Philipp Albrecht Herzog von Württemberg

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Philipp Albrecht von Württemberg (als erster von rechts) mit seinen Geschwistern im Jahre 1903

Georg Philipp Albrecht Carl Maria Joseph Ludwig Hubertus Stanislaus Leopold Herzog von Württemberg (* 14. November 1893 in Stuttgart; † 15. April 1975 in Ravensburg) war von 1939 bis zu seinem Tod Chef des Hauses Württemberg.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Philipp war der älteste Sohn des Herzogs Albrecht von Württemberg und seiner Frau, der Erzherzogin Margarete Sophie von Österreich. Philipp Albrecht besuchte das Stuttgarter Eberhard-Ludwigs-Gymnasium und studierte zwei Semester Rechtswissenschaften in Tübingen, bevor er 1912 als Leutnant in das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württembergisches) Nr. 119 eintrat.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte er im Dragoner-Regiment „König“ (2. württembergisches) Nr. 26 an der Ost- und Westfront sowie in Serbien. Für sein Wirken erhielt Philipp Albrecht neben beiden Klassen des Eisernen Kreuzes am 21. Mai 1915 das Ritterkreuz des Militärverdienstordens. Er avancierte bis Ende August 1917 zum Major[1] und schied nach der Novemberrevolution 1918 aus dem aktiven Militärdienst aus. An die Universität Tübingen zurückgekehrt, beendete er sein Studium im Jahr 1925 mit der Promotion zum Dr. iur. Dem Thronverzicht des Königs Wilhelm II. von Württemberg vom 30. November 1918 schloss er sich ebenso wenig wie sein Vater an. Da er als künftiger Thronfolger erzogen worden war, blieb er zeitlebens ein überzeugter Monarchist.

Zeit des Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da er das NS-Regime ablehnte und im November 1933 den Wahlen ferngeblieben war, zog er sich die Feindschaft der NS-Machthaber zu. Sein Bruder Carl Alexander, der als „Pater Odo“ Benediktinermönch geworden war, musste noch 1933 aus Furcht vor Repressalien Deutschland verlassen, emigrierte 1940 in die USA und engagierte sich dort in verschiedenen karitativen Organisationen. Auch um die Rettung von verfolgten Juden machte sich Pater Odo verdient.[2]

Als sich Philipp Albrecht 1934 weigerte, an seinem Wohnhaus, dem damaligen Kronprinzenpalais Stuttgart, die Hakenkreuz-Fahne zu hissen, wurde er gezwungen, mit seiner Familie Stuttgart zu verlassen.[3] Im Zufluchtsort Altshausen übernahm er, der seit dem Tode seines Vaters im Jahre 1939 Chef des Hauses Württemberg war, die Verwaltung des umfangreichen Grundbesitzes seiner Familie und des Wirtschaftsunternehmens Hofkammer des Hauses Württemberg.

Aufgrund seiner stringenten Haltung zum Nationalsozialismus und seiner anhaltenden monarchistischen Einstellung wurde Philipp auch für eine mögliche Rolle nach einem Sturz Hitlers vorgesehen. Die anfänglichen Umsturzpläne der Gruppe um Carl Friedrich Goerdeler sahen noch Pläne zur Einschränkungen Hitlers Macht und eine Neugestaltung des Staates ohne ein Attentat vor, weshalb der Widerstandskämpfer und Verbindungsmann Friedrich von Rabenau Philipp bzgl. der Übernahme einer späteren führenden Rolle in Deutschland ansprach.[4]

Nachkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Nachkriegszeit wurde ihm in Württemberg wieder hohes Ansehen entgegengebracht.[5] 1965 stiftete Philipp Albrecht das Feldzeichen des Landesverbandes der Bürgerwehren und Stadtgarden Württemberg-Hohenzollern. Zudem war er sozial sehr engagiert.[5]

Nach seinem Tod wurde er in der Familiengruft in Altshausen beigesetzt. Wegen des Verzichts seines ältesten Sohnes Ludwig (1930–2019[6]) auf seine Zugehörigkeit zum Haus in den Jahren 1959 und 1960 folgte ihm 1975 sein jüngerer Sohn Carl als Chef des Hauses Württemberg.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1923 heiratete Philipp Albrecht in Altshausen Helene von Österreich. Sie starb bereits im folgenden Jahr an den Folgen der Geburt ihrer einzigen Tochter:

1928 heiratete er in Friedrichshafen Rosa von Österreich, die Schwester seiner verstorbenen ersten Frau.[7] Aus dieser zweiten Ehe entstammen zwei Söhne und vier Töchter:

  • Helene (1929–2021) ⚭ 22. August 1961 Federico Pallavicini
  • Ludwig (1930–2019[6]) ⚭ 16. Februar 1960 Adelheid Freiin von und zu Bodman, ⚭ 14. August 1972 Angelika Kiessig, verzichtete am 29. Juni 1959 für sich und seine Nachkommen auf etwaige Thronrechte und Mitgliedschaft zum ehemals königlichen Haus Württemberg
  • Elisabeth (1933–2022) ⚭ 18. Juli 1958 Antoine von Bourbon-Sizilien (1929–2019)
  • Marie Therese (* 1934) ⚭ 5. Juli 1957 Henri d’Orléans, geschieden 1984, seit der Scheidung wird sie in ihren Kreisen „Herzogin von Montpensier“ genannt
  • Carl Herzog von Württemberg (1936–2022) ⚭ 21. Juli 1960 Diane d’Orléans
  • Marie Antoinette (1937–2004).

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eberhard Fritz: Claus Schenk Graf von Stauffenberg und die Herzöge von Württemberg. Überlegungen zu den Motiven des Attentats vom 20. Juli 1944. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 47. 48/2012, S. 225–261.
  • Eberhard Fritz: Das Haus Württemberg und der Nationalsozialismus. Motive des Widerstands gegen Hitler und seine Bewegung. In: Christopher Dowe (Hg.): Adel und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten. (Stuttgarter Symposion, Band 11), Stuttgart 2007, S. 132–162.
  • Max Messerschmid: Nachruf. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. 94. Jg. 1976, S. V. (Digitalisat)
  • Sönke Lorenz, Dieter Mertens, Volker Press (Hrsg.): Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon. Kohlhammer 1997, ISBN 3-17-013605-4, S. 419 f.
  • Philipp Albrecht Herzog von Württemberg In: Internationales Biographisches Archiv. 35/1975 vom 18. August 1975, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Philipp Albrecht von Württemberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Königlich Württembergisches Militär-Verordnungsblatt. Nr. 37 vom 26. August 1917, S. 301.
  2. Eberhard Fritz: Das Haus Württemberg und der Nationalsozialismus. Motive des Widerstands gegen Hitler und seine Bewegung. In: Christopher Dowe (Hg.): Adel und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten. (Stuttgarter Symposion, Band 11), Stuttgart 2007, S. 142.
  3. Eberhard Fritz: Das Haus Württemberg und der Nationalsozialismus. Motive des Widerstands gegen Hitler und seine Bewegung. In: Christopher Dowe (Hg.): Adel und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten. (Stuttgarter Symposion, Band 11), Stuttgart 2007, S. 139.
  4. W. Vorberg: Friedrich von Rabenau. Eine Lebensschilderung. Maschinenschriftliches Manuskript, In: Bundesarchiv. N 62/3, S. 45.
  5. a b c Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon. Kohlhammer 1997, ISBN 3-17-013605-4, S. 420.
  6. a b „Ludwig Herzog von Württemberg gestorben“, SWR vom 23. Oktober 2019.
  7. Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon. Kohlhammer 1997, ISBN 3-17-013605-4, S. 421.
  8. Harald Derschka: Der Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. Ein Rückblick auf einhundertfünfzig Jahre Vereinsgeschichte 1868–2018. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. 136, 2018, S. 1–303, hier: S. 177, S. 229.
VorgängerAmtNachfolger
AlbrechtChef des Hauses Württemberg
1939–1975
Carl