Peter Facklam

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Peter Facklam (1987)

Peter Facklam (geboren am 23. April 1930[1] in Basel; gestorben am 2. Februar 2023 ebenda[2][3]) war ein Schweizer Politiker (LDP). Er war von 1980 bis 1992 Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peter Facklam ist in Basel aufgewachsen. Er studierte Rechtswissenschaft an den Universitäten Basel und Genf[4] und wurde 1956 promoviert[5]. Sein Doktorvater war Hans Peter Tschudi.[6]

Facklam arbeitete von 1958 bis 1960 beim Ständigen staatlichen Einigungsamt und vom 1960 bis 1980 beim Basler Volkswirtschaftsbund, zuletzt als Direktor.[7][8] Zudem war er Präsident der Christoph Merian Stiftung (CMS).[9]

Von 1974 bis 1980 war Facklam Mitglied des Engeren Bürgerrats, der Exekutive der Bürgergemeinde der Stadt Basel.[10][11] 1978 präsidierte er ihn.[12]

1980 nominierten die LDP Facklam als Kandidaten für die Regierungsratswahlen. Er konnte für die Partei den Sitz des zurücktretenden Lukas Burckhardt im zweiten Wahlgang verteidigen.[13] Facklam übernahm das Justizdepartement.[14] Bei den Wahlen 1984 wurde er im zweiten, bei den Wahlen 1988 im ersten Wahlgang bestätigt.[15][16] 1992 verpasste er die Wiederwahl im ersten Wahlgang. Er gab am Tag nach der Wahl seinen Verzicht auf den zweiten Wahlgang bekannt, obwohl er das absolute Mehr nur sehr knapp nicht erreicht hatte.[17] Die LDP stellte darauf Ueli Vischer als neuen Kandidaten auf und konnte mit ihm ihren Sitz erfolgreich verteidigen.[18]

Als Gründe für sein Abschneiden wurden einerseits die Zerstrittenheit der Regierung genannt. Aus Sicht der Bürgerlichen verstiessen die SP-Regierungsräte, insbesondere der im zweiten Wahlgang nicht wiedergewählte Remo Gysin, wiederholt gegen das Kollegialitätsprinzip.[19][20] Facklam galt als einer der Hauptgegner Gysins.[21] Zudem stiess Facklams Drogenpolitik im bürgerlichen Lager auf Ablehnung.[22] Die Basler Regierung liess damals zur Bekämpfung der offenen Drogenszenen an der Heuwaage, an der Spitalstrasse und beim Kunstmuseum Gassenzimmer einrichten. Dort konnten sich die Heroinkonsumenten unter sauberen Bedingungen Spritzen setzen. Besonders das Gassenzimmer beim Kunstmuseum, in dessen Nachbarschaft viele wohlhabende und einflussreiche Basler wohnten, sorgte für Widerstand.[23][24] Facklam richtete auch das Amt des Drogendelegierten ein und besetzte es mit dem grünen Zürcher Kantonsrat Thomas Kessler.[25] Sein Nachfolger im Justizdepartement, Jörg Schild, der zuvor als Staatsanwalt noch gedroht hatte, alle zu durchsuchen, die eines dieser Gassenzimmer betreten, führte die Politik Facklams und die Zusammenarbeit mit Kessler fort.[26]

Facklam war in den Amtsjahren 1982/83 und 1989/90 Regierungspräsident.[27][28]

Familiengrab Facklam

Nach seiner Amtszeit als Regierungsrat war er Präsident von SOS-Kinderdorf Schweiz, der Trägerkommission der GGG-Ausländerberatung und der Stiftung Transfer, die sich für Transfer von Wissen über die Marktwirtschaft nach Osteuropa einsetze.[29]

Facklam wurde auf dem Friedhof am Hörnli (Abteilung 3, Sektion 1, Grab 26) in Riehen beigesetzt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Liste aller Mitglieder des Regierungsrates seit 1875., Website des Kantons Basel-Stadt, abgerufen am 16. Oktober 2020.
  2. Trauerfall Facklam Peter, todesanzeigenportal.ch, abgerufen am 8. Februar 2023.
  3. Traditionsbewusst, aber nicht rückständig. Nachruf von Christoph Eymann. In: bz – Zeitung für die Region Basel vom 9. Februar 2023.
  4. Biographisches. In: Neubadmagazin. Nr. 12, Dezember 2011, S. 17 (neubadmagazin.ch [PDF; abgerufen am 22. April 2020]).
  5. Katalogeintrag der Dissertation, Swissbib, abgerufen am 16. Oktober 2020.
  6. Valentin Kressler: Ein Platz für den «Vater der AHV». In: Basler Zeitung. 16. Juni 2009, S. 11.
  7. Der Forum-Gast. In: Basler Zeitung. 17. März 1997, S. 15.
  8. Rolf Schenk: Grossrats- und Regierungsratswahlen 1980: Schichtwechsel in der Opposition. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1980. Basel 1981, S. 69–72, hier S. 71 (baslerstadtbuch.ch [abgerufen am 7. Juni 2020]).
  9. Heinz Herold: 100 Jahre Basler Bürgergemeinde – Quer durchs Jubiläumsjahr. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1976. Basel 1977, S. 18–32, hier S. 24 (baslerstadtbuch.ch [abgerufen am 7. Juni 2020]).
  10. Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): 10.12.1974. In: Basler Chronik. Abgerufen am 3. Juni 2020.
  11. Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): 29.04.1980. In: Basler Chronik. Abgerufen am 3. Juni 2020.
  12. Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): 27.06.1978. In: Basler Chronik. Abgerufen am 3. Juni 2020.
  13. Rolf Schenk: Grossrats- und Regierungsratswahlen 1980: Schichtwechsel in der Opposition. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1980. Basel 1981, S. 69–72, hier S. 71 f. (baslerstadtbuch.ch [abgerufen am 25. April 2020]).
  14. Rolf Schenk: Grossrats- und Regierungsratswahlen 1980: Schichtwechsel in der Opposition. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1980. Basel 1981, S. 69–72, hier S. 72 (baslerstadtbuch.ch [abgerufen am 25. April 2020]).
  15. Arnold Schneider: Stabilität und Überraschung; Grossrats- und Regierungsratswahlen 1984. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1984. Basel 1985, S. 25–29, hier S. 27–29 (baslerstadtbuch.ch [abgerufen am 26. April 2020]).
  16. Arnold Schneider: Blätterrauschen oder Sturmzeichen? Grossrats- und Regierungsratswahlen 1988. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1988. Basel 1989, S. 9–14, hier S. 13–14 (baslerstadtbuch.ch [abgerufen am 26. April 2020]).
  17. Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): 20.01.1992. In: Basler Chronik. Abgerufen am 27. April 2020.
  18. Christof Wamister: Frischer Wind in der Regierung – komplexe Mehrheitsverhältnisse im Parlament. Die Gesamterneuerung der politischen Behörden. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1992. Basel 1993, S. 79–81, hierzu S. 81 (baslerstadtbuch.ch [abgerufen am 3. Februar 2020]).
  19. Arnold Schneider: Blätterrauschen oder Sturmzeichen? Grossrats- und Regierungsratswahlen 1988. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1988. Basel 1989, S. 9–14, hier S. 13–14 (baslerstadtbuch.ch [abgerufen am 26. April 2020]).
  20. Ursula Schnieper: Porträt Remo Gysin. In: DRS Aktuell. 25. Juni 1987, abgerufen am 29. Juli 2019.
  21. Christof Wamister: Frischer Wind in der Regierung – komplexe Mehrheitsverhältnisse im Parlament. Die Gesamterneuerung der politischen Behörden. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1992. Basel 1993, S. 79–81, hierzu S. 81 (baslerstadtbuch.ch [abgerufen am 3. Februar 2020]).
  22. Christof Wamister: Frischer Wind in der Regierung – komplexe Mehrheitsverhältnisse im Parlament. Die Gesamterneuerung der politischen Behörden. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1992. Basel 1993, S. 79–81, hierzu S. 81 (baslerstadtbuch.ch [abgerufen am 3. Februar 2020]).
  23. Leif Simonsen: Eine Stadt auf Nadeln. In: Schweiz am Wochenende. 18. August 2018, S. 36.
  24. Christoph Eymann: Erfolgreiche Basler Drogenpolitik. In: NZZ. 10. September 1997, S. 15.
  25. S. Aiolfi: Drogenpolitischer Paulus; Der Basler Regierungsrat Jörg Schild tritt nach 14 Amtsjahren zurück. In: NZZ. 28. März 2006, S. 15.
  26. S. Aiolfi: Drogenpolitischer Paulus; Der Basler Regierungsrat Jörg Schild tritt nach 14 Amtsjahren zurück. In: NZZ. 28. März 2006, S. 15.
  27. Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): 19.04.1989. In: Basler Chronik. Abgerufen am 24. April 2020.
  28. Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): 15.04.1982. In: Basler Chronik. Abgerufen am 24. April 2020.
  29. Markus Sutter: Für Peter Facklam ist die Welt grösser geworden. In: Basler Zeitung. 5. August 2000, S. 26.