Psocidae

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Psocidae

Psococerastis gibbosa

Systematik
Unterstamm: Sechsfüßer (Hexapoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
ohne Rang: Paraneoptera
Ordnung: Staubläuse (Psocoptera)
Unterordnung: Psocomorpha
Familie: Psocidae
Wissenschaftlicher Name
Psocidae
Hagen, 1865

Die Psocidae sind eine Familie der Staubläuse (Psocoptera) in der Unterordnung Psocomorpha mit fast weltweiter Verbreitung. Mit etwa 900 Arten ist es die artenreichste Familie der Staubläuse.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Psocidae erreichen eine Körperlänge von 2,5 bis 10 Millimeter[1], die mitteleuropäischen Arten 3 bis 6 Millimeter, bei einer Vorderflügellänge bis 7 Millimeter[2], sie gehören damit zu den größeren Staubläusen. Die Vorderflügel sind manchmal glasklar hyalin, bei vielen Arten tragen sie aber ein auffallendes Muster aus dunklen Flecken oder Bändern.[1][3] Ein Flügelmal (Pterostigma) kann vorhanden sein oder fehlen. Die Flügel sind normalerweise glatt und unbehaart, selten mit einigen Borsten auf den größeren Adern der Vorderflügel. Im Flügelgeäder ist eine Subcosta normalerweise vorhanden, der erste Ast des Cubitus ist fast immer einen Teil seiner Länge mit der Media zu einer gemeinsamen Ader verschmolzen (sehr selten berühren sie sich nur in einem Punkt oder sind durch eine kurze Querader verbunden), die Adern schließen eine markante Diskomedialzelle ein. Der Cubitusast ist zum Flügelrand hin gegabelt, die Äste schließen eine markante, als Areola postica bezeichnete Zelle am Flügelhinterrand ein, diese ist bei Arten der Familie meist fünfeckig und reicht bis zur Media (selten viereckig), daran sind die mitteleuropäischen Arten, in Verbindung mit den unbehaarten Flügeln, erkennbar.[2] Die Fußglieder (Tarsen) der drei Beinpaare bestehen immer aus nur zwei Gliedern. Die männlichen Begattungsorgane sind kompliziert gebaut, daran sind die Arten am besten unterscheidbar. Der weibliche Ovipositor ist hingegen einfach mit drei Gonapophysen.[1][3]

Biologie und Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nahezu alle Arten der Familie leben auf Baumrinde, am Stamm oder an Grobästen von Bäumen. Wenige kommen auf Steinen vor. Wie die meisten Staubläuse nutzen sie die meißelartigen Laciniae ihrer Mundwerkzeuge, um Mycel von Pilzen oder Flechten und epiphytische Algen anzubohren und auszusaugen. Ungewöhnlich für Staubläuse ist, dass bei einigen Gattungen wie z. B. Cerastipsocus, Neopsocus und Psococerastis die Jungtiere (Nymphen) herdenartig zusammenleben.[1]

Phylogenie, Taxonomie, Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trichadenotecnum sexpunctatum kommt manchmal auch auf Steinen oder an Felsen vor

Die Psocidae bilden gemeinsam mit den Familien Hemipsocidae, Myopsocidae und Psilopsocidae eine Verwandtschaftsgruppe, die taxonomisch als Teilordnung (oder Familiengruppe[4]) Psocetae innerhalb der Unterordnung Psocomorpha gefasst wird. Die Zusammengehörigkeit der Psyllidae innerhalb der Psocetae, und damit die Monophylie der Familie wird durch phylogenomische Studien unterstützt.[5]

Innerhalb der Psocidae sind gut 900 Arten in etwa 80 Gattungen beschrieben worden.

Die Psocidae wurden traditionell in vier Unterfamilien gegliedert, Thyrsophorinae, Amphigerontiinae, Cerastipsocinae und Psocinae. Deren Monophylie in damaliger Umschreibung konnte allerdings mit genetischen Methoden nicht bestätigt werden.[5] Die Gattung Kaindipsocus der damaligen Unterfamilie Amphigerontiinae erwies sich als basal innerhalb der Familie, später wurde eine Verwandtschaftsgruppe um diese Gattung daher als neue Unterfamilie Kaindipsocinae gefasst.[6] Die früheren Cerastipsocinae waren in die Psocinae eingeschachtelt und wurden als Unterfamilie aufgegeben. Damit ergibt sich die folgende Verwandtschaft[7]:

  • Familie Psocidae Hagen, 1865
    • Unterfamilie Amphigerontiinae Kolbe, 1880
    • Unterfamilie Kaindipsocinae Yoshizawa, Bess & Johnson, 2011
    • Unterfamilie Psocinae Hagen, 1865
    • Unterfamilie Thyrsophorinae Pearman, 1936

In Mitteleuropa sind 20 Arten der Familie Psocidae bekannt.[2] Arten in Mitteleuropa:

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Edward L. Mockford: Biodiversity of Psocoptera. Chapter 16 in Robert G. Foottit and Peter H. Adler (editors): Insect Biodiversity: Science and Society, Volume II. John Wiley & Sons, 2018. ISBN 978-1-118-94557-5
  2. a b c Kurt K. Günther & Charles Lienhard: Psocoptera - Staubläuse. In Bernhard Klausnitzer (Hrsg.), Erwin Stresemann (Begründer): Exkursionsfauna von Deutschland. Band 2: Wirbellose: Insekten. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 11. Auflage 2011. ISBN 978-3-8274-2451-8
  3. a b T.R. New & C. Lienhard: The Psocoptera of tropical South-east Asia (Fauna Malesiona Handbook 6). Brill, Leiden & Boston 2007. ISBN 978 90 04 14902 1. Psocidae S. 145-168.
  4. Charles Lienhard: Psocoptères euro-méditerranéens. Faune des France 83. Fédération Française des Sociétés de Sciences naturelles, Paris 1998. ISBN 2-903052-17-4
  5. a b Kazunori Yoshizawa & Kevin P. Johnson (2008): Molecular systematics of the barklouse family Psocidae (Insecta: Psocodea: ‘Psocoptera’) and implications for morphological and behavioral evolution. Molecular Phylogenetics and Evolution 46(2): 547-559. doi:10.1016/j.ympev.2007.07.011
  6. Kazunori Yoshizawa, Emilie Bess, Kevin P. Johnson (2011): Kaindipsocinae is a sister taxon to the rest of Psocidae (Insecta : Psocodea : ‘Psocoptera’). Invertebrate Systematics 25 (2): 81-90. doi:10.1071/IS11004
  7. family Psocidae Hagen, 1865. Psocodea Species File (Version 5.0/5.0), abgerufen am 29. November 2022.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]