Pyongyang International Film Festival

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Pyongyang International Film Festival 2014, Ponghwa Theater

Das Pyongyang International Film Festival (koreanisch 평양국제영화축전; PIFF) ist ein alle zwei Jahre in Pjöngjang, Nordkorea, stattfindendes Festival des internationalen Films, das bis zum Jahr 2002 als Pyongyang Film Festival of the Non-aligned and Other Developing Countries bezeichnet wurde.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das im Jahr 1987 erstmals veranstaltete Festival wurde zunächst als „Pyongyang Film Festival of the Non-aligned and Other Developing Countries“ („...blockfreie und andere Entwicklungsländer“) bezeichnet.[2] Bei der Erstveranstaltung, die vom 1. bis 10. September stattfand, wurden Kurz-, Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt, die für die Vergabe von Auszeichnungen bewertet wurden.

Das Festival wurde im Jahr 1990 neu aufgelegt und nun im Rhythmus von zwei Jahren geplant.[2] Zu den zunächst wiederkehrenden Themen gehörten heimische Filme, die allgemein die hohe Führung lobten, wie ein auf dem Filmfestival 1992 gezeigter Film, der wörtlich übersetzt „Ruhm unseres Volkes ist die Hochachtung für den großen Führer“ hieß, und ausländische Filme über den revolutionären Widerstand.

Im Jahr 2000 erweiterten die Offiziellen das zulässige Spektrum, indem sie zum ersten Mal japanische Filme zuließen; Yōji Yamada durfte einreisen und sechs seiner Filme präsentieren.[3] 2002 wurden die Regeln weiter gelockert, und seitdem steht das Festival nicht nur „blockfreien und anderen Entwicklungsländern“ offen.[1]

Das neunte Festival, das 2004 stattfand, lockerte die kulturellen Restriktionen weiter mit der Vorführung einer synchronisierten und zensierten Version der britischen Komödie Kick It Like Beckham und dem in den USA produzierten südafrikanischen Drama Cry, The Beloved Country. Kick It Like Beckham gewann den Musikpreis und wurde später der erste westlich gedrehte Film, der in Nordkorea im Fernsehen gezeigt wurde.[4]

Im Jahr 2006 wurde auf dem Festival die schwedische Horrorkomödie Frostbiten gezeigt, der erste ausländische Horrorfilm, der jemals in Nordkorea gezeigt wurde.

The Schoolgirl’s Diary, der 2006 auf dem Festival seine Premiere feierte, wurde 2007 als erster nordkoreanischer Film seit mehreren Jahrzehnten von der französischen Firma Pretty Pictures für den internationalen Vertrieb angekauft. Er wurde Ende 2007 in Frankreich herausgebracht.[5]

Mit Unterstützung des Goethe-Instituts Seoul war der deutsche Film seit Öffnung des Festivals stets vertreten. Bei der 16. Veranstaltung im Jahr 2018 wurden Auf Augenhöhe, Timm Thaler oder das verkaufte Lachen und Der junge Karl Marx vorgestellt.[6]

Filme aus Westeuropa spielen allgemein eine wichtige Rolle, werden jedoch zensiert und sind nach Themen ausgesucht (zugelassen), die Familienwerte, Loyalität und die Verlockungen des Geldes betonen. Im Jahr 2008 wurden 110 Filme aus insgesamt 46 Ländern gezeigt.[7]

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

PIFF 2014: nationale und internationale Mitglieder der Jury

Das Festival hat eine internationale Jury und sowohl wettbewerbsfähige als auch nicht-wettbewerbsfähige Beiträge. In diesem Sinne ist es „... sehr ähnlich wie jedes andere internationale Filmfestival strukturiert“.[8]

Das Pyongyang International Film Festival findet auf einem eigens errichteten Festivalgelände auf der Insel Yangkakdo statt. Der offiziell vorgegebene Rahmen hindert die breite Öffentlichkeit daran, internationale Filme zu sehen.[9]

Filme aus Südkorea werden angesichts latenter politischer Spannungen nicht gezeigt.[10] In dem Bemühen, eine möglichst große Zahl Filme und Besucher anzuziehen, sind viele Themen und Inhalte möglich. Eine Ausnahme bilden Nordkorea-kritische Filme aus aller Welt und Filme mit sexuellem Inhalt.[11] Da persönliche Initiativen und Kontakte, diplomatische Erwägungen sowie andere unsystematische Einflüsse über die Bewerbung und Zulassung von Filmen entscheiden, ist im Ergebnis das Programm des Festivals eine zufällige Zusammenstellung.[12] Die Neugier ausländischer Filmschaffender und Kulturmittler an dem abgeschotteten Land führte seit der Lockerung der Teilnahmebedingungen zu einer wachsenden Zahl und Steigerung der Qualität eingereichter Filme.[13]

Das Festival gilt als eine der wenigen nordkoreanischen Veranstaltungen, die aktiven Austausch mit der Außenwelt suchen.[14]

„Das Internationale Filmfestival in Pjöngjang ist eine große Propaganda-Veranstaltung und Ausländer, die an der Veranstaltung teilnehmen, werden zu Statisten in der großen Propaganda-Show.“

Johannes Schönherr: North Korean Cinema: A History

Preisträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr/Nr. Film Regie Schauspieler Schauspielerin
1987 1. Korea Nord Eine Glockenblume Iran Jamshid Mashayekhi
für The Grandfather
Korea Nord O Mi-ran
für A Broad Bellflower
1990 2. Iran Little Bird of Happiness Agypten Omar Sharif
für The Puppeteer
Korea Nord O Mi-ran
für Traces of Life
1992 3. Korea Nord Nation and Destiny (Teil 1 & 2) Iran Alireza Khamseh
für Apartment No.13
Indien Shabana Azmi
für Libaas
1994 4. Vietnam The Forest of Reed Iran Abolfazl Poorarab
für The Bride
Korea Nord Kim Kyong-ae
für The Kind-Hearted Girl
1996 5. China Volksrepublik Rote Kirsche China Volksrepublik Guo Keyu
für Rote Kirsche
1998 6. Korea Nord Mein Ich in der fernen Zukunft Iran Khosro Shakibai
für Long Lost Sisters
Korea Nord Kim Hye-gyong
für Mein Ich in der fernen Zukunft
2000 7. Iran The Lost Love Syrien Bassam Kousa
für The Extras
Korea Nord Jang Son-hui
für The Earth of Love
2002 8.[15] RusslandRussland Todeskommando Russland 2 Korea Nord Kim Chol
für Souls Protest
Iran Hedieh Tehrani
für Party
2004 9.[16] China Volksrepublik Gones Is the One Who Held Me Dearest in the World China Volksrepublik Wang Zhiwen
für Am anderen Ende der Brücke
2006 10. Deutschland Napola – Elite für den Führer FrankreichFrankreich Stéphane Brizé
für Man muss mich nicht lieben
Belgien Jan Decleir
für Off Screen
Schweiz Sara Capretti
für Sternenberg
2008 11. China Volksrepublik Heroes of War – Assembly China Volksrepublik Feng Xiaogang
für Heroes of War – Assembly
Bosnien und Herzegowina Saša Petrović
für Ein richtig gutes Leben
Iran Bita Farrahi
für Mainline
2010 12.[17] China Volksrepublik Walking to School Iran Khosro Masumi
für Wind Blows in the Meadow
RusslandRussland Fjodor Dobronrawow
für A Man at Home
Deutschland Martina Gedeck
für Tris di donne e abiti nuziali
2012 13. Deutschland Der ganz große Traum Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Nicholas Bonner
Belgien Anja Daelemans
Korea Nord Kim Gwang Hun
für Comrade Kim Goes Flying
Deutschland Daniel Brühl
für Der ganz große Traum
RusslandRussland Polina Kutepowa
für Wind House
2014 14. Deutschland Die Brücke am Ibar China Volksrepublik Shi Wei
für The Ferry
China Volksrepublik Zhou Guangda
für The Ferry
RusslandRussland Swetlana Chodtschenkowa
für Vasilisa
2016 15. Korea Nord The Story of Our Home RusslandRussland Oleg Assadulin
für Green Carriage
RusslandRussland Andrei Merslikin
für Green Carriage
Korea Nord Paek Sol-mi
für The Story of Our Home
2018 16. China Volksrepublik The Woman Behind the Man RusslandRussland Klim Schipenko
für Salyut-7
China Volksrepublik Li Xuejian
für The Woman Behind the Man
China Volksrepublik He Saifei
für Goddesses in the Flames of War
2020 17. wegen der Covid-19-Pandemie ausgefallen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pyongyang International Film Festival 2014 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b PIFF | Pyongyang International Film Festival | Official Website. Abgerufen am 3. Juni 2021 (englisch).
  2. a b In a lonely place: North Korea’s Pyongyang International Film Festival | Sight & Sound. Abgerufen am 3. Juni 2021 (englisch).
  3. Johannes Schönherr: North Korean Cinema: A History. McFarland, Jefferson 2012, ISBN 978-0-7864-9052-3 (google.de).
  4. To Pyongyang with love. In: The Economist. 14. Oktober 2004, abgerufen am 4. Juni 2021 (englisch).
  5. Cinematic bombshell from Kim. 21. Oktober 2006, abgerufen am 4. Juni 2021 (englisch).
  6. Internationales Filmfestival: 16th Pyongyang International Film Festival - Goethe-Institut Korea. Abgerufen am 4. Juni 2021.
  7. North Korea Film Festival. In: Los Angeles Times. 11. Oktober 2008, abgerufen am 4. Juni 2021 (englisch).
  8. Schönherr, S. 11
  9. 05.11.2013: Goethe-Institut eröffnet Deutsche Filmwoche in Pjöngjang. Abgerufen am 4. Juni 2021.
  10. Giles Hewitt: Festival brings (some) world cinema to Pyongyang. (AFP). In: yahoo!news. 24. September 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Juni 2021; abgerufen am 4. Juni 2021 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.yahoo.com
  11. Schönherr, S. 11
  12. Ron Gluckman: Kim Puts On A Festival. In: Newsweek. 26. September 2004, abgerufen am 4. Juni 2021 (englisch).
  13. Schönherr, S. 12
  14. Mitch Moxley: I Survived the North Korean Film Festival. Abgerufen am 4. Juni 2021 (amerikanisches Englisch).
  15. Pyongyang Film Festival opens. In: KCNA. 4. September 2002, archiviert vom Original; abgerufen am 4. Juni 2021 (englisch).
  16. 9th Pyongyang Film Festival Closes. In: KCNA. 20. September 2004, archiviert vom Original; abgerufen am 4. Juni 2021 (englisch).
  17. Int'l Film Festival Closes. In: KCNA. 24. September 2010, abgerufen am 4. Juni 2021 (eb).