Patrizia Cavalli

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Patrizia Cavalli (* 17. April 1947 in Todi; † 21. Juni 2022 in Rom) war eine italienische Dichterin, Autorin und Übersetzerin.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Patrizia Cavalli wurde 1947 in der umbrischen Stadt Todi geboren und besuchte dort das „liceo classico Jacopone“. 1968 zog sie nach Rom, wo sie Philosophie studierte und mit einer Arbeit über Musikästhetik abschloss. Während des Studiums lernte sie die Schriftstellerin Elsa Morante kennen, die sie in ihrer dichterischen Arbeit bestärkte und förderte.

Beginnend mit Le mie poesie non cambieranno il mondo (Meine Gedichte werden die Welt nicht ändern) veröffentlichte Cavalli ab 1974 bei Einaudi mehrere Lyrikbände, die in Italien ausgezeichnet wurden. 1976 wurde Cavalli von Biancamaria Frabotta in dem Sammelband Donne in poesia - Antologia della poesia femminile in Italia dal dopoguerra ad oggi publiziert, zusammen mit Lyrikerinnen wie Maria Luisa Spaziani, Vivian Lamarque, Amelia Rosselli, Anna Maria Ortese.

In deutscher Sprache erschien 2009 die Gedichtsammlung „Diese schönen Tage. Ausgewählte Gedichte 1974–2006“.[1] Für das Verlagshaus Einaudi übersetzte Cavalli die Theaterklassiker Amphitryon von Molière sowie Ein Sommernachtstraum und Othello von Shakespeare ins Italienische. In einer Buch- und CD-Publikation zusammen mit der Musikerin Diana Tejera schrieb und interpretierte sie 2012 das Lied Al cuore fa bene far le scale.[2] Ihr einziges Prosawerk, die Textesammlung Con passi giapponesi, erschien in Italien 2019 und wurde 2020 für den Premio Campiello nominiert.

In Interviews sprach Cavalli offen ihre Homosexualität an und benannte Begehren und körperliche Empfindungen als eigentliche Triebfedern ihres Schreibens.[3]

2015 wurde bei Cavalli eine Krebserkrankung diagnostiziert.[3][4] Sie starb im Juni 2022 in Rom.[5]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Vorwort einer italienisch-französischen Ausgabe schrieb der Philosoph Giorgio Agamben:

„Eine Prosodie, die unglaublich reich an Zäsuren und Stakkati ist, eine resolut hypotaktische Diskursstrukturierung fügt sich – man weiß nicht wie – zur flüssigsten, stufenlosesten und alltäglichsten Sprache der italienischen Poesie im 20. Jahrhundert. In dieser poetischen Sprache Patrizia Cavallis gehen Hymne und Elegie restlos ineinander auf.“[6]

Cavallis Gedichtlesungen genossen aufgrund der Wirkung ihrer musischen Sprache in Italien Kultstatus.[7]

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werkliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Patrizia Cavalli

Veröffentlichungen auf Deutsch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Le mie poesie non cambieranno il mondo, Einaudi, Turin, 1974.
  • Il cielo, Einaudi, Turin, 1981.
  • L'io singolare proprio mio, Einaudi, Turin, 1992.
  • Poesie (1974-1992), Einaudi, Turin, 1992 (Sammelband, welcher die drei vorangegangenen Bände enthält).
  • Sempre aperto teatro, Einaudi, Turin, 1999.
  • La guardiana, nottetempo, Rom, 2005.
  • Pigre divinità e pigra sorte, Einaudi, Turin, 2006 (enthält La guardiana).
  • La patria, nottetempo, Rom, 2011.
  • Al cuore fa bene far le scale (mit Diana Tejera), Voland, Rom, 2012.
  • Datura, Einaudi, Torino, 2013 (enthält La patria).
  • Flighty matters, Quodlibet, Macerata, 2017.
  • Vita meravigliosa, Einaudi, Turin, 2020.

Prosa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Con passi giapponesi, Einaudi, Torino, 2019.

Übersetzungen ins Italienische[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bibliografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mario Buonfiglio, Sull'«endecasillabare» di Patrizia Cavalli o il fiore di datura, in «Il Segnale», 2012, n. 96, ottobre 2013; verfügbar in Academia.
  • Rosalia Gambatesa, Ormai è sicuro, il mondo non esiste. La poesia di Patrizia Cavalli. 1974-1992, Bari, Progedit, 2020.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Poesiefestival Berlin 2019, Gespräch mit Patrizia Cavalli und Giorgio Agamben als PDF

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 5 Ergebnisse für ""Patrizia Cavalli"" - Perlentaucher. Abgerufen am 6. Dezember 2022.
  2. [1]
  3. a b Annalena Benini: If Kim Novak Were to Die: A Conversation with Patrizia Cavalli. In: The Paris Review. 5. August 2022, abgerufen am 3. Dezember 2022 (englisch).
  4. Patrizia Cavalli: "Io, la malattia e le mie pene d'amor perdute". 7. September 2016, abgerufen am 6. Dezember 2022 (italienisch).
  5. Maike Albath: Die Dichterin Patrizia Cavalli ist mit 75 Jahren in Rom gestorben. Abgerufen am 6. Dezember 2022.
  6. Patrizia Cavalli. Abgerufen am 6. Dezember 2022 (deutsch).
  7. Patrizia Cavalli: Diese schönen Tage. Ausgewählte Gedichte 1974-2006 - Perlentaucher. Abgerufen am 6. Dezember 2022.