei und dem Schreiben. Mit ihrem Schaffen zeigt sie, dass Kunst und Politik, Kunst und Aktivismus miteinander verwoben werden können, um unsichtbare Stimmen sichtbar zu machen und dringende Botschaften in die Gesellschaft zu kommunizieren.[1] Von 2013 bis 2016 ist sie Mitinitiatorin des feministischen Dialogs um die Geschichte von Immigrantinnen in der Stadt Malmö.

Sie ist die Projektleiterin von Migration Memory Encounters, bei dem das Wissen, die Erfahrungen und die Erinnerungen von Migranten in verschiedenen kulturellen Bereichen wiederentdeckt wird.[3]

2007 sollte sie den Olof Palme Preis[4] in Schweden für ihr Engagement und ihre aktivistische Arbeit im Iran erhalten. Weil das Regime die Ausreise verweigerte, nahm ihre Schwester Shirin Ardalan ihn stellvertretend entgegen.[1]

Im Jahr 2009 emigrierte sie nach Schweden und entwarf nach ihrer zweijährigen Zeit als erste Gast-Schriftstellerin in der ICORN (International Cities Of Refuge Network) -Stadt Malmö das Projekt Women Making Herstory.[3]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1999: the best investigative reporter in Iran’s Sixth Media Festival (Beste investigative Reporterin des sechsten iranischen Medienfestivals)
  • 2007: Olof Palme Prize
  • 2010: Hellman/Hammett Award
  • 2015: ROKS Womens´ Deed Award

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Valeska Rediger, Charlotte Rauth: PARVIN ARDALAN – Wie die iranische Frauenrechtlerin Kunst mit Aktivismus verbindet. In: www.uni-hildesheim.de. Stiftung Universität Hildesheim, abgerufen am 20. November 2021.
  2. Shirin Ebadi: One Million Signatures Demanding Changes to Discriminatory Laws. In: www.fidh.org. International Federation For Human Rights, 22. November 2006, abgerufen am 26. November 2021 (englisch).
  3. a b Parvin Ardalan Activist & Journalist, Iran/Sweden. In: www.thefestivalacademy.eu. The Festival Academy, abgerufen am 21. November 2021 (englisch).
  4. Olof-Palme-Friedenspreis. In: spd-stormarn.de. SPD Stormarn, abgerufen am 21. November 2021.