Paul Tschurtschenthaler

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Paul Tschurtschenthaler, Porträt von Albert Stolz, 1933

Paul Tschurtschenthaler (* 2. Juli 1874 in Bruneck, Österreich-Ungarn; † 19. Dezember 1941 in Bregenz) war ein Tiroler Jurist, Schriftsteller und Volkskundler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Tschurtschenthaler war der Sohn des Kaufmanns Gottfried Tschurtschenthaler. Er besuchte von 1886 bis 1892 das Vinzentinum, ein Privatgymnasium in Brixen, und anschließend das städtische Gymnasium, wo er 1895 maturierte. Bis 1899 studierte er dann Jus an der Universität Innsbruck.

Es folgten Tätigkeiten im Justizdienst in Brixen, Trient und Bozen, wo er 1904 die Richterprüfung ablegte. Von 1905 bis 1909 war er Richter in Imst, wo er 1909 gemeinsam mit dem Maler Thomas Walch das Ortsmuseum gründete. 1910 wurde er Grundbuchanlegungskommissar für die Bezirke Welsberg, Ahrntal und Enneberg in Bruneck. Dort begründete er 1912 das Brunecker Stadtmuseum und wurde Leiter der deutschnationalen Ortsgruppe im Tiroler Volksbund. 1914 versetzte man ihn nach Landeck. Während des Ersten Weltkrieges verrichtete er im Kriegsdienst Kanzleiarbeiten in Innichen und Schärding, wurde aber schon 1915 aus dem Kriegsdienst entlassen und Bezirksrichter im Sarntal. Er heiratete 1915 Olga Brunner, mit der er fünf Kinder haben sollte.

Nach dem Krieg war Tschurtschenthaler im von Italien annektierten Südtirol Landgerichtsrat am Kreisgericht Bozen. Zugleich arbeitete er an der 1920 gegründeten Zeitschrift Der Schlern mit, bei der er 1927 die Leitung der literarischen Beilage übernahm. 1928 versetzte ihn das faschistische Regime als Tribunalrat nach Turin.

Nach kurzer Zeit quittierte er den Dienst, ließ sich pensionieren und eröffnete eine Rechtsanwaltskanzlei in Bozen. Um 1933 oder 1934 übersiedelte er in seine Heimatstadt Bruneck, betrieb dort wieder eine Rechtsanwaltskanzlei und lebte im übrigen zurückgezogen seinen heimatkundlichen Studien. Er optierte 1939 für die Aussiedlung in das Deutsche Reich und kam 1940 nach Bregenz, wo er trotz bereits angeschlagener Gesundheit noch Oberlandesgerichtsrat wurde.

Sein Leichnam wurde auf den Friedhof nach Bruneck überführt.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Tschurtschenthaler war als Schriftsteller vor allem Erzähler und Heimatschriftsteller, in dessen Werke eine gute Kenntnis der Südtiroler Landschaft einfloss. Auch historische Begebenheiten und landes- und volkskundliche Details brachte er darin zur Darstellung. Neben Gedichten verfasste er ab den 1930er Jahren volkstumspolitische Bücher und Tagebücher. Generell kann die Erhaltung der deutschen Sprache und Kultur gegenüber den starken Italianisierungstendenzen nach dem Ersten Weltkrieg als seine Lebensaufgabe bezeichnet werden, in dessen Dienst sein volkskundliches und schriftstellerisches Werk steht.

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Saitengold und Lieder. Gedichte. Wagner, Innsbruck 1907.
  • Auf Wanderungen. Reisebilder und Fahrten. Verlag der Deutschen Buchhandlung, Bozen 1910. (online)
  • Die Abfahrt von der Alm im Pustertal (Tirol). Helios, Wien 1912.
  • Aus den Aufzeichnungen eines Stadtschreibers von Bruneck 1723–41. Pötzelberger, Meran 1913 (gemeinsam mit Johann Joseph von Tschusi).
  • Berg- und Waldwege. Fahrten im deutschen Süden. Hausen, Saarlouis 1921. (online)
  • Bozner Landschaften. Natur- und Volksschilderungen. Ferrari, Bozen 1926.
  • Brunecker Heimat-Buch. Verlag der Buchhandlung Vogelweider, Bolzano 1928. (online)
  • Bergluft. Erzählungen. Vogelweider, Bolzano 1928.
  • Beim Waldbrunnen. Gedichte. Vogelweider, Bozen 1929.
  • Gestalten aus dem Etschland. Erzählungen. Ferrari, Bozen 1930.
  • Über den Ritten. Ein Wanderbuch. Ferrari, Bozen 1933. (online)
  • Das Land der Romantik. Ein Buch vom Eisacktal. Ferrari, Bozen 1933.
  • Das Bauernleben im Pustertal. Vogelweider, Bolzano 1935. (online)
  • Es lebt ein Volk an Rienz, Eisack und Etsch. Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1936.
  • Das Christkindl auf Reisen. Tiroler Weihnachtsgeschichten. Rauch, Innsbruck 1936.
  • Ein Krügl Wein aus Sankt Urbans Land. Tyrolia-Verlag, Innsbruck 1937.
  • Die Tschurtschenthaler. Ein altes Tiroler Bauerngeschlecht und seine Entwicklung. Wagner, Innsbruck 1941.
  • Südtiroler Wanderbilder. Ferrari-Auer, Bozen 1954.
  • Nirgends mehr daheim. Paul Tschurtschenthalers Brunecker Chronik 1935–1939. Edition Raetia, Bozen 2000, ISBN 978-88-7283-145-8.
  • So geh ich als einsamer Mensch hinweg. Paul Tschurtschenthalers Brunecker Chronik 1939–1941. Edition Raetia, Bozen 2011, ISBN 978-88-7283-399-5.

Aufsätze (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zur Geschichte des Dorfes Corti (Hofern), in: Der Schlern, Bozen 1928, S. 177.
  • Wallburgen im Pustertale, in: Der Schlern, Bozen 1929, S. 314.
  • Ein altes Hausinventar aus dem Pustertale, in: Der Schlern, Bozen 1930, S. 108.
  • Zum Jubelfeste des Ehepaares Mayr am Untergansnerhof, in: Der Schlern, Bozen 1930, S. 390.
  • Das Pfaffenköchin- oder Leonhardi-Eisen, in: Der Schlern, Bozen 1930, S. 410.
  • Das alte Stadtgebiet von Brunico, in: Der Schlern, Bozen 1931, S. 220.
  • Das Ärztegeschlecht der Liebl, in: Der Schlern, Bozen 1931, S. 398.
  • Alte Bräuche aus dem Kloster Sonnenburg im Pustertale, in: Der Schlern, Bozen 1933, S. 14.
  • Das Wetterkreuz, in: Der Schlern, Bozen 1933, S. 69.
  • Zur Geschichte des Dorfes Issengo im Pustertale, in: Der Schlern, Bozen 1933, S. 383.
  • Von Volkskunde und Volkskunst, in: Der Schlern, Bozen 1933, S. 409.
  • Etwas von der Schlern-Weinstube im Mayrbuschen, in: Der Schlern, Bozen 1933, S. 446.
  • Der Hexenstein bei Terento im Pustertale, in: Der Schlern, Bozen 1934, S. 61.
  • Der Palmstein im Brunecker Feld und andere Palmsteine, in: Der Schlern, Bozen 1934, S. 164.
  • Der alte Mairhof in Chienes und das castrum Chiena, in: Der Schlern, Bozen 1934, S. 266.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anton Unterkircher: Tschurtschenthaler, Paul. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 14, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, ISBN 978-3-7001-7794-4, S. 496 f. (Direktlinks auf S. 496, S. 497).
  • Bruder Willram: Paul Tschurtschenthaler zum 60. Wiegenfeste, in: Der Schlern, Bozen 1934, S. 294.
  • Elmar Oberkofler: Paul Tschurtschenthaler (1874–1941), in: Der Schlern, Bozen 1974, S. 510.
  • Anton Dörrer: Paul Tschurtschenthaler (1874–1941), in: Brunecker Buch. Innsbruck 2003, S. 249.
  • Stefan Lechner: Der Brunecker Bürger Paul Tschurtschenthaler. Laudator temporis acti und Heimatschützer. Eine Lebensskizze 1894–1941, in: Der Schlern, Bozen 2011, S. 38.
  • Anton Unterkircher: Poetischer Landstreicher – der Schriftsteller Paul Tschurtschenthaler, in: Der Schlern, Bozen 2011, S. 54.
  • Hans Heiss: Abschied von der Vergangenheit. Paul Tschurtschenthaler und Bruneck 1912, in: 100 Jahre Museumsverein Bruneck, Bruneck 2012, S. 23.
  • Stefan Lechner: Gegen den Ausverkauf Tirols. Der Museumsgründer Paul Tschurtschenthaler, in: 100 Jahre Museumsverein Bruneck, Bruneck 2012, S. 31.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1945 wurde der Platz vor der Ursulinenkirche in Bruneck als Paul-Tschurtschenthaler-Park benannt.

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Tschurtschenthaler und seine Zeit. Bruneck 2011.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]