Pietro Perna

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Pietro Perna (auch Petrus Perna; * vor 1522 in Villa Basilica bei Lucca; † 16. August 1582 in Basel)[1] war ein italienischer Glaubensflüchtling, Drucker und Verleger in Basel.

Druckerzeichen von Pietro Perna, 1564 (Universitätsbibliothek Basel)

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pietro Perna war Dominikanermönch in San Romano in Lucca und ein Schüler des Theologen Peter Martyr Vermigli. Er kam 1542 als Student und vielleicht auch schon als Glaubensflüchtling nach Basel, der früheste Beleg ist seine Immatrikulation vom 15. Februar 1543.[2] Ob er das Studium aufgenommen hat, ist ungewiss, sicher hat er es nie abgeschlossen. Als Anhänger der Reformation konnte er nicht in Italien bleiben. So wurde er in Basel Mitarbeiter des Druckers Michael Isengrin. Als Buchhändler verkehrte er in evangelischen Kreisen in Venedig und verbreitete dort und anderswo in Italien auch evangelische, somit verbotene Schriften. 1544 übernahm er die Druckerei von Thomas Platter, und erste Bücher betreute er offenbar ab 1549, sie erschienen aber durchwegs ohne Impressum, damit sie in Italien weniger auffallen sollten.

1557 wurde Perna Bürger von Basel, er wurde als Buchführer in die Safranzunft aufgenommen und heiratete die Locarner Emigrantin Johanna Verzaska. 1558 wurde er Druckerherr, erste Drucke unter seinem Namen setzen in diesem Jahr ein. Zuweilen arbeitete er mit den Druckern Johannes Oporinus und Heinrich Petri zusammen.

Perna publizierte insgesamt über 400 Schriften, darunter viele von italienischen evangelischen Emigranten und Theologen wie Peter Martyr Vermigli, Pier Paolo Vergerio, Jacopo Aconcio, Bernardino Ochino, Lelio Sozzini, Sebastian Castellio und Celio Secondo Curione. Castellios Dialogi quatuor, die für religiöse Toleranz eintraten und von Fausto Sozzini 1578 herausgegeben wurden[3], brachten ihm Ärger: Die theologische Fakultät in Basel verurteilte das Buch, Perna wurde gefangengesetzt und musste eine Geldbuße zahlen.

Pietro Perna druckte auch zahlreiche andere italienische Autoren, so die erste lateinische Übersetzung überhaupt von Niccolò Machiavellis Principe[4], eine deutsche Übersetzung der Trionfi von Petrarca[5], Lodovico Guicciardini, Lodovico Castelvetro, und Paolo Giovio, Werke des letzteren zusammen mit Sebastian Henricpetri.[6]

Bei Perna erschien erstmals der griechische Text der Enneaden von Plotin.[7] Er veröffentlichte alchemistische Literatur und Werke von Paracelsus und verschiedenen seiner Schüler ebenso wie von dessen Kritiker Thomas Erastus. Zu seinen Autoren gehörten weiter die Ärzte und Gelehrten Guglielmo Gratorolo und Theodor Zwinger. Zudem sind zu nennen etwa Jean Bodin[8] oder die Sammlung historischer Literatur Artis historicae Penus.[9]

Nach dem Tod seiner ersten Frau 1580 heiratete Perna bald darauf Aurelia Muralt. Er hatte mehrere Kinder. Pietro Perna starb an der Pest. Sein Schwiegersohn Konrad Waldkirch (1549–1616) setzte den Verlag fort.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter G. Bietenholz: Der italienische Humanismus und die Blütezeit des Buchdrucks in Basel. Die Basler Drucke italienischer Autoren von 1530 bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Helbing & Lichtenhahn, Basel/Stuttgart 1959.
  • Frank Hieronymus: Pietro Perna. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 26. November 2009.
  • Beat Rudolf Jenny (Hrsg.): Die Amerbachkorrespondenz. Band 9. Universitätsbibliothek, Basel 1982, S. 164–166.
  • Barbara Mahlmann-Bauer: Protestantische Glaubensflüchtlinge in der Schweiz (1540–1580). In: Hartmut Laufhütte, Michael Titzmann (Hrsg.): Heterodoxie in der Frühen Neuzeit (= Frühe Neuzeit. Bd. 117). De Gruyter, Berlin 2006, ISBN 978-3-11-092869-3, S. 119–160.
  • Leandro Perini: La vita e i tempi di Pietro Perna. Edizioni di storia, Rom 2002 (mit Katalog der 430 von Perna gedruckten Bücher von 1549 bis 1582).
  • Christoph Reske: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Harrassowitz, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-447-10416-6, S. 87f.
  • Antonio Rotondò: Pietro Perna e la vita culturale e religiosa di Basilea fra il 1570 e il 1580, in Studi e ricerche di storia ereticale italiana del Cinquecento. Giappichelli, Turin 1974.
  • Manfred E. Welti: Kleine Geschichte der italienischen Reformation (= Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte. Bd. 193). Mohn, Gütersloh 1985, ISBN 3-579-01663-6, S. 25–135 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lebensdaten nach den biographischen Angaben in Wilhelm Kühlmann, Joachim Telle (Hrsg.): Der Frühparacelsismus, Tübingen: Niemeyer 2004, S. 729. Danach ist die manchmal zu findende Angabe des Todes am 16. Juni falsch.
  2. Hans Georg Wackernagel (Hrsg.): Die Matrikel der Universität Basel. Band 2. Universitätsbibliothek, Basel 1956, S. 32 Nr. 41.
  3. Sebastian Castellio: Dialogi IIII. Theophilus Philadelphus, Aresdorfii (richtig: Pietro Perna, Basel) 1578. doi:10.3931/e-rara-32621.
  4. Niccolò Machiavelli: Princeps. Pietro Perna, Basel 1560 und wieder 1580. doi:10.3931/e-rara-8518. Dazu Werner Kaegi: Machiavelli in Basel. In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde. Band 39, 1940, S. 5–51.
  5. Francesco Petrarca: Sechs Triumph. Pietro Perna, Basel 1578.
  6. Z. B. Paolo Giovio: Opera quotquot extant omnia. Pietro Perna und Heinrich Petri, Basel 1578. doi:10.3931/e-rara-12936.
  7. Plotini Platonicorum facile coryphaei Operum philosophicorum omnium libri LIV in sex Enneades distributi. Pietro Perna, Basel 1580. Frank Hieronymus: Griechischer Geist aus Basler Pressen. Universitätsbibliothek, Basel 1993, ISBN 3-85953-024-0, S. 236–241 Nr. 155.
  8. Jean Bodin: Methodus historica. Pietro Perna, Basel 1576. Digitalisat.
  9. Johann Wolf: Artis historicae penus. Pietro Perna, Basel 1579.
  10. Frank Hieronymus: Perna, Pietro. In: Historisches Lexikon der Schweiz.