Quellgebiet der Wieslauter

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Quellgebiet der Wieslauter

IUCN-Kategorie Ib – Wilderness Area

Buchen-Kiefern-Mischbestände unterhalb der Otterfelsen mit hohem Totholzanteil, heterogener Altersstruktur und Naturverjüngung

Buchen-Kiefern-Mischbestände unterhalb der Otterfelsen mit hohem Totholzanteil, heterogener Altersstruktur und Naturverjüngung

Lage Pfälzerwald

Deutschland

Fläche 23,99 km²
Kennung Kernzone
Geographische Lage 49° 15′ N, 7° 47′ O
Markierung
Quellgebiet der Wieslauter als großer gelber Fleck in der Mitte
Meereshöhe von ca. 560 m bis ca. 220 m
Einrichtungsdatum 2007
Verwaltung Bezirksverband Pfalz
Besonderheiten • größte Kernzone des Naturparks Pfälzerwald
• Name ist irreführend, da die Kernzone bedeutend größer ist als der Bereich um die Wieslauter­quelle

Quellgebiet der Wieslauter ist der Name einer Kernzone des Naturparks Pfälzerwald in Rheinland-Pfalz. Das Schutzgebiet im Quellbereich der Lauter, die hier an ihrem Oberlauf Wieslauter genannt wird, wurde 2007 eingerichtet.[1][2] Es umfasst eine Fläche von 2.399,532 Hektar, also fast 24 km², und ist damit unter den 23 Kernzonen im Naturpark Pfälzerwald das bei weitem größte Schutzgebiet.[2][3]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage, Gliederung und Grenzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das geschützte Quellgebiet der Wieslauter liegt im Landkreis Südwestpfalz in den Waldgemarkungen von Wilgartswiesen, Merzalben und Münchweiler an der Rodalb.[4] In Fließrichtung der dominierenden Wasserläufe betrachtet, erstreckt es sich von Nordosten über etwa 7,5 km nach Südwesten und biegt am südwestlichen Ende für knapp 3 km nach Süden um ins Zieglertal. Der nordöstliche Anfang liegt am Rand des Hochplateaus der Frankenweide auf etwa 560 m Höhe an der Westseite des Weißenbergs (609,9 m) und führt vorbei am Ritterstein 71, dem Holländerklotz, zur Südwestseite des sich nördlich anschließenden Hortenkopfs (606,2 m). In südwestlicher Richtung wird das Gebiet durch den Wechsel von Bergketten und Bachtälern gegliedert: Nach Nordwesten schließen nacheinander der Kamm des Winschertbergs mit vier Gipfeln (von 489 bis 521 m) und der Schloßberg (437 m) mit Burg Gräfenstein das Schutzgebiet ab, im Südwesten der Rotenstein (467,1 m). Die Täler des Wartenbachs und des Scheidbachs werden getrennt durch den Schmalen Hals (534,4 m) und den Wartenberg (508,9 m). An der südöstlichen Grenze folgen aufeinander, sich bis zum unteren Horbachtal hinabziehend, Breite Boll (528 m), Spitze Boll (540,1 m), Hanseneck (467,1 m), Große Boll (532,8 m) und Pfaffenberg (404,4 m). Das Schutzgebiet endet im Südwesten auf etwa 220 m Höhe direkt nördlich des kleinen Hinterweidenthaler Ortsteils Kaltenbach.

Hydrologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das in der Kernzone reichlich vorhandene Grundwasser tritt in Form von Schicht- und Sturzquellen – eher in Hanglagen – oder von Sicker- bzw. Sumpfquellen – eher in Mulden- oder Tallagen – an die Oberfläche. Es sammelt sich in vielen Quellbächen, die in tief eingeschnittenen Kerbtälern hauptsächlich in westliche und südwestliche Richtungen fließen. Gegen Ende des Schutzgebiets wechselt die Fließrichtung auf Süd.[5]

Entgegen der Bezeichnung des Schutzgebiets besorgen die Entwässerung des Quellgebiets der Wieslauter vor allem der hydrologische Hauptquellstrang des Wieslautersystems, der gut 7 km lange Wartenbach, und dessen starker linker Zufluss Scheidbach (4,3 km). Das Wasseraufkommen dieser beiden Bäche wird erst spät, am Südfuß des 361,8 m hohen Wieslauterecks, noch geringfügig verstärkt vom nur 1,2 km kurzen und recht wasserarmen Quellbach der eigentlichen Wieslauter, mit dem sich der Wartenbach dort vereinigt (). 1 km unterhalb mündet noch von links der Lembach (1,4 km).[5]

Charakteristika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Urwaldartiger Hainsimsen-Buchenwald mit Auflichtungen am West­hang des Weißenbergs

Ein wesentliches Merkmal des Schutzgebiets ist sein reich gegliedertes Relief mit komplexem Entwässerungssystem und verschiedenartigen Bergformen, von denen u. a. Kegelberge – beispielsweise Große und Spitze Boll –, langgezogene Höhenrücken – beispielsweise Wartenberg und Winschertberg – und hochflächenartige Strukturen – das Hochplateau der Frankenweide – das Landschaftsbild bestimmen.[5]

Dabei handelt es sich um einen ausgedehnten, praktisch unzerschnittenen Biotopkomplex, der sich hauptsächlich aus naturnahen Rotbuchen- und Eichen-Buchen-Wäldern zusammensetzt.[6][7] Sie bilden FFH-Lebensraumtypen von internationaler Bedeutung mit Naturverjüngung, gemischter Altersstruktur und hohem Totholzanteil und wachsen hauptsächlich im Gipfelbereich und an Steilhängen mit Felsriffen, Felskanten, Blockfeldern und Blockschutt, die aus Gesteinen des Mittleren Buntsandsteins bestehen. Eingelagert sind Auflichtungen mit blütenpflanzenreichen Magerwiesen und Heidebrachen. Im Bereich der Bodenflora dominieren bodensäureliebende Arten wie zum Beispiel Draht-Schmiele, Wald- und Pillen-Segge, daneben Wald-Hainsimse, Weiße Hainsimse und verschiedene Farnarten; außerdem finden sich Heidel- und Walderdbeeren, an geeigneten Standorten auch Preiselbeeren.[6]

Charakteristisch für das obere Zieglertal und seine Seitentäler sind Feucht- und Magerwiesen, die durch beidseitiges Ufergehölz strukturiert sind. Die Glatthaferwiesen des unteren Zieglertals werden meist als Mähwiesen, teilweise jedoch auch zur Beweidung genutzt. lm Uferbereich der Wieslauter findet man feuchtigkeitsliebende Pflanzen wie das Bittere Schaumkraut, den Gemeinen Blutweiderich und das Rohrglanzgras, während das Fließgewässer selbst typische Pflanzen des Vegetationstyps „Ranuncolion fluitantis“ wie den Flutenden Hahnenfuß (unbestimmt) und den Schmalblättrigen Merk enthält.[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Landesverordnung über den „Naturpark Pfälzerwald“… (PDF; 836 KB) In: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Rheinland-Pfalz vom 28. Februar 2007. Innenministerium und Wirtschaftsministerium von Rheinland-Pfalz, 22. Januar 2007, S. 9, abgerufen am 1. September 2022.
  2. a b Andrea Kling: Das „Quellgebiet der Wieslauter“ hat die Natur zurückerobert. In: Wochenblatt Pirmasens. 6. Mai 2021, abgerufen am 31. August 2022.
  3. Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz: Landesverordnung über den Naturpark Pfälzerwald als deutscher Teil des Biosphärenreservates Pfälzerwald-Nordvogesen vom 22. Januar 2007. Abgerufen am 13. September 2012.
  4. Quellgebiet der Wieslauter (braun unterlegt) auf: Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise), abgerufen am 31. August 2022 (bei Anklicken farbliche Hervorhebung).
  5. a b c Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Topografische Karten 1:25.000 mit Wanderwegen, Hauenstein und Umgebung; Neustadt an der Weinstraße, Maikammer, Edenkoben, Landau in der Pfalz. Eigenverlag des Landesamts für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz, Koblenz 1999 und 2006.
  6. a b c Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz: Osiris-System (Memento vom 6. Januar 2013 im Webarchiv archive.today). Abgerufen am 13. September 2012.
  7. Klaus Hünerfauth: Natur- und Kulturlandschaften der Pfalz im Überblick. In: Michael Geiger (Hrsg.): Geographie der Pfalz. Verlag Pfälzische Landeskunde, Landau 2010, S. 158 f.