Prinsessan Hedvig Sophia

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Prinsessan Hedvig Sophia
In der Seeschlacht bei Fehmarn (1715) ging das Flaggschiff Prinsessan Hedvig Sophia verloren
In der Seeschlacht bei Fehmarn (1715) ging das Flaggschiff Prinsessan Hedvig Sophia verloren
Schiffsdaten
Flagge Schweden Schweden
andere Schiffsnamen

Drottning Ulrika Eleonora
(1692–1694)
Wenden
(1694)

Schiffstyp Linienschiff
Klasse Einzelschiff
Bauwerft Marinewerft Karlskrona
Stapellauf 1692
Verbleib gesunken am 13. Apriljul. / 24. April 1715greg.
Schiffsmaße und Besatzung
Länge Geschützdeck: 47,25 m (Lüa)
Breite 12,17 m
Tiefgang (max.) 6,09 m
Verdrängung 1650 t
 
Besatzung 425 Mann
Takelung und Rigg
Takelung Vollschiff
Anzahl Masten 3
Bewaffnung

84 Kanonen

  • 26 × 24-Pfünder
  • 24 × 18-Pfünder
  • 22 × 12-Pfünder
  • 4 × 6-Pfünder
  • 4 × 3-Pfünder

Die Prinsessan Hedvig Sophia war ein 84-Kanonen-Linienschiff der schwedischen Marine, das von 1692 bis 1713 in Dienst stand.

Bau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ursprünglich Drottning Ulrika Eleonora nach der schwedischen Königin Ulrika Eleonora genannte Schiff wurde im Jahr 1692[1] gebaut und gehörte als eines der ersten zu den großen Schiffsbauten auf der neu gegründeten Karlskronaer Marinewerft. Es verdrängte etwa 1650 Tonnen, hatte eine Länge von 160 schwedischen Fuß (entspricht 47,25 m) und war für eine Bewaffnung mit 80 (nach anderen Quellen 76) Kanonen vorgesehen.[1] Baumeister der Drottning Ulrika Eleonora war Francis Sheldon der Jüngere,[2] der zu einer englischen Familie gehörte, die zahlreiche Schiffsbaumeister in schwedischen Diensten stellte. Das Schiff zeigt jedoch Baumerkmale niederländischer Schiffe.

Die Drottning Ulrika Eleonora war von Hans Wachtmeister in seiner Eigenschaft als Admiralitätsrat an König Karl XI als das neue Schiff der größten Sorte berichtet worden. Durch den Bau weiterer neuer Schiffe wurde am 30. September 1694 der Name Drottning Ulrika Eleonora auf ein anderes Schiff übertragen und die nun ehemalige Drottning Ulrika Eleonora erhielt den Namen Wenden[1]. Bei einem weiteren großen Ringtausch der Schiffsnamen in der schwedischen Flotte einen Monat später wurde die Wenden in Prinsessan Hedvig Sophia nach Hedwig Sophia von Schweden, der ältesten Tochter des Königs, der Ehefrau von Herzog Friedrich IV. von Schleswig-Holstein-Gottorf, umbenannt.

Untergang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter dem Namen Prinsessan Hedvig Sophia wurde sie im Großen Nordischen Krieg eingesetzt. Sie nahm am Einsatz im Jahr 1700 gegen Kopenhagen und am 4. Oktober 1710 an einem Seegefecht vor der Køge-Bucht teil. Als Flaggschiff eines aus vier Linienschiffen und zwei Fregatten bestehenden schwedischen Verbandes kreuzte sie im Frühjahr 1715 unter der Führung des Konteradmirals Carl Hans Wachtmeister nahe der dänischen Küste in der Ostsee.[3] Ausgelegt war das Schiff für eine Besatzung von 430 Mann; wegen der in Nordeuropa wütenden Pest waren jedoch nur 345 Mann man Bord.

Der schwedische Verband wurde von einem aus elf Schiffen bestehenden dänischen Verband am 24. April 1715[3] gestellt und in die verlustreiche Seeschlacht bei Fehmarn verwickelt. Dabei erhielt die Prinsessan Hedvig Sophia schon mit der ersten Salve fünf Treffer unterhalb der Wasserlinie. In der Nacht entkamen die schwerbeschädigten schwedischen Schiffe nach Westen. Da ein Ausbruch aufgrund ungünstiger Winde jedoch nicht möglich war, entschloss sich Wachtmeister, die eigenen Schiffe am Ausgang der Kieler Förde zu versenken, um sie nicht in dänische Hände fallen zu lassen. Die Masten wurden gekappt und sämtliche Kanonen und Geschosse über Bord geworfen, bevor man die Prinsessan Hedvig Sophia auf Grund laufen ließ. Die Spur von Geschützen, die unweit der Reste des Wracks gefunden wurden, konnten jedoch auch von einem anderen Schiff stammen. Die anderen Schiffe hingegen gelangten in dänische Gewalt, da der Fregattenkapitän Peter Wessel den Plan durchschaut und damit gedroht hatte, die schwedischen Seeleute im Falle der Selbstversenkung ihrer Schiffe zu töten.

Wrackfund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl ein Berufstaucher bereits im Jahr 1970 zwei unterschiedliche Kanonen entdeckt hatte,[4] wurden Reste des Wracks der Prinsessan Hedvig Sophia erst im Jahr 2008 in sechs Meter Tiefe von Tauchern entdeckt und im darauf folgenden Jahr von Archäologen identifiziert. 2010 und 2011 wurde das Wrack in Zusammenarbeit des Institutes für maritime Archäologie der süddänischen Universität in Esbjerg, des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel und des Landesdenkmalamts Schleswig-Holstein weiter untersucht. Erhalten ist nur die Bodenschale unter einer Schicht von Ballaststeinen (23 × 12 Meter). Die Reste sollen nicht geborgen werden und wurden mittlerweile unter Denkmalschutz gestellt. Sie befinden sich im Seegebiet vor Bülk bei Strande.[5] Den Weg zu der Stelle, an der das Schiff versenkt wurde, säumt eine auf dem Meeresgrund verlaufende eineinhalb Kilometer lange Metallspur der Kanonen und Geschosse, die über Bord geworfen wurden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Svenska Flottans Historia. Örlogsflottan i ord och bild. Fran dess grundläggning under Gustav Vasa fram till vara dagar. Bd. 2: 1680–1814. Malmö 1943.
  • Erik Norberg (Hrsg.): Karlskronavarvets Historia. Bd. 1. Karlskrona 1993, ISBN 91-630-1972-8.
  • Hj. Börjeson, P. Holck, Walther Vogel, Hans Szymanski: Swedish ships 1650–99, Danish-Norwegian ships 1650–1700, German ships 1643–1700 (Society for the Nautical Research occasional publications, 5). London 1936.
  • Jens Auer (Hrsg.): Prinsessan Hedvig Sophia – Fieldwork Report 2010. University of Southern Denmark, Maritime Archaeology Programme; Esbjerg Maritime Archaeology Reports 3, ISBN 978-87-992214-5-5
  • Jens Auer, Holger Schweitzer: The wreck of Prinsessan Hedvig Sophia: The archaeology and history of a Swedish ship of the lineduring the Great Northern War. In: Skyllis, 12. Jg. (2013), H. 1, S. 57–63.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Jens Auer (Hrsg.): Prinsessan Hedvig Sophia – Fieldwork Report 2010. University of Southern Denmark, Maritime Archaeology Programme; Esbjerg Maritime Archaeology Reports 3, ISBN 978-87-992214-5-5, S. 5.
  2. Nach Glete war zur Zeit des Schiffbaus noch Francis Sheldons Vater, Charles für Konstruktion und Bauaufsicht verantwortlich. Francis war zu dieser Zeit Meisterschüler, durfte aber allein keine Leitungsfunktion innehaben. Jan Glete: Swedish Naval Administration 1521–1721: Resource Flows and Organisational Capabilities. Leiden/Boston 2010, S. 343 f.
  3. a b Jens Auer (Hrsg.): Prinsessan Hedvig Sophia – Fieldwork Report 2010. University of Southern Denmark, Maritime Archaeology Programme; Esbjerg Maritime Archaeology Reports 3, ISBN 978-87-992214-5-5, S. 3.
  4. Arbeitsgruppe für maritime und limnische Archäologie: Das Wrack der Hedwig Sophia 1, abgerufen am 31. Oktober 2014
  5. Julika Pohlke: Tauchgang zur Schlacht. Welt am Sonntag, Hamburg 24. Mai 2015

Koordinaten: 54° 27′ 28″ N, 10° 11′ 45″ O