Per la festività del Santo Natale

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Werkdaten
Titel: Per la Festività del Santo Natale

Titelblatt des Librettos von 1727
(Musik von Giovanni Battista Costanzi)

Form: Sacro componimento drammatico
Originalsprache: Italienisch
Musik: Erste Vertonung von Giovanni Battista Costanzi
Libretto: Pietro Metastasio
Uraufführung: 1727
Ort der Uraufführung: Rom
Personen
  • Genio celeste, himmlischer Geist (in der Einleitung)
  • Fede, der Glaube
  • Speranza, die Hoffnung
  • Amor divino, die Göttliche Liebe

Per la festività del Santo Natale (deutsch: Zur Feier der Heiligen Weihnacht) ist ein Libretto zu einem „sacro componimento drammatico“ (Oratorium) in einem Prolog und zwei Teilen von Pietro Metastasio. Es wurde mehr als 10 Mal vertont. Erstmals aufgeführt wurde es in der Vertonung von Giovanni Battista Costanzi 1727 im Palazzo della Cancelleria in Rom.[1][2][3][Digitalisat 1]

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prolog[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Prolog erscheint der himmlische Geist mit anderen Geistern auf einer Wolke, die einen transparenten königlichen Palast darstellt, um den Menschen eine große Freude zu verkünden. Gott habe beschlossen, der Menschheit ihre Sünden zu vergeben. Als Unterpfand für den Frieden wurde sein Sohn geboren. Die Wolke steigt empor und gibt den Blick auf die Bühne für die eigentliche Kantate frei.

Erster Teil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nun treten die allegorischen Figuren der Göttlichen Liebe, des Glaubens und der Hoffnung auf. Die „Handlung“ des ersten Teils besteht aus einem theologischen Disput zwischen dem Glauben und der Hoffnung. Nachdem alle die seit langem prophezeite Ankunft des Erlösers begrüßt haben, möchte die Göttliche Liebe – die sich selbst für die führende Kraft hinter der Menschwerdung hält – herausfinden, welche der beiden Tugenden mehr Gründe hat, sich darüber zu freuen. Die Hoffnung antwortet als erste. Sie erklärt, dass sie die zuverlässigste Unterstützung gegen das widrige Schicksal biete. So habe sie bereits Noah während der Sintflut, Abraham bei der Opferung seines Sohnes Isaak und Mose beim Auszug aus Ägypten beigestanden. Die Göttliche Liebe bezieht diese Ereignisse auf die Gegenwart. Sie entsprechen der Bindung der Gläubigen, Gottes Opfer für des Heil der Menschheit und dem Sieg über das Böse durch die Befreiung der Menschen. Der Glaube entgegnet, dass er die Grundlage der Hoffnung sei. Er war es, der dafür sorgte, dass Jakobs Prophezeiung des Messias den Augen der Menschen nicht verborgen blieb. In seiner Arie stellt er fest, dass die Wissenschaft ohne seine Hilfe keinen Wert habe. Der Wettstreit endet nicht mit dem Sieg einer der beiden Tugenden. Die Göttliche Liebe stellt stattdessen fest, dass er unnötig war, weil sich Glaube und Liebe gegenseitig nähren. Das Ende des ersten Teils wird von gemeinsamer Freude bestimmt: Die Tyrannen „weinen“; die Erde „lacht“ im Frieden; Furcht und Schrecken sind geflohen („Pianga il comun tiranno, / Rida la terra in pace; / Che già fuggì l’affanno, / Che già il timor fuggì“).[3][4]

Zweiter Teil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im zweiten Teil des Oratoriums weicht das Thema des Disputs schließlich der direkten Feier des Geburtstags Christi: Überall gibt es gute Vorzeichen. Die Jahreszeiten folgen aufeinander in rechter Ordnung wie der Tag auf die Nacht. Der Schmied verarbeitet Waffen zu Pflugscharen. Auf den Feldern herrscht Frieden. Die Hoffnung benennt die Gegenwart als das neue Goldene Zeitalter, das im Gegensatz zu demjenigen der griechischen Mythologie nicht erfunden, sondern wahr sei. Die Göttliche Liebe erinnert daran, dass Gott als Mensch ein durch Tyrannei unterdrücktes Land besucht und diesen zum Wohl der gesamten Menschheit geopfert habe. Er habe den Altar jedoch in einen Opfertisch verwandelt, durch den das Opfer zur Speise des Heils wurde. Der Glaube sieht die gute Nachricht durch Botschafter mit göttlichem Verständnis verbreitet, die die Tyrannen herausfordern werden. Die Hoffnung will die Seelen anfachen, diese Botschaft aufzunehmen. Die Göttliche Liebe erinnert an die Fischer, die zur Zeit der Auferstehung die Schlüssel des Himmels erhalten haben und die Nachricht von Küste zu Küste getragen haben. Sie will bei solchen Reisen immer als Führer dienen, unterstützt von der Hoffnung und bestärkt durch den Glauben. Als die Hoffnung ihren Wunsch nach einer Reihe solcher Führer ausdrückt, hält die Göttliche Liebe eine Lobrede auf Papst Benedikt XIII. Glaube und Hoffnung stimmen in ihr Lob ein.[3][4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Per la festività del Santo Natale ist Metastasios erster Oratorientext. Er schrieb es 1727 auf Wunsch von Kardinal Pietro Ottoboni. Die Aufführung mit der Musik von Giovanni Battista Costanzi wurde mit einem prächtigen Bühnenbild inszeniert. Zwei Jahre später griff Metastasio in seiner Serenata La contesa de’ numi, die ebenfalls in Rom erstmals aufgeführt wurde, das Thema des Wettstreits zwischen allegorischen Figuren erneut auf. Auch strukturell weisen beide Werke Gemeinsamkeiten auf. Beide bestehen aus zwei Teilen, und nach Abschluss des Disputs wird die Geburt eines Kindes gefeiert.[3] La festività unterscheidet sich dagegen deutlich von Metastasios sieben späteren Wiener Oratorien, bei denen es sich um Dialoge von biblischen oder hagiographischen Personen handelt.[4]

Nach zwei Proben am 24. und 26. Dezember 1727 erfolgte die erste öffentliche Aufführung am 2. Januar 1728 im Palazzo della Cancelleria in Rom anlässlich der Jahresversammlung der Accademia dell’Arcadia. Die Aufführung war der Höhepunkt dieses Nachmittags, wie aus den Einträgen von 26. Dezember 1727 und 2. Januar 1728 im Diario di Roma von Francesco Valesio und dem Eintrag vom 10. Januar 1728 im Diario Ordinario del Chracas (Nr. 1627) hervorgeht. Zum illustren Publikum gehörten Kardinäle, kirchliche Würdenträger und Mitglieder des Adels, darunter auch die Gouverneurin von Siena Violante Beatrix von Bayern, die Witwe des Erbgroßherzogs der Toskana Ferdinando de’ Medici. Die Aufführung erwies sich für Metastasio als Gelegenheit, vor einem anspruchsvollen Publikum seinen Scharfsinn in geistlichen Themen zu beweisen, nachdem er auf weltlichem Gebiet bereits einigen Ruhm gewonnen hatte. Im folgenden Jahr wurde er als Hofdichter Kaiser Karls VI. nach Wien berufen.[4]

Vertonungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Komponisten vertonten dieses Libretto:

Komponist Uraufführung Aufführungsort Anmerkungen
Giovanni Battista Costanzi 1727, Palazzo della Cancelleria[5][Digitalisat 2] Rom
Antonio Maria Mazzoni 1735[1][6] Bologna als Il santo natale di Jesu Cristo
Giovanni Lorenzo Gregori 1737, Santa Maria Corteorlandini[1][7][8] Lucca als La natività di nostro Signor Gesù Cristo; laut Grove Music Online bereits 1735 entstanden
Pietro Chiarini 1744, Oratorio Filippino di Santa Maria della Fava[9] Venedig
Nicola Conti 1755[10] Neapel
Pietro Pompeo Sales 1756, Fürstbischöfliche Hofkapelle[11][Digitalisat 3] Augsburg
Giuseppe Sigismondo um 1761[1][12] als Cantata pel Santo Natale di Gesù
Antonio Sacchini 1779[1]
Valentino Fioravanti 1822[1] Zuschreibung unsicher
Gennaro Manna unbekannt[1] als Oratorio pel Santissimo Natale
Francesco Antonio Uttini unbekannt[1]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Per la festività del Santo Natale – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Digitalisate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Libretto (italienisch) als Digitalisat beim Münchener Digitalisierungszentrum. In: Opere del signor abate Pietro Metastasio, Band 7, Herissant, Paris 1780, S. 361 ff.
  2. Libretto (italienisch) des Oratoriums von Giovanni Battista Costanzi, Rom 1727 als Digitalisat im Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna.
  3. Libretto (italienisch) des Oratoriums von Pietro Pompeo Sales, Augsburg 1756 als Digitalisat der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg (kostenpflichtig).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h Don Neville: Metastasio [Trapassi], Pietro (Antonio Domenico Bonaventura). In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  2. Metastasio, Pietro in Die Musik in Geschichte und Gegenwart, S. 50861 ff (vgl. MGG Bd. 9, S. 229 ff.) Bärenreiter-Verlag 1986 (Digitale Bibliothek Band 60).
  3. a b c d Jacques Joly: Les fêtes théâtrales de Métastase à la cour de Vienne, 1731–1767. Pu Blaise Pascal, 1978, ISBN 978-2845160194, S. 76 ff.
  4. a b c d Don Neville, Joseph Raffa: Per la festività del Santo Natale. (Online, PDF)
  5. Per la festivita del Santo Natale (Giovanni Battista Costanzi) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  6. Componimento sacro per il Santo Natale (Antonio Mazzoni) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  7. Gregori, Giovanni Lorenzo. In: Dizionario Biografico – Treccani, abgerufen am 27. April 2015.
  8. La nativita di nostro Signore Gesù Cristo (Giovanni Lorenzo Gregori) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  9. Per la festivita del Santo Natale (Pietro Chiarini) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  10. James L. Jackman und Paologiovanni Maione: Conti, Nicola. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  11. Oratorio per la festa del Santo Natale (Pietro Pompeo Sales) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  12. Datensatz und Libretto-Volltext der Kantate von Giuseppe Sigismondo bei Clori – Archivo della Cantata italiana, abgerufen am 29. April 2015.