Paul Plattner

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Paul Plattner (* 25. Juni 1907 in Chur[1]; † 26. Februar 1980 im Tal von Bîr Umm Tâghir, Safaga, Al-Bahr al-ahmar, Ägypten[2]) war ein Schweizer Psychiater und Sachbuchautor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Plattner war eines von zwölf Kindern von Placidus Plattner, der im Kreuzspital in Chur als Chefarzt tätig war, und Marie geb. Clausen.[1][3] Als er achtzehn war, starb sein Vater bei einem Autounfall.[3] Er absolvierte die Matura in Chur und studierte Medizin an den Universitäten Genf und Hamburg.[1] Plattner wollte ursprünglich Chirurg werden, wandte sich aber nach einem Blutsturz der Psychiatrie zu.[3] Er arbeitete als Assistenzarzt an den psychiatrischen Kliniken von Basel und Bern.[1] Plattner promovierte 1938 bei John E. Staehelin an der Universität Basel mit einer Arbeit zur Insulinschocktherapie.[4] Er war von 1940 bis 1972 Leitender Arzt des Privaten Nervensanatoriums Wyss in Münchenbuchsee.[3]

Nach einer Insulinschockbehandlung durch Paul Plattner erlitt Friedrich Glauser am 15. Februar 1938 in der Anstalt Friedmatt in Basel einen Insulin-Nachschock mit Bewusstlosigkeit und Zuckungen. Er stürzte und erlitt eine Schädelbasisfraktur. Von den Folgen dieser Behandlung (Kopfschmerzen, Konzentrations- und Arbeitsschwierigkeiten) erholte sich Glauser nicht mehr, er starb am 8. Dezember 1938.[5]

Plattners Ziel war die Reintegration des psychisch Kranken in die Gemeinschaft. Er gehörte zur Bewegung «Médicine de la personne» von Paul Tournier. Ein weiteres Interesse Plattners war die Eheberatung und -therapie.[3] Sein Buch Glücklichere Ehen wurde auf Englisch, Spanisch und Niederländisch übersetzt.

1978 gehörte Plattner zu den Mitbegründern der Stiftung Pro Mente Sana.[6]

Er war ab dem 1. Juli 1933 mit Vera geb. Bernhard verheiratet.[1] Plattner und seine Ehefrau starben bei einem Verkehrsunfall auf einer Reise in Ägypten.[2]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Amnestisches Syndrom nach Insulin-Cardiazolbehandlung. In: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie. Bd. 162 (1938), S. 728–740, doi:10.1007/BF02890991 (Dissertation, Universität Basel).
  • Glücklichere Ehen. Huber, Bern 1950.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Ära Plattner 1940 bis 1972 und die Wende in den psychiatrischen Behandlungsmethoden. In: Anna Bähler, Katharina Moser: Die Geschichte der Privatklinik Wyss. Privatklinik Wyss, Münchenbuchsee 2010, S. 43–52 (online; PDF; 7,9 MB).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Who’s who in Switzerland including the principality of Liechtenstein. 1965, S. 459.
  2. a b Jürg Gassmann: Geschichte der Schweizerischen Stiftung Pro Mente Sana – von den Anfängen bis ins Jahr 2010. Pro Mente Sana, 2011 (online@1@2Vorlage:Toter Link/www.promentesana.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.; PDF-Datei; 415 kB).
  3. a b c d e Die Ära Plattner 1940 bis 1972 und die Wende in den psychiatrischen Behandlungsmethoden. In: Anna Bähler, Katharina Moser: Die Geschichte der Privatklinik Wyss. Privatklinik Wyss, Münchenbuchsee 2010, S. 43–52, hier S. 46 (online@1@2Vorlage:Toter Link/www.privatklinik-wyss.ch (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.; PDF-Datei; 7,6 MB).
  4. Titeldatensatz, IDS Basel Bern, abgerufen am 2. Juni 2012.
  5. Thomas Huonker: Diagnose: «moralisch defekt»: Kastration, Sterilisation und Rassenhygiene im Dienst der Schweizer Sozialpolitik und Psychiatrie, 1890–1970. Orell Füssli, Zürich 2003, ISBN 3-280-06003-6, S. 75 f. (online).
  6. Simon Steiner: Zwei Seelen in der gemeinnützigen Brust: Psychische Gesundheit zwischen Nächstenliebe und Sozialpsychiatrie. In: Beatrice Schumacher: Freiwillig verpflichtet: Gemeinnütziges Handeln und Denken in der Schweiz seit 1800. NZZ Libro, Zürich 2010, ISBN 978-3-03823-594-1, S. 369–394.