Portal:Marxismus/Theoretiker der Woche/38

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Josef Wissarionowitsch Stalin; geboren als Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili in Gori, Gouvernement Tiflis, Russisches Kaiserreich, heute Georgien; † 5. März 1953 in Kunzewo bei Moskau) war ein kommunistischer Politiker und Diktator der Sowjetunion von 1927 bis 1953. Den Kampfnamen Stalin, der nach verschiedenen Deutungen für „der Stählerne“ steht, nahm er 1912 an.

Von 1922 bis 1953 war er Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), ab 1941 Vorsitzender des Rates der Volkskommissare (Regierungsche 1946 Vorsitzender des Ministerrats der UdSSR und in den Jahren 1941 bis 1945 Oberster Befehlshaber der Roten Armee – der „Generalissimus“.

Während seiner Regierungszeit errichtete Stalin eine totalitäre Diktatur, ließ im Rahmen politischer „Säuberungen“ mehrere Millionen vermeintliche und tatsächliche Gegner verhaften, in Schau- und Geheimprozessen zu Zwangsarbeit verurteilen oder hinrichten sowie Millionen weiterer Sowjetbürger und ganze Volksgruppen besetzter Gebiete in Gulag-Strafarbeitslager deportieren. Viele wurden dort ermordet oder kamen durch die unmenschlichen Bedingungen ums Leben.

Unter Stalins Führung wurde das Konzept des Sozialismus in einem Land zum zentralen Grundsatz der sowjetischen Gesellschaft. Stalin ersetzte die unter Lenin und Trotzki im Jahr 1921 eingeführte Neue Ökonomische Politik ab 1928 durch eine hoch-zentralisierte Kommandowirtschaft und startete eine Phase der Industrialisierung und Kollektivierung in Verbindung mit einer Entkulakisierung, was zu einer rapiden Transformation der UdSSR von einer Agrargesellschaft zu einer Industriegesellschaft führte. Entkulakisierung und Kollektivierung der Landwirtschaft trugen insbesondere in der Ukraine, an der Wolga, im Kuban-Gebiet und in anderen Teilen der Sowjetunion zu Hungersnöten bei, denen ungefähr sechs Millionen Menschen zum Opfer fielen. In Kasachstan kam die erzwungene Sesshaftmachung der nomadischen Bevölkerung hinzu. Die daraus resultierende Hungerkatastrophe kostete 1932 bis 1933 circa 1,3 bis 1,5 Millionen Menschenleben.

Als wichtiger Partner zuerst des nationalsozialistischen Deutschlands im Rahmen des Hitler-Stalin-Pakts und später der Alliierten hatte Stalin starken Einfluss auf den Verlauf des Zweiten Weltkrieges sowie auf die Nachkriegsgestaltung Europas. Sein Regime und seine Interpretationen des Marxismus und des Leninismus werden als Stalinismus bezeichnet.

In den Nachfolgestaaten der Sowjetunion wirkt die jahrzehntelange Glorifizierung Stalins durch einen in der sowjetischen Geschichte einzigartigen Personenkult bis heute nach. Nach Stalins Tod leitete sein Nachfolger Nikita Chruschtschow mit der Entstalinisierung eine öffentliche Abrechnung mit Stalins Person und Wirken ein, die von späteren Regierungen nicht fortgeführt und teilweise zurückgenommen wurde. Im März 2016 ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Lewada-Zentrum zur Einstellung der befragten Einwohner Russlands zu Stalin: 37 % positiv, 32 % gleichgültig, 17 % negativ. mehr