Radlinghausen

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Radlinghausen
Stadt Brilon
Wappen der ehemaligen Gemeinde Radlinghausen (bis 1975)
Koordinaten: 51° 26′ N, 8° 40′ OKoordinaten: 51° 25′ 53″ N, 8° 40′ 16″ O
Höhe: 475 m ü. NN
Fläche: 2,88 km²
Einwohner: 139 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 48 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 59929
Vorwahl: 02964
KarteAlmeMadfeldRadlinghausenRösenbeckMessinghausenThülenNehdenHoppeckeBontkirchenWülfteBrilonBrilon-WaldGudenhagen-PetersbornScharfenbergRixenAltenbürenEsshoffMarsbergDiemelseeWillingen (Upland)OlsbergRüthenBürenBad Wünnenberg
Karte
Lage der Ortschaft Radlinghausen innerhalb des Stadtgebiets von Brilon
Ortsmitte mit Dorfteich
Ortsmitte mit Dorfteich

Radlinghausen ist ein Dorf im östlichen Sauerland im Land Nordrhein-Westfalen. Die bis Ende 1974 selbstständige Gemeinde bildet heute mit 139 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2021)[1] nach Esshoff und Rixen die drittkleinste Ortschaft der Stadt Brilon. Das Dorf ist landwirtschaftlich geprägt.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Radlinghausen liegt etwa acht Kilometer nordöstlich von Brilon entfernt in den Briloner Höhen. Nachbarorte von Radlinghausen sind Thülen, Madfeld, Nehden und Rösenbeck. Nördlich des Dorfes liegt das Haus Almerfeld.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Radlinghausen wurde erstmals 1306 als Ratynchusen erwähnt. Das Gut Radlinghausen wurde zu dieser Zeit von Volpert Baecken und seiner Ehefrau Margarethe an die Verspersslegelle und an das Haus Scharfenberg verkauft. Bürgen waren Engelbert van Brilon und der Rüthener Bürgermeister Rodenberch.[2]

Radlinghausen ist das einzige, noch erhaltene Wagendorf in Nordrhein-Westfalen. 1493 erwarb das Kloster Bredelar die Grundherrschaft, die es bis 1803 behielt.[3] Radlinghausen gehörte vom 19. Jahrhundert bis zur kommunalen Neugliederung in Nordrhein-Westfalen zum Amt Thülen.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden auch in Radlinghausen wegen Luftangriffen Evakuierte im Dorf untergebracht.[4] Im März 1945 trafen einige Männer des Volkssturm im Dorf ein. Am 28. März erreichten versprengte Soldaten der Wehrmacht mit LKWs das Dorf um sich einzuquartieren. Am 29. März erreichte eine Marschgruppe aus dem Briloner Wehrertüchtigungslager das Dorf. Diese Jugendlichen sollten in Richtung Nordosten marschieren, um dort eine „Abwehr“ zu bilden. Wenig später erreichten US-Panzer aus Richtung Haus Almerfeld das Dorf. Die deutschen Soldaten flohen oder versteckten sich. Ein US-Soldat sprengte eine Geldkasse und warf den Inhalt auf die Straße. Die Dorfbewohner plünderten die Kasse und die deutschen Militär-LKWs. Für eine Nacht mussten Dorfbewohner einige Häuser für die US-Truppen räumen. Später durchkämmten US-Streifen das Dorf.

Im Zweiten Weltkrieg fielen sieben Radlinghäuser als Soldaten, zumeist an der Ostfront.[5]

Seit dem 1. Januar 1975 ist das Dorf eine Ortschaft der Stadt Brilon.[6]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen der ehemaligen Gemeinde

Blasonierung:

In Blau ein goldenes achtspeichiges Rad.

Beschreibung:

Es handelt sich um ein redendes Wappen, bei dem das Rad auf den Namen der Gemeinde anspielt. Die Farben sind frei gewählt. Die amtliche Genehmigung erfolgte am 4. Juni 1954.[3]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Radlinghauser Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit wurde von 1947 bis 1949 von den Dorfbewohnern aus Kalkstein-Bruchsteinen gefertigt. Radlinghausen gehört zum Pastoralverbund Thülen.

In der Dorfmitte gibt es einen Teich. Das Dorf ist als Doppelrundling aufgebaut. In der Nähe des Dorfes wurden Quarzkristalle gefunden.

Windpark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Östlich von Radlinghausen entstand in den letzten Jahren ein Windpark mit mittlerweile 39 Windkraftanlagen (28 der Firma Enercon, sechs der Firma Tacke, zwei der Firma Südwind, zwei der Firma Fuhrländer und eine der Firma DeWind).[7] Anfang 2011 wurden vier alte Windkraftanlagen der Firma Nordex durch eine 179 m hohe E-82-Anlage der Firma Enercon ersetzt. 2017 wurde der Windpark um acht weitere E-82-Anlagen erweitert.

Übersicht über die im Windpark installierten Anlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Firma Typ Anzahl Baujahr Gesamthöhe
(in m)
Leistung
(in kW)
DeWind D6 1 2002 107,5 1.250
Enercon E-48 1 2006 100 800
E-66 12 2004 131 1.500
E-82 6 2006 139 2.000
E-82 E2 1 2010 179 2.300
8 2017
Fuhrländer FL 70 2 2005 138,5 1.500
Südwind S46 2 1999 97 600
Tacke 1.5s 6 1999 99,95 1.500
Gesamt 39 65.950
(65.950 MW)

Ansichten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hugo Cramer: Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939–1945 – Erlebnisberichte vieler Mitarbeiter aus dem ganzen Kreisgebiet. Josefs-Druckerei, Bigge 1955.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Christian Rohlfing: Alme schrumpft. In: Alme – Das Dorf an den Quellen. 19. Januar 2022, abgerufen am 28. September 2022.
  2. Alfred Bruns: Inventar des Stadtarchivs Brilon, Bestand A, 1970. Hrsg. vom Landesamt für Archivpflege, Verlag Aschendorff, Münster, S. 14, 15.
  3. a b Eduard Belke, Alfred Bruns, Helmut Müller: Kommunale Wappen des Herzogtums Westfalen, Kurkölnisches Sauerland. Hrsg.: Sauerländer Heimatbund e. V. Strobel, Arnsberg 1986, ISBN 3-87793-017-4, S. 178.
  4. Hugo Cramer: Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939–1945. 1955, Abschnitt Radlinghausen, S. 52–53.
  5. Hugo Cramer: Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939–1945. 1955, Ehrentafel Abschnitt Radlinghausen, S. 243.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 332.
  7. http://www.windfang.de/projekt.htm

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]