Phosphamidon

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Strukturformel von (E)- und (Z)-Phosphamidon
Etwa 70:30-Mischung aus (E)-Isomer (links) und (Z)-Isomer (rechts)
Allgemeines
Name Phosphamidon
Andere Namen
  • (E,Z)-3-Chlor-4-diethylamino-4-oxobut-2-en-2-yl-dimethylphosphat (IUPAC)
  • 2-Chlor-2-diethylcarbamoyl-1-methylvinyldimethylphosphat
  • 2-Chlor-3-diethylamino-1-methyl-3-oxo-1-propenyldimethylphosphat
  • Dimethylphosphatester-2-chlor-N,N-diethyl-3-hydroxycrotonamid
  • Handelsnamen: Apamidon®, Dimecron®, Dimenox®, Dixon®, Phosron®, Pillarcron®
Summenformel C10H19ClNO5P
Kurzbeschreibung

geruchlose, klare, gelbliche Flüssigkeit[1][2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 236-116-5
ECHA-InfoCard 100.032.818
PubChem 25750
ChemSpider 23990
Wikidata Q424889
Eigenschaften
Molare Masse 299,69 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte

1,2132 g·cm−3[3]

Schmelzpunkt

−45 °C[1]

Siedepunkt

94 °C (5,3 Pa)[4]

Dampfdruck

3,39 · 10−5 mbar (bei 20 °C)[1]

Löslichkeit

mischbar mit Wasser, polaren organischen Lösungsmitteln[1][2][3]

Brechungsindex

1,4721[3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[6] ggf. erweitert[5]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 300​‐​311​‐​341​‐​410
P: 264​‐​273​‐​280​‐​301+310​‐​312​‐​501[5]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

Phosphamidon ist eine Mischung von zwei (cis-,trans-isomeren) organisch-chemischen Verbindungen mit der Summenformel C10H19ClNO5P, das 1960 erstmals beschrieben wurde. Dieses Gemisch gehört zu den Gruppen der Phosphorsäureester und Organophosphat-Insektizide.

Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Synthese geht von N,N-Diethylacetamid (1) aus. Durch Selbstkondensation mittels Phosphoroxychlorid wird es zu Diethylacetoacetamid (2) acetyliert. Mit Sulfurylchlorid wird die Methylengruppe chloriert. Das Zwischenprodukt N,N-Diethyldichloracetoacetamid (3) ergibt in der Reaktion mit Trimethylphosphit unter Abspaltung von Chlormethan als Endprodukt eine Mischung aus 4a und 4b.[7]

Herstellung von Phosphamidon
Herstellung von Phosphamidon

Cis-trans-Isomerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Phosphamidon unterliegt an der Oxobutendoppelbindung der cis-trans-Isomerie. Als Insektizid (Handelsprodukt) wird ein Isomerengemisch aus etwa 70 % (Z)-(cis)-Isomer und 30 % (E)-(trans)-Isomer eingesetzt.

Eigenschaften und Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter Normalbedingungen ist Phosphamidon eine klare, hellgelbliche, geruchlose Flüssigkeit. Es mischt sich mit vielen polaren organischen Lösungsmitteln und in jedem Verhältnis mit Wasser. Phosphamidon kann als Handelsprodukt brennbare Lösungsmittel enthalten, deren Einfluss die chemischen, physikalischen und auch toxikologischen Eigenschaften völlig verändern kann. Beim Erhitzen oder Verbrennen zersetzt sich der Stoff unter Bildung von Chlorwasserstoffen, Phosphoroxiden und Stickoxiden. Mit Basen reagiert Phosphamidon unter Hydrolyse. Metalle wie Aluminium, Eisen und Zinn werden angegriffen, gegen Säuren und in neutraler Lösung ist es stabil.

Phosphamidon wurde erstmals 1960 beschrieben und als systemisch wirkendes Insektizid eingeführt. Die Großproduktion als Insektizid wurde 1990 eingestellt, für wissenschaftliche Zwecke ist es weiterhin erhältlich.

Zulassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Staaten der Europäischen Union ist Phosphamidon nicht als Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln zugelassen.[8] Auch in der Schweiz ist Phosphamidon wie in Österreich und Deutschland kein Wirkstoff in zugelassenen Pflanzenschutzmitteln.[9]

Toxizität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Phosphorsäureester ist Phosphamidon sehr toxisch für Mensch und Tier und damit hoch umweltgefährdend, besonders für die Wasserfauna. Von der WHO ist es in der Gefahrenklasse Ia („extrem gefährlich“ oder „extremly hazardous“) gelistet. Phosphamidon wirkt als Cholinesterasehemmer (Acetylcholinesterase (AChE) und Butyrylcholinesterase (BuChE)). Es wirkt toxisch bei Kontakt mit der Haut (Kontakt- und Nervengift), bei Inhalation und oraler Aufnahme. Durch Speicherung in Fett und Gehirn kann eine Langzeitwirkung hervorgerufen werden, abhängig von Dosis, Gentyp und Zusatzgiften. Die LD50 p.o. (per os, oral) liegt für Mäuse bei 13 mg/kg, für Ratten bei 20 mg/kg.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • R. Jacques, Hugo J. Bein: Toxikologie und Pharmakologie eines neuen systemisch wirksamen Insektizids der Phosphorsäureester-Reihe, Phosphamidon (2-Chlor-2-diäthylcarbamoyl-1-methylvinyl-dimethylphosphat). In: Archiv für Toxikologie (1960) 18, S. 316–330.
  • R. Jacques, Hugo J. Bein: Toxicology and pharmacology of a new systemic phosphoric acid ester insecticide phosphamidon (2-chloro-2-diethylcarbamoyl-1-methylvinyl dimethyl phosphate). In: Archiv für Toxikologie (1960) 18, S. 316–330.
  • Fritz Bachmann: Phosphamidon, a new phosphate ester with systemic action. In: Proc. Intern. Cong. Crop. Protection, 4. Kongress, Hamburg 1960; Bd. 2, S. 1153–1155.
  • S. Gitelson, J. T. Davidson, A. Werczberger: Phosphamidon poisoning. In: British Journal of Industrial Medicine (1965) 22, S. 236–239.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Eintrag zu Phosphamidon in der Pesticide Properties DataBase (PPDB) der University of Hertfordshire, abgerufen am 31. Juli 2013.
  2. a b c d e R. Jacques, Hugo J. Bein: Toxikologie und Pharmakologie eines neuen systemisch wirksamen Insektizids der Phosphorsäureester-Reihe, Phosphamidon (2-Chlor-2-diäthylcarbamoyl-1-methylvinyl-dimethylphosphat), Archiv für Toxikologie (1960) 18, S. 316–330.
  3. a b c WHO/FAO Data Sheet on Pesticides (PDS) für Phosphamidon (Memento vom 2. Juli 2014 im Internet Archive)
  4. Eintrag zu Phosphamidon. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 17. Februar 2015.
  5. a b Eintrag zu Phosphamidon in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 23. Juli 2016. (JavaScript erforderlich)
  6. Eintrag zu Phosphamidon im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  7. R. Anliker, E. Beriger und K. Schmid: Die Synthese von 14C-markiertem Phosphamidon, einem neuen systemischen Insektizid. In: Cellular and Molecular Life Sciences (1961), Bd. 17, Nummer 11, S. 492–493.
  8. Verordnung (EG) Nr. 2076/2002 der Kommission vom 20. November 2002 zur Verlängerung der Frist gemäß Artikel 8 Absatz 2 der Richtlinie 91/414/EWG des Rates und über die Nichtaufnahme bestimmter Wirkstoffe in Anhang I dieser Richtlinie sowie den Widerruf der Zulassungen von Pflanzenschutzmitteln mit diesen Wirkstoffen (PDF).
  9. Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission: Eintrag zu Phosphamidon in der EU-Pestiziddatenbank; Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz, Österreichs und Deutschlands, abgerufen am 8. März 2016.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]