Prophetenmord

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Der Prophetenmord ist ein Topos des Alten Testaments, der die Tötung von Propheten zum Gegenstand hat. Die Schilderungen dienten im Judentum selbstkritisch zur abschreckenden Darstellung der Folgen des eigenen Mangels an Gottesfurcht, wurden dann aber als judenfeindliches Stereotyp vom Antijudaismus im Neuen Testament und im Koran aufgegriffen und genutzt.

Judentum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur ursprünglich selbstkritischen Tradition[1] im jüdischen Schrifttum siehe als Hauptartikel Abschnitt Prophetenmorde im Artikel Prophetie im Tanach.

Christentum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Juden- bzw. Urchristen zogen die ihnen bekannte alttestamentliche Tradition zur Deutung des Leidens und Sterbens Jesu (Lk 13,34f. EU; 1 Thess 2,14ff. EU; Mk 12,1–9 EU; Mt 23,29–36 EU), aber auch ihrer eigenen Verfolgung heran (Lk 6,22f. EU; 11,47–51 EU; Hebr 11,32–38 EU).[2] Eng verwandt ist das Stereotyp vom Christusmord.[3] Im Zuge des jüdisch-christlichen Dialogs nach 1945 rückten die Kirchen von solchen Auslegungen ab.

Islam[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Koran knüpft in Sure 5, Vers 70 an diese biblische Tradition an.[4] Zwar wurde nach der Überlieferung im Koran der dort als Prophet Isa ibn Maryam bezeichnete Jesus nicht von den Juden getötet, doch steht die Darstellung der jüdischen Ablehnung Jesu dem Stereotyp des Prophetenmordes bzw. Gottesmordes nahe.[3]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wolfgang Reinbold: Der Prozess Jesu, Göttingen 2006, ISBN 978-3525615911, Seite 31
  2. Hans Joachim Schoeps: Die jüdischen Prophetenmorde, Band 2 von Symbolae Biblicae Upsalienses, 1943; Odilo Hannes Steck: Israel und das gewaltsame Geschick der Propheten. Untersuchungen zur Überlieferung des deuteronomistischen Geschichtsbildes im Alten Testament, Spätjudentum und Urchristentum. WMANT 23, Neukirchen-Vluyn 1967
  3. a b Heribert Busse: Juden und Christen im Koran, in: Niklas Günther und Sönke Zankel (Herausgeber): Abrahams Enkel: Juden, Christen, Muslime und die Schoa, Stuttgart 2006, ISBN 978-3515089791, Seite 119ff, insbesondere Seite 127–128.
  4. „Wir haben doch (seinerzeit) die Verpflichtung der Kinder Israels entgegengenommen und (immer wieder) Gesandte zu ihnen geschickt (die den Bund bekräftigen sollten). (Aber) jedesmal, wenn ein Gesandter ihnen etwas überbrachte, was nicht nach ihrem Sinn war, erklärten sie ihn für lügnerisch oder brachten ihn um.“ Übersetzung nach Paret