Pitron Tora

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Pitron Tora (dt. Lösung [im Sinne von Erklärung] der Tora) ist ein Midrasch, das heißt eine Auslegung der heiligen Schriften des Judentums. Er bezieht sich auf die biblischen Bücher Levitikus, Numeri und Deuteronomium.

Entstehung und Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als einer der wenigen Midraschim ist Pitron Tora vermutlich in der babylonischen Diaspora entstanden, entweder am Ende des 9. Jahrhunderts oder etwas später.[1] Pitron Tora zählt zu den ältesten bekannten Sammelmidraschim,[2] die Stücke aus vorliegenden Midraschim und andere Auslegungen zusammenfügten, insofern vergleichbar mit zwei späteren Sammlungen, dem Midrasch ha-gadol und Jalkut Schimoni.[3]

Neben rabbinischen Quellen enthält Pitron Tora auch Auslegungen karäischer Herkunft.[4]

Überlieferungs- und Editionsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pitron Tora ist nur in einer Handschrift von 1328 erhalten,[5] die unter abenteuerlichen Umständen Ende des 20. Jahrhunderts nach Israel gelangte. Sie wird in der Israelischen Nationalbibliothek in Jerusalem aufbewahrt.

Eine Edition in hebräischer Umschrift besorgte Ephraim Urbach 1978, die allerdings zahlreiche Fehler enthielt und bald durch einen Korrekturband ergänzt werden musste. Dieser erwies sich jedoch ebenfalls als überarbeitungsbedürftig. Eine von Malachi Beit-Arié herausgegebene Faksimile-Edition erschien 1995.

Ausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ephraim Elimelech Urbach: Sefer Pitron Torah: A Collection of Midrashim and Interpretations. The Hebrew University Magnes Press, Jerusalem 5738 [1978], ISBN 965-223-305-6.
  • Malachi Beit-Arié (Herausgeber und Vorwort): Sefer Pitron Torah: A Collection of Midrashim and Interpretations. The Hebrew University Magnes Press, Jerusalem 5767 [1995], ISBN 965-223-305-6 (Faksimile des Manuskriptes in der Israelischen Nationalbibliothek).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ezra Fleischer: Notes on the Payytanic Heritage of Rav Hai Gaon. The Proems to Midrash Pitron Torah. In: Jerusalem Studies in Hebrew Literature, Jg. 11 (1987), ISSN 0333-693X, S. 661–681, [Hebräisch].
  • Günter Stemberger: Einleitung in Talmud und Midrasch. 8., neubearbeitete Auflage. C.H. Beck, München 1992, ISBN 3-406-36695-3, S. 348.

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zur Datierung siehe Clemens Leonhard: The Jewish Pesach and the origins of the Christian Easter. Open questions in current research. de Gruyter, Berlin 2006, ISBN 3-11-018857-0, S. 112, Fußnote 106.
  2. Alexander Dubrau: Der Midrasch Sifre Zuta. Textgeschichte und Exegese eines spätantiken Kommentars zum Buch Numeri. Lit, Münster 2017, ISBN 978-3-643-13532-2, S. 133.
  3. Shaye J.D. Cohen: The Modern Study of Ancient Judaism. In: Shaye J.D. Cohen, Edward L. Greenstein (Hrsg.): The State of Jewish Studies. Wayne State University Press, Detroit 1990, ISBN 0-8143-2195-X, S. 55–73, hier S. 72.
  4. Gerhard Langer: Midrasch. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, ISBN 978-3-8252-4675-4, S. 35.
  5. Günter Stemberger: Einleitung in Talmud und Midrasch. 8., neubearbeitete Auflage. C.H. Beck, München 1992, S. 348.