Postsportverein

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Ein Postsportverein ist ein Sportverein, der ursprünglich zur Ausübung des Betriebssports für Beschäftigte der Post entstanden ist und in Deutschland von der Deutschen Reichspost und später von der Deutschen Bundespost logistisch und finanziell unterstützt wurde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Postsportverein wurde 1889 in Budapest gegründet. Auch wenn es im deutschen Kaiserreich bereits einzelne Betriebssportgruppen nicht nur in privatwirtschaftlichen Unternehmen, sondern auch in Behörden (wie der Post) gab, fand erst seit der Weimarer Republik eine systematischere Förderung der Behördensportbewegungen statt.[1] 1919 entstand in Wien der Sportverein der Post- und Telegraphenbediensteten.[2] Der erste Postsportverein Deutschlands wurde am 26. September 1924 in Berlin gegründet.[3] Rasch gründeten sich weitere Postsportvereine, sodass schon im selben Jahr die Arbeitsgemeinschaft deutscher Postsportvereine gegründet wurde. Bis 1932 hatten die Postsportvereine schon 45.000 Mitglieder.[4] In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Postsport weiter intensiviert und ausgebaut. Die Zahl der Vereine stieg von gut 100 auf etwa 500 und die Zahl der Mitglieder stieg bis 1937 auf 172.000.[5] Die nationalsozialistische Regierung griff auch in bis dahin autonome, vor allem personelle, Entscheidungen der Postsportvereine ein und erwirkte eine hierarchischere Vereinsstruktur.[5] Nach Ende des Zweiten Weltkriegs standen die Mächte in den Besatzungszonen den behördlichen Sportvereinen eher skeptisch gegenüber und verhinderten teilweise deren Förderung. In Westdeutschland lösten sich die Vereine zunehmend von der Anknüpfung an die Postbehörde und öffneten sich mehr für betriebsfremde Mitarbeiter, wodurch die Anzahl der Postsportvereine wieder stieg.[6]

In der DDR bestand seit 1951 die Sportvereinigung Post, deren Betriebssportgemeinschaften die Deutsche Post (DDR) als Trägerbetrieb hatten.

Auf ihrem Höhepunkt, kurz nach der Wiedervereinigung, wurden deutschlandweit 367 Vereine und 200.000 Postsport-Vereinsmitglieder gezählt.[6] Nach der Privatisierung der Bundespost in den 1990er Jahren wurden einige Postsportvereine umbenannt oder fusionierten mit anderen Clubs.

1999 endete Verpflichtung zur Förderung der deutschen Postsportvereine durch die Deutsche Bundespost.[7] Auch in Österreich endete Ende der 1990er Jahre die Unterstützung durch die Österreichische Post und Telekom Austria.[8]

In Deutschland existierten 2016 noch ca. 250 Postsportvereine.[9]

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andreas Luh: Postsport als Bestandteil betrieblicher Sozialpolitik und Teil der deutschen Sportbewegung von der Weimarer Zeit bis in die Gegenwart. SportZeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft, 14 (2), 2014, S. 7–40.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Andreas Luh: Postsport als Bestandteil betrieblicher Sozialpolitik und Teil der deutschen Sportbewegung von der Weimarer Zeit bis in die Gegenwart. In: SportZeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft. Band 14, Nr. 2, 2014, S. 8.
  2. Geschichte des Post SV Wien, abgerufen am 4. Dezember 2020
  3. Geschichte 1924-1931 tpsk.koeln
  4. Geschichte der Körperkultur in Deutschland
  5. a b Andreas Luh: Postsport als Bestandteil betrieblicher Sozialpolitik und Teil der deutschen Sportbewegung von der Weimarer Zeit bis in die Gegenwart. In: SportZeiten. Sport in Geschichte, Kultur und Gesellschaft. 2. Auflage. Nr. 14, 2014, S. 18–23.
  6. a b Andreas Luh: Postsport als Bestandteil betrieblicher Sozialpolitik und Teil der deutschen Sportbewegung von der Weimarer Zeit bis in die Gegenwart. In: SportZeiten. Band 14, Nr. 2, 2014, S. 22.
  7. Geschichte des SV Blau-Gelb Frankfurt am Main, des ehemaligen PSV Frankfurt, abgerufen am 4. Dezember 2020
  8. Geschichte des Post SV Wien, abgerufen am 4. Dezember 2020
  9. Geschichte des SV Blau-Gelb Frankfurt am Main, des ehemaligen PSV Frankfurt, abgerufen am 4. Dezember 2020
  10. Willkommen auf der Seite des STV Wilhelmshaven
  11. Gesamtverein-Geschichte