ProQuote Film

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Pro Quote Film e. V.
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Rechtsform Gemeinnütziger, überparteilicher, überregionaler, eingetragener Verein
Gründung 2014
Sitz Berlin, Deutschland
Schwerpunkt Geschlechterparität im Film
Mitglieder 740
Website www.proquote-film.de

Pro Quote Film ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für die Erhöhung des Frauenanteils in allen Bereichen der Filmproduktion einsetzt. Pro Quote Film entstand 2018 durch Umbenennung der Gleichstellungsinitiative in der Film- und Fernsehbranche namens ProQuote Regie, die von über 370 Regisseurinnen in Deutschland initiiert wurde. Ziel der Initiative war ursprünglich eine geschlechterparitätische Besetzung von staatlichen Filmfördergremien und die Erhöhung des Anteils von Regisseurinnen am deutschen Fernsehprogramm und an deutschen Filmproduktionen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2014 wurde der Verein ProQuote Regie gegründet von den 12 Regisseurinnen Katinka Feistl, Annette Ernst, Tatjana Turanskyj, Imogen Kimmel, Esther Gronenborn, Nina Grosse, Maria Mohr, Nathalie Percieller, Barbara Rohm, Margrét Rún, Bettina Schoeller, und Connie Walther. Später kam Barbara Teufel dazu. Diese 13 Regisseurinnen organisierten alle Aktionen von ProQuote Regie, meistens während der Berlinale, des Filmfestes München, des Filmfestes Hamburg und den Medientagen in München. Strategisch beraten wurden sie von Stephanie Bernoully. ProQuote Regie wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend der SPD, Grünen und den Linken unterstützt.

Anfang 2018 wurde die Initiative umbenannt in Pro Quote Film, weil neun zusätzliche Gewerke hinzukamen: Kamera, Filmton, Filmkomposition, Filmproduktion, Montage, Drehbuch, Kostümbild, Szenenbild und Schauspiel. Pro Quote Film fordert u. a. die 50 %-Frauenquote für die Filmbranche.[1][2]

Bekannte Unterzeichnerinnen und Unterstützer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den bekanntesten Initiatorinnen und Erstunterzeichnerinnen gehörten die Regisseurinnen Maren Ade, Doris Dörrie, Hermine Huntgeburth, Nicolette Krebitz, Helke Misselwitz, Claudia Prietzel, Claudia Rorarius,[3] Helke Sander, Ula Stöckl, Isabell Šuba, Monika Treut und Margarethe von Trotta.

Unterstützt wurde ProQuote Regie von bekannten Produzenten, Schauspielern, Filmschaffenden, Redakteuren sowie Festival- und Filmförderchefs. Darunter waren Stefan Arndt, Michael Ballhaus, Senta Berger, Veronica Ferres, Ulrike Folkerts, Ulrich Gregor, Erika Gregor, Eva Hubert, Dieter Kosslick, Katja Riemann, Volker Schlöndorff, Dorothee Schön und Julia Thurnau. Auf der Liste der Unterstützenden fanden sich auch in der Politik tätige Personen, beispielsweise Manuela Schwesig, Elke Ferner, Falk Neubert, Claudia Roth, Ulle Schauws, Sonja Hofmann, Tabea Rößner und Sigrid Hupach.

Hintergrund und Forderungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem 1. Diversitätsbericht des Bundesverbands Regie (2010–2013)[4] lag der prozentuale Anteil von Regisseurinnen bei fiktionalen Primetime-Sendeplätzen im deutschen Fernsehen bei lediglich 11 %, also der männlicher Regisseure bei 89 %. Bei Kinospielfilmen lag der Frauenanteil mit 22 % etwas höher, wobei hoch budgetierte Kinospielfilme einen ähnlich geringen Regisseurinnen-Anteil aufwiesen wie das Fernseh-Hauptabendprogramm. Der geringe Anteil konnte nicht mit mangelndem Interesse von Frauen am Regieberuf erklärt werden, denn 42 % der Regie-Absolventen an deutschen Filmhochschulen waren 2013 weiblich.[5] Die Studie der Universität Rostock Wer dreht deutsche Kinofilme? Gender-Report 2009–2013, die auf der Berlinale 2015 präsentiert wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass jeder fünfte deutsche Spielfilm (22 %) zwischen den Jahren 2009 und 2013 von einer Frau inszeniert wurde, und Filme von Regisseurinnen in der Regel finanziell schlechter ausgestattet sind.[6][7]

Die Initiative weist darauf hin, dass sich in Schweden durch die Einführung einer Quotenregelung der Anteil der Frauen in Schlüsselpositionen bei Filmproduktionen ungefähr dem Bevölkerungsanteil angeglichen hat.[8] Infolgedessen fordert die Initiative eine paritätische Besetzung von Filmfördergremien und die Umsetzung einer stufenweisen Frauenquote bei der Vergabe von Regieaufträgen im Film- und Fernsehbereich, damit eine geschlechterspezifisch gerechte Verteilung erreicht wird. Damit soll der Pluralität einer modernen Gesellschaft Rechnung getragen werden, denn Diversität könne nicht gewährleistet werden, wenn über 80 % aller Filme von Männern umgesetzt würden.[9]

Pro Quote Film ist nach dem Journalistinnen-Netzwerk Pro Quote Medien und dem von Ärztinnen und Medizinprofessorinnen gegründeten Verein Pro Quote Medizin die dritte Initiative, mit der Frauen mit einem hohen Anteil in ihrer Branche für mehr weibliche Führungskräfte und finanzielle Mittel kämpfen.[10] 2017 wurde Pro Quote Bühne gegründet, die eine Frauenquote im Theaterbereich fordert.[11]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der Vereinsgründung werden die Forderungen von ProQuote Regie in den Medien diskutiert.[12] Bei der Berlinale 2015 trat die Initiative mit finanzieller Unterstützung der Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig[13][14] zum ersten Mal im Rahmen einer breiteren Öffentlichkeit auf[15] und wurde medial stark wahrgenommen.[16][17][18][19][20][21] Im Februar 2015 drehte Margrét Rún im Rahmen der ersten Berlinale-Aktion von ProQuote Regie den Dokumentarfilm Männer allein auf dem Olymp – weil Frauen nackt im Pumps mit einem Sack voller Steine den Filmolymp hochklettern müssen.[22]

Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat weitere Studien über den Frauenanteil in verschiedenen Filmbereichen in Auftrag gegeben, wobei sie bereits Anfang Februar 2015 laut Süddeutscher Zeitung sagte: „Die bereits vorliegenden Zahlen aus dem Regiebereich sprechen eine eindeutige Sprache: Frauen sind hier deutlich unterrepräsentiert, da muss sich etwas tun!“[23]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Pro Quote Film“ – Neue Initiative fordert Frauenquote für die Filmbranche. In: Deutschlandfunk. (deutschlandfunk.de [abgerufen am 7. Juli 2018]).
  2. Pro Quote Film: Was wir fordern. Offizielle Website, 2022, abgerufen am 8. März 2022.
  3. Deutschlandfunk: Frauenquote in der Filmbranche
  4. BVR - Artikel - Veröffentlichung des ersten Regie-Diversitätsberichtes 2010-2013. 29. Dezember 2014, archiviert vom Original; abgerufen am 29. Dezember 2023.
  5. Veröffentlichung des ersten Regie-Diversitätsberichtes 2010–2013, Bundesverband Regie, 9. November 2014, abgerufen am 12. Februar 2015.
  6. Regisseurinnen. Wenig Geld aber viel Ehre, Deutscher Frauenrat (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive)
  7. Weibliche Regisseure bekommen weniger Geld für Kinofilme. In: Die Welt, 9. Februar 2015.
  8. Gender equality in Swedish Film. In: Swedish Film Institute, abgerufen am 12. Februar 2015.
  9. Website Pro Quote Regie, abgerufen am 14. Februar 2015 (PDF; 0,9 MB).
  10. Andrea Dernbach: Frauenquote: Wenn Männer mauern. In: Der Tagesspiegel. 14. November 2014, abgerufen am 8. März 2022.
  11. Anne-Sophie Schmidt: Pro Quote im Theater: Flüsterfrauen - Die neugegründete Initiative Pro Quote Bühne rechnet mit männerdominierten Theatern ab. In: Tagesspiegel. 17. Oktober 2017, abgerufen am 29. Dezember 2023.
  12. Regisseurinnen gründen Pro Quote Regie. In: Der Spiegel, 29. September 2014; Der Tagesspiegel, FAZ.net, Frauenquote bei TV- und Kino-Produktionen. „Ein sehr, sehr wichtiger Weckruf“, Deutschlandradio Kultur, Studie: Regie in TV-Filmen fest in Männerhand, Focus (dpa), Regisseurinnen fordern Frauenquote für Filmförderung, WAZ, Regieanweisung in eigener Sache, WDR5 (Memento vom 23. Februar 2015 im Internet Archive), Emma, Interview mit Doris Dörrie, NDR (Memento vom 23. Oktober 2014 im Internet Archive), Deutsche Regisseurinnen fordern Quote für Filmförderung, diestandard.at, Ellen Wietstock: „Es muss jetzt mal losgehen“, Der Freitag, Regisseurinnen fordern mehr Präsenz, Tagesanzeiger (Schweiz), Artikel von Susan Vahabzadeh über „ProQuote Regie“ in der Süddeutschen Zeitung (nicht online, s. Perlentaucher, Medien); Jutta Brückner: Frauen zahlen Gebühren, Männer machen Fernsehen, FAZ Blog, 24. Oktober 2014
  13. Berlinale: Manuela Schwesig unterstützt Pro Quote Regie, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 5. Februar 2015
  14. Frauenförderung in der Filmbranche. Die SPD muss die Chance nutzen, Frauen zu fördern, Vorwärts, 26. Februar 2015
  15. Elke Ferner eröffnet Podiumsdiskussion von „Pro Quote Regie“, BMFSFJ, 9. Februar 2015
  16. ProQuote Regie. Die Juhuu-Quote kann nicht alles sein, ZEIT ONLINE, 16. Februar 2015
  17. Berlinale. Kampf um Gleichheit, taz.de, 12. Februar 2015. Alle Taz-Artikel mit Berichten über ProQuote Regie
  18. Berlinale Talk: 'ProQuote Regie' auf der Berlinale, Inforadio rbb, 13. Februar 2015 (Memento vom 23. Februar 2015 im Internet Archive). 65. BERLINALEZEITPUNKTE - DEBATTE. Weiblich, Regisseurin, jung, RBB Kulturradio (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive)
  19. Notizen aus Berlin. Quid Pro Quote, Deutschlandfunk, 7. Februar 2015
  20. Berlinale Talk. Pro Quote Regie - für mehr Frauen im Filmbusiness, RBB, Februar 2015 (Memento vom 23. Februar 2015 im Internet Archive)
  21. Von Frauenquoten, Funk und Satire, eins plus (ARD)
  22. Männer allein auf dem Olymp, weil Frauen nackt in Pumps den Filmolymp hochklettern müssen auf YouTube
  23. Grütters: 2014 war gutes Kinojahr, Süddeutsche Zeitung, 31. Januar 2015. Süddeutsche Zeitung, 31. Januar 2015, abgerufen am 25. August 2020.