Pseudo-Hurler-Polydystrophie

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Klassifikation nach ICD-10
E77.0 Defekte der posttranslationalen Modifikation lysosomaler Enzyme
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Pseudo-Hurler-Polydystrophie ist eine seltene angeborene Erkrankung (Stoffwechselstörung), eine Form der Mukolipidose und gehört damit zu den Lysosomalen Speicherkrankheiten. Hauptmerkmale sind Dystrophie und Skelettveränderungen mit Kleinwuchs und eingeschränkter Beweglichkeit in den Gelenken.[1][2]

Das Krankheitsbild ähnelt einer milden Form des Morbus Hurler („Pseudo-Hurler“).

Synonyme sind: Mukolipidose Typ 3; ML 3; ML III

Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1966 durch die französischen Pädiater Pierre Maroteaux & Maurice Emile Joseph Lamy (1895–1975).[3]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Häufigkeit wird mit 2 bis 10 auf 1.000.000 angegeben[4], die Vererbung erfolgt autosomal-rezessiv.[1]

Ursache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Je nach zugrunde liegender Mutation können folgende Subtypen unterschieden werden:

Beide Gene kodieren für die Aktivität des Enzyms N-Acetylglucosamin-1-Phosphotransferase, das den ersten Schritt der Bildung von Mannose-6-phosphat (M6P) an spezifischen lysosomalen löslichen Hydrolasen katalysiert. Die Mutationen führen zum Enzymmangel mit gestörtem Stoffwechsel von Glykosaminoglykanen, Glykolipiden und Glykoproteinen und dem Ergebnis einer Anhäufung der Enzyme im Gewebe, besonders in Bindegewebe, Knorpel, Knochen und Bändern.[2][1]

Klinische Erscheinungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klinische Kriterien sind:[2][1]

Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Diagnose beruht auf den Befunden klinischer und radiologischer Untersuchung mit zunehmender Osteopenie und Multipler Dysostose. Die Aktivität lysosomaler Enzyme ist im Blutplasma erhöht und in den Fibroblasten erniedrigt.Der humangenetische Nachweis der Mutation bestätigt die Diagnose.[1]

Differentialdiagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abzugrenzen sind die verschiedenen Formen der Mukopolysaccharidose, die α-Mannosidose, die infantile Form der Sialinsäure-Speicherkrankheit, Multipler Sulfatase-Mangel, Multiple epiphysäre Dysplasie, kindliche Progressive Pseudorheumatoide Arthropathie, Chondrodysplasia punctata und Rheumatoide Arthritis.[1]

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine ursächliche Behandlung ist derzeit nicht bekannt.[1][4]

Aussichten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ausprägungsgrad und die Geschwindigkeit der Verschlechterungen können sehr unterschiedlich sein.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ç. S. Kasapkara, M. Akçaboy, F. Kara Eroğlu, B. E. Derinkuyu: Mucolipidosis Type III: A Rare Disease in Differential Diagnosis of Joint Stiffness in Pediatric Rheumatology. In: Archives of rheumatology. Band 33, Nummer 1, März 2018, S. 93–98, doi:10.5606/ArchRheumatol.2018.6262, PMID 29900995, PMC 5864179 (freier Volltext).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h Mukolipidose Typ III. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  2. a b c Bernfried Leiber (Begründer): Die klinischen Syndrome. Syndrome, Sequenzen und Symptomenkomplexe. Hrsg.: G. Burg, J. Kunze, D. Pongratz, P. G. Scheurlen, A. Schinzel, J. Spranger. 7., völlig neu bearb. Auflage. Band 2: Symptome. Urban & Schwarzenberg, München u. a. 1990, ISBN 3-541-01727-9.
  3. P. Maroteaux, M. Lamy: La pseudo-polydystrophie de Hurler. In: La Presse medicale. Band 74, Nummer 55, Dezember 1966, S. 2889–2892, PMID 4958870.
  4. a b Gene Reviews
  5. Mucolipidosis III alpha/beta. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  6. Mukolipidose Typ III alpha/beta. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  7. Mucolipidosis III gamma. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  8. Mukolipidose Typ III gamma. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]