Pick Pay

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Pick Pay war ein Schweizer Unternehmen im Detailhandel. Das 1968 von Bruno Gideon (1931–2015) in Rümlang als Discounter gegründete Unternehmen wurde in den 1990er-Jahren mehrfach umstrukturiert und nach Volketswil verlegt, wo es Teil der Bon appétit Group und später Teil der Rewe Schweiz wurde, ehe das formell bereits aufgelöste Unternehmen 2005 von der damaligen Rast Holding-Tochter Denner übernommen wurde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Weg für den Discounter Pick Pay ebnet in über zwanzig Jahren mühsamer Arbeit Karl Schweri, der das alte Schweizer Handelssystem sprengt und der Markenartikelindustrie 1967 die Aufgabe der gebundenen Endverkaufspreise für Lebensmittel abringt. Schweri eröffnet im selben Jahr in Zürich-Altstetten die erste Filiale des Discounters, der ab 1969 als Denner bekannt wird.

Die Pick Pay AG mit Sitz in Rümlang wird am 29. August 1968 im Handelsregister eingetragen und eröffnet noch im selben Jahr ihre erste Filiale in Zürich Oerlikon. Das von Glattbrugg aus operierende Unternehmen wird bereits 1982 durch die Hofer & Curti AG übernommen.

Hofer & Curti, Denner und die Usego-Trimerco Holding AG (UTH) gehen 1990 eine strategische Partnerschaft ein, um die Marktdominanz von Migros und Coop zu brechen, doch bereits 1993 beschliesst Denner, auszusteigen. Denner hinterlässt Hofer & Curti Anteile an der UTH, in welche 1994 Pick Pay integriert wird. 1996 folgt die Fusion von Pick Pay und UTH, aus welcher die Usego Hofer Curti AG (UHC) entsteht, welche wiederum 1999 mit der Bon appétit Holding AG fusioniert. Dadurch entsteht die Bon appétit Group (BAG) mit Sitz in Volketswil.

Die BAG erreicht damit ihren Zenit und lanciert die ersten Starbucks-Filialen in Kontinentaleuropa (Lizenz für die Schweiz und Österreich). Genauso schnell ist allerdings der Zenit wieder überschritten und die BAG muss sich 2003 von verschiedenen Unternehmenszweigen und den Starbucks-Lizenzen trennen. Als die deutsche Rewe Group am vermeintlich lukrativen Schweizer Markt und der schrumpfenden Bon appétit Interesse anmeldet, nutzt die Familie Curti die Gunst der Stunde, um ihre Anteile an der BAG zu verkaufen. Im Juni 2003 erwirbt Rewe die Aktienmehrheit an der BAG und unterbreitet das obligatorische, öffentliche Übernahmeangebot an alle Aktionäre, welches auch weitere Teilhaber nutzen. Rewe erwirbt damit 88 % des Aktienkapitals der BAG.

1-Rappen-Aktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einen vorübergehenden Marketing-Coup lancierte Pick Pay 1995, indem er die Preise auf Fr. x.x9 oder x.x4 reduzierte (statt x.x0 oder x.x5) und den Kunden beim Bezahlen den genauen Rappenbetrag mit Einräpplern zurückgab. Diese Aktion sorgte für viel Beachtung, da der Einräppler – obwohl damals noch Kurantmünze – im Alltag ausser Gebrauch war und kostete Pick Pay nur den Preisabschlag um einen Rappen pro Produkt, den Schweizer Staat aber pro von Pickpay von diesem bezogenen Einräppler netto 3 Rappen, da die Produktionskosten damals bei 4 Rappen lagen, Pick Pay allerdings die Münzen – da kursfähig – zum Nominalwert kaufen konnte. Da die Kunden ihre Einräppler ausserhalb von Pick Pay jedoch nicht mehr loswurden und sich die Publicity gelegt hatte, stellte Pick Pay die Aktion wieder ein.

Rewe Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Jahr 2004 entwickelt sich ebenfalls schlecht und Rewe reduziert die BAG auf die beiden Geschäftseinheiten Pick Pay und den Gastronomie-Grosshandel Prodega CC/Growa CC. Im Laufe des Jahres veräussern weitere Aktionäre ihre Anteile an Rewe, die Ende 2004 über 99 % des BAG-Aktienkapitals kontrolliert. Für Pick Pay werden neue Geschäftsformen geprüft, da die Filialen meist durch langfristige Mietverträge an Liegenschaften der Migros gebunden sind und die Verträge nicht gekündigt werden können. Die «Rückumwandlung» von Pick Pay in einen Discounter misslingt, da die Migros sich mit ihrer eigenen M-Budget-Produktelinie inzwischen mit Denner und Carrefour (Schweiz) einen harten Preiskampf liefert. Die «kündbaren» Filialen werden in Pick Fresh, ein neues Franchise-System, überführt und verpachtet.

Im Jahr 2005 beginnt Rewe mit der Migros Gespräche über ein Joint-Venture im Gastronomie-Grosshandel, in welchem der Migros-Genossenschafts-Bund selber mit der Tochtergesellschaft Scana Lebensmittel AG aktiv ist. Unvermittelt schliesst Rewe allerdings ein Joint-Venture mit Coop ab und zieht damit den Ärger der Migros auf sich. Wegen des Wortbruches erklärt Migros, die Mietverhältnisse der Pick-Pay-Filialen mit Auslaufen der Verträge jeweils aufkünden zu wollen und das Unternehmen auf diese Weise über die nächsten Jahre vom Markt verschwinden zu lassen.

Ende Juni 2005 lässt Rewe die verbliebenen BAG-Aktien (0,15 %) dekotieren und erzwingt damit juristisch die vollständige Übernahme der alten Gesellschaft. Die verbliebenen BAG-Geschäftseinheiten werden daraufhin im Unternehmen Rewe Schweiz AG zusammengeführt und neu strukturiert. Aus dem Schweizer Detailhandel zieht man sich zwei Monate später zurück: am 5. September 2005 bestätigt die Rast Holding (Denner) offiziell die Übernahme der Pick-Pay-Filialen von Rewe Schweiz. Seit dem 1. November 2005 gehört Pick Pay der Rast Holding. Im Jahre 2006 wurden sämtliche Pick-Pay-Filialen in Denner-Filialen umgewandelt oder geschlossen.

Geschäftsjahr 2004[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Unternehmen betrieb Ende 2004 125 eigene Geschäfte und belieferte 100 unabhängige Detaillisten, die unter dem Namen "Pick Pay Partner" am Markt auftraten. Das Sortiment bestand aus über 4'000 Artikeln, die vorwiegend Markenartikel, aber auch Eigenmarken-Produkte umfassen.

Im Jahr 2004 beschäftigte das Unternehmen rund 1'300 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 825 Millionen Franken. Der Gewinn (oder Verlust) ist nicht bekannt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]