Pieter Gert van der Veen

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Pieter Gert van der Veen, in seinen Publikationen auch Peter Van der Veen, (* 6. Mai 1963 in Raalte, Niederlande) ist ein niederländischer evangelikaler Alttestamentler und Biblischer Archäologe.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pieter Gert van der Veen schloss seine Bibelstudien am European Bible Institute im französischen Lamorlaye 1984 mit einem Diplom ab. (Das European Bible Institute in Lamorlaye wurde 1952 von Robert Philip Evans gegründet (Greater European Mission). Evans arbeitete eng mit Billy Graham bei dessen europabezogenen Projekten zusammen.[1]) Bereits als Bibelstudent in Lamorlaye zeigte van der Veen Interesse an den Arbeiten David Rohls, der als Ägyptologe eine neue Chronologie vorgeschlagen hatte.[2] Im Anschluss studierte van der Veen evangelische Theologie am International Correspondence Institute in Brüssel und an der evangelischen Fakultät der Universität Leuven. 1987–1988 belegte er außerdem Kurse in Palästina-Archäologie an der Katholischen Universität Leuven (KULeuv). Es folgte eine Tätigkeit an Bibelschulen, meist als Dozent für Altes Testament: École biblique supérieure in Moundou (Tschad), 1991–1992 Bibelschulen Walzenhausen und Bern-Kehrsatz, 1994–1997. Die Bibelschulen in Walzenhausen und Kehrsatz gehören zur Dachorganisation Newlife International.[3] Seit 1994 leitet van der Veen eine Arbeitsgruppe für Biblische Archäologie. Von 1997 bis 2002 war er Stipendiat der Studiengemeinschaft Wort und Wissen, daran schloss sich eine Tätigkeit als akademisches Mitglied des Archäologischen Arbeitskreises der gleichen Organisation an (bis heute).

2005 promovierte van der Veen an der Universität Bristol mit einer Arbeit über eisenzeitliche Siegelinschriften (The Final Phase of Iron Age IIC and the Babylonian Conquest: A reassessment with special emphasis on names and bureaucratic titles on provenanced seals and bullae from Israel and Jordan). In den folgenden Jahren nahm van der Veen als Square supervisor bzw. Survey supervisor an archäologischen Projekten im Raum Jerusalem teil.

Von 2014 bis 2018 war Pieter Gert van der Veen Lehrbeauftragter an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Lehrstuhl Wolfgang Zwickel); er bot dort Workshops zum eisenzeitlichen Jerusalem und zur ausländischen Ikonographie Palästinas an. Seit seiner Habilitation im Juli 2018 ist van der Veen Privatdozent (von April 2019 bis September 2020 Vertretungsprofessor) für Palästina-Archäologie am Seminar für Altes Testament und Biblische Archäologie derselben Universität.

Lehre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für das von Zwickel mitherausgegebenen Calwer Bibellexikon verfasste van der Veen eine Reihe von Artikeln und war Co-Autor des ebenfalls von Zwickel mitherausgegebenen Werks Herders Neuer Bibelatlas.

Mit dem Hänssler Verlag in Holzgerlingen ist van der Veen seit seinem Lektorat (1997–2002) verbunden. Uwe Zerbst, Mitautor mehrerer Bücher über Archäologie, „arbeitet als Wissenschaftler in einem Großforschungszentrum in Norddeutschland“.[4]

Zusammen mit Peter James (Althistoriker) und Robert Morkot (Ägyptologe), John Bimson (Alttestamentler) und Uwe Zerbst ist er Gründungsmitglied des internationalen Chronologie-Forums BICANE (Bronze to Iron Age Chronology of the Ancient Near East). Im Hintergrund steht die durch Peter James et al. vertretene kürzere ägyptische Chronologie (Centuries of Darkness, 1991), die in der Ägyptologie eine Minderheitsmeinung darstellt, auch wenn sie in jüngerer Zeit wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen hat. Welche Auswirkungen die Arbeitshypothese auf die Standardchronologie haben wird und welche Konsequenzen sie hat für die Interpretation der alttestamentlichen Geschichtsschreibung, bleibt abzuwarten.[5]

Veröffentlichungen (in Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Uwe Zerbst (Hrsg.): Biblische Archäologie am Scheideweg? Für und Wider einer Neudatierung archäologischer Epochen im alttestamentlichen Palästina. Hänssler, Holzgerlingen 2002.
  • mit Uwe Zerbst (Hrsg.): Keine Posaunen vor Jericho? Beiträge zur Archäologie der Landnahme. Hänssler, Holzgerlingen 2005, überarbeitete Neuauflage 2018.
  • mit Uwe Zerbst: Von Ur bis Nazareth. Eine biblisch-archäologische Zeitreise. Hänssler, Holzgerlingen 2009.
  • mit Uwe Zerbst: Volk ohne Ahnen? Auf den Spuren der Erzväter und des frühen Israel. Hänssler, Holzgerlingen 2013.
  • The Final Phase of Iron Age IIC in Judah, Ammon and Edom: A Study of Provenanced Official Seals and Bullae as Chronological Markers (= Alter Orient und Altes Testament, Bd. 415). Ugarit Verlag, Münster, 2014.
  • mit Peter James (Hrsg.): Solomon and Shishak: Current Perspectives from Archaeology, Epigraphy, History and Chronology – Proceedings of the Third BICANE Colloquium at Sidney Sussex College Cambridge 26–27 March, 2011. Archaeopress, Oxford 2015.
  • Dating the Iron Age IIB Archaeological Horizon in Israel and Judah. A Reinvestigation of „Neo-Assyrian (Period)“ Sigillographic and Ceramic Chronological Markers from the 8th and 7th Centuries B.C. (= Ägypten und Altes Testament, Band 98). Zaphon Verlag, Münster 2020, ISBN 978-3-96327-086-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gerald H. Anderson: Biographical Dictionary of Christian Missions. Eerdmans, 1999, S. 204.
  2. Thomas B. Tribelhorn: "Die Bibel ist ein Mythos" – muss ich das glauben?: Fakten bewerten statt Gott begraben. Aus dem Englischen übersetzt und fachlich überarbeitet von Peter van der Veen. SCM Hänssler, 2016, S. 75–79 (Tribelhorn hat an der Netzer David International Jeschiva promoviert und unterrichtet am St. Petersburg Seminary in Florida; beide Institutionen - mit Studentenzahlen im zweistelligen Bereich - sind in Kooperation mit der Union of Messianic Jewish Congregations. Das Buch wird von der Studiengemeinschaft Wort und Wissen so beworben: "Er zeigt auf, dass Behauptungen gegen die Glaubwürdigkeit der Bibel auf einer massiven Verdrehung der Beweislage beruhen. Die schlüssige Verteidigung, die er in diesem Buch vorlegt, hat die Kraft, Ihr Leben zu verändern und Ihren Glauben neu zu stärken.").
  3. Oswald Eggenberger: Kirchen, Sekten, Religionen: religiöse Gemeinschaften, weltanschauliche Gruppierungen und Psycho-Organisationen im deutschen Sprachraum: ein Handbuch. Theologischer Verlag Zürich, 2003, S. 108–109: „Newlife vertritt eine extravertierte und offensive, von einem starken Verkündigungs- und Weltverbesserungswillen geprägte Frömmigkeit. (...) Die Bibel, so wird gelehrt, ist in ihrem ganzen Umfang inspiriert und unfehlbar.“
  4. Dr. Ing. Uwe Zerbst. Abgerufen am 27. Juli 2018.
  5. Peter James und Peter van der Veen: Chronologie II: Palästina. Geschichtsbild in Scherben? In: Spektrum der Wissenschaft. 21. November 2008, abgerufen am 7. August 2018.