Polygonaler Lokomotivschuppen Hannover-Hainholz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
„Polygonaler Locomotivschuppen zu 16 Ständen auf Bahnhof Hannover“; Lichtbild von Friedrich Wunder während der Bauphase vom 16. Februar 1869; Exponat vom Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin

Der Polygonale Lokomotivschuppen für 16 Stände auf dem Bahnhof Hannover war ein Ende der 1860er Jahre errichtetes Eisenbahn-Gebäude, das als Lokschuppen zum Abstellen und Austauschen von bis zu 16 Lokomotiven für Güter- oder Personenzüge diente. Architekten des bis 1870 in Hannover errichteten technischen Bauwerkes waren die dort tätigen Ingenieure Georg Mehrtens und Gustav Roth.[1]

Geschichte und Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Lokomotivschuppen wurde auf Beschluss des Preußischen Herrenhauses zu Lasten der Eisenbahn-Anleihe von 1868 und in Zusammenhang mit einem zugleich zu erbauenden Rangierbahnhof errichtet.[2] Der ab 1868 im hannoverschen Stadtteil Hainholz als technische Betriebseinrichtung errichtete Rangierbahnhof Hainholz entstand im Zusammenhang mit dem Neubau des seinerzeitigen Centralbahnhofes.[3] und eines Anbaues des Verwaltungsgebäudes der Eisenbahndirektion Hannover.[2]

Der Lokomotivschuppen wurde durch ein Polygon mit 16 Seiten umfasst und hatte einen Durchmesser von knapp 60 Meter, wovon die Drehscheibe rund 12 Meter einnahm. Darüber erhob sich ein aus Schmiedeeisen konstruiertes Dach, deren innere Kuppel mit mehr als 31 Meter Durchmesser auf gusseisernen Säulen aufsaß. Der äußere Ring der Kuppel wurde durch 32 Sprengwerkskörper gebildet. Die Dachflächen waren mit Pappe und Holzschalung gedeckt. Der Fuß der Kuppel wurde durch Zwischenstützen um circa zwei Meter, über den Anfall der unteren Dachflächen, erhoben. Der so gewonnene Tambour wurde vollständig durch Fenster durchbrochen, durch den Tageslicht von oben in den Lokschuppen einfallen konnte. Der natürlichen Belichtung dienten auch jeweils zwei Fenster in den 16 äußeren Umfassungswänden, die in einer Dicke von 58 cm aus Backsteinen gemauert waren. Über dem obersten Ring der Kuppel erhob sich im Zentrum zudem eine aus Holz gezimmerte Laterne mit hölzernen Jalousien, die der Ventilation diente. Der Rauch der Lokomotiven konnte zudem durch 16 gusseiserne Rauchabzüge ins Freie abgeleitet werden. Zudem enthielt das Gebäude technische Einrichtungen sowohl zur Entwässerung als auch zur Versorgung mit Frischwasser.[1]

Die Baukosten betrugen 39.800 Taler. Eine ausführlichere Beschreibung mit zahlreichen technischen und architektonischen Berechnungen vermittelte der Jahrgangsband der Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover von 1870.[1]

Der Lokschuppen wurde im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1944 durch Luftangriffe zerstört.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover, Jahrgang 1870[1]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Karl Emil Otto Fritsch (Red.): Polygonaler Lokomotivschuppen für 16 Stände auf Bahnhof Hannover .... In: Deutsche Bauzeitung. Organ des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine, 6. Jahrgang, Berlin: Kommissions-Verlag von Carl Beelitz, 1872, S. 39; Digitalisat über Google-Bücher
  2. a b Sammlung sämmtlicher Drucksachen des Herrenhauses. Sitzungs-Periode 1869/70, Bd. 1: Von Nr. 1 bis 53, Berlin: gedruckt bei Julius Sittenfeld, 1870, S. 56; Digitalisat über Google-Bücher
  3. Waldemar R. Röhrbein: Eisenbahn. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 153–156; hier: S. 155.
  4. Eberhard Landes u. a.: Eisenbahnen in Hannover, Hannover 1991, ISBN 3-9802794-05, S. 107

Koordinaten: 52° 23′ 42,8″ N, 9° 42′ 31″ O