Poelzig-Bau (Hannover)

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Poelzig-Bau, 2011

Der Poelzig-Bau ist ein als Verwaltungssitz für die Firma Gebrüder Mayer entworfenes Gebäude in Hannover in Niedersachsen. Es wurde nach Plänen des Architekten Hans Poelzig Anfang der 1920er Jahre im Stadtteil Vinnhorst erbaut. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude gilt als Vorzeigebeispiel des Backsteinexpressionismus in Hannover.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fassade mit sägezahnartig gezackten Lisenen

Das fünfgeschossige Gebäude mit Flachdach weist einen kubischen Baukörper auf. Das oberste Geschoss ist als Mezzanin ausgebildet. Es handelt sich um einen Gebäudetorso, da ursprünglich 19 Fensterachsen vorgesehen waren, die während der Bauphase aus finanziellen Gründen auf 11 Achsen gekürzt wurden. Daher ist die Nordfassade, an der der fehlende Teil angebaut werden sollte, eine schlichte Mauer. Die übrigen Klinkerfassaden sind expressionistisch mit sägezahnartig gezackten Lisenen gestaltet, die in der fünften Etage baumkronenartig in die Breite auffächern.

Denkmaleigenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Denkmaleigenschaft des Gebäudes beruht unter anderem auf der Bedeutung des Architekten Hans Poelzig. Es zählt zwar nicht zu seinen Hauptwerken, ist aber der einzige erhaltene Hochbau einer Schaffensphase von 1918 bis 1923, die durch expressive, unruhige Linienführung geprägt ist. Das Bauwerk stellt ein wichtiges Zeugnis „expressionistischer“ Architektur in Hannover dar. Mit seiner ausdrucksstarken Fassade ist das 1924 fertiggestellte Verwaltungsgebäude ein frühes Beispiel expressionistischer Architektur in Deutschland dar. Es gilt als „Hauptwerk des Backstein-Expressionismus“.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seitenansicht von der Straße, 1982

Die Firma Gebrüder Mayer als Großhandlung für textile Altstoffe ließ das Gebäude 1923–24 als Verwaltungssitz errichten. Das Unternehmen geriet bereits in der Bauphase in finanzielle Schwierigkeiten, so dass nicht die umfangreicheren Baupläne realisiert wurden. Zwei Jahre nach Fertigstellung verpachtete das Unternehmen das Gebäude 1926 an die Stadt Hannover, die es 1938 käuflich erwarb. Die Stadt nutzte es als Altenheim und im Zweiten Weltkrieg als Hilfskrankenhaus. In der Nachkriegszeit wurde das Gebäude zur Unterkunft für Displaced Persons, Flüchtlinge und Heimatvertriebene. Auch wurde es in dieser Zeit wie auch bereits in den 1930er Jahren zum Teil in Wohnraum umgewandelt. Da die Wohnungen wegen fehlender Sanitärräume nicht mehr dem üblichen Standard entsprachen, entstand im 21. Jahrhundert ein jahrelanger Leerstand. In der Folge trat eine Verwahrlosung ein. 2017 schrieb die Stadt Hannover das Gebäude zum Verkauf aus.[1] 2019 erwarb eine Immobilienfirma das Haus, um darin ein Hotel einzurichten.[2] 2020 wurde bekannt, dass sich die denkmalgerechte Sanierung des historischen Gebäudes verzögert. Die Stadt verlängerte den Zeitpunkt des spätesten Sanierungsbeginns auf Ende 2021.[3] In dem Jahr wurde das Gebäude von einem Projektentwickler gekauft, der ab 2023 eine Sanierung für rund sechs Millionen Euro und eine Umwandlung in ein Bürogebäude angekündigt hat.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Matthias Schmidt: Hans Poelzig in Hannover. Zum ehemaligen Verwaltungsgbäude der Textilfabrik Meyer in Hannover-Vinnhorst. In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, Heft 3/1983.
  • Wolfgang Neß, Ilse Rüttgerodt-Riechmann, Gerd Weiß (Hrsg.): Vinnhorst. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover. Teil 2, Bd. 10.2, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1985 (Digitalisat, abgerufen am 1. Februar 2021), hier S. 174.
  • Henrik Simon: Hans Poelzig in Hannover. Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Gebrüder Mayer in Hannover-Vinnhorst (1923/24). Masterarbeit an der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus, 2008 (Digitalisat, abgerufen am 1. Februar 2021).
  • Hans-Stefan Bolz: Hans Poelzig und der »neuzeitliche Fabrikbau« Industriebauten 1906–1934. Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, 2008. Band 2 (Digitalisat, abgerufen am 1. Februar 2021), hier S. 68–71.
  • P. Paul Zalewski: Hans Poelzig in Hannover. In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, Veröffentlichung des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege. 28. Jahrgang, 2008, Heft 2, S. 49–54.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Poelzig-Bau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bärbel Hilbig: So will Hannover den historischen Poelzig-Bau retten in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 22. August 2018
  2. Bärbel Hilbig: Investor plant Vier-Sterne-Hotel im historischen Poelzig-Bau in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 15. Juni 2019
  3. Sanierung des Vinnhorster Poelzig-Baus dauert mindestens ein Jahr länger in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 9. November 2019
  4. Bärbel Hilbig: Historischer Poelzig-Bau in Hannover-Vinnhorst wird zum Bürogebäude in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 11. Januar 2023

Koordinaten: 52° 25′ 11,9″ N, 9° 42′ 28,1″ O