Rehberg (Rehkopf bei Roßdorf)

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Rehberg (Rehkopf bei Roßdorf)
Blick vom Naturdenkmal „Rehberg“ auf Roßdorf (2015)

Blick vom Naturdenkmal „Rehberg“ auf Roßdorf (2015)

Lage Roßdorf, Landkreis Darmstadt-Dieburg, Hessen
Fläche 17.729 m²
Natura-2000-ID DE6118305
Geographische Lage 49° 51′ N, 8° 45′ OKoordinaten: 49° 51′ 18″ N, 8° 44′ 49″ O
Rehberg (Rehkopf bei Roßdorf) (Hessen)
Rehberg (Rehkopf bei Roßdorf) (Hessen)
Einrichtungsdatum 30. April 1950
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Der Rehberg, auch Rehkopf genannt, ist ein Hügel und flächenhaftes Naturdenkmal in der Gemarkung Roßdorf, Gemeinde Roßdorf, im Landkreis Darmstadt-Dieburg in Südhessen. Das Schutzgebiet umfasst Vogelschutzgehölze, extensiv genutzte Wiesen und Halbtrockenrasen.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Rehberg, der in einigen Karten auch als Rehkopf bezeichnet wird, ist eine 269,5 Meter hohe Hügelkuppe im Naturraum Reinheimer Hügelland, Roßdorf-Gundernhäuser Senke.[1] Er erhebt sich am südwestlichen Ortsrand von Roßdorf. Das Naturdenkmal umfasst seine Kuppe und die östlichen und südlichen Hangbereiche.[2] Am Osthang befindet sich der Roßdorfer Wasserbehälter. Im Westen wird das Schutzgebiet von Wiesen und Feldern begrenzt.[3]

Naturdenkmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Naturdenkmal „Rehberg“ (Rehkopf) wurde mit Verordnung vom 31. März 1950 unter Naturschutz gestellt. Die Veröffentlichung erfolgte im Amtlichen Mitteilungsblatt für den Landkreis Darmstadt Nr. 13 am 30. April 1950. Die Verordnung gestattet, das Gelände am Kreuz als Festplatz zu nutzen.[4] Die geschützte Fläche umfasst 17.729 Quadratmeter.[3] Seit 2008 ist der Rehberg auch als Teil des ausgedehnten Natura2000-Gebietes „Wald und Magerrasen bei Roßdorf“ (FFH-Gebiet 6118-305) geschützt.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Rehberg wurde seit dem Mittelalter landwirtschaftlich genutzt. Neben Äckern gab es hier auch Weinanbau, Reste der ehemaligen Terrassierung sind stellenweise noch erkennbar. Das Gestein besteht aus Graniten mit Einschlüssen von Basalt.[3] Im Kuppenbereich wurde im 19. Jahrhundert ein Steinbruch angelegt, in dem bis etwa 1900 Schotter abgebaut wurde.[6] Im Süden bestand eine weitere Grube, in der heute ein Schießstand eingerichtet ist.[3]

In den 1930er Jahren diente der Rehberg als Festplatz und wurde für Zeltlager genutzt. Während des Zweiten Weltkriegs befand sich auf dem Hügel eine Flakstation.[6] Nach dem Kriegsende wurde auf der Kuppe ein großes Holzkreuz aufgestellt, aus Dankbarkeit, dass Roßdorf trotz der Flakstellung unbeschädigt geblieben war. Die Inschrift lautet „Zur Erinnerung an die wunderbare Bewahrung Roßdorfs im Weltkrieg 1939–1945“.[3] Hier wird noch immer jährlich am Himmelfahrtstag ein Gottesdienst abgehalten.[6]

1950 wurde das Naturdenkmal am Rehberg ausgewiesen. Bis in die 1950er Jahre lag die Hügelkuppe weitgehend offen und war nur lückig mit Sträuchern bewachsen.[3] In den 1960er Jahren wurde sie parkähnlich umgestaltet. Dazu wurde der Steinbruch teilweise mit Mutterboden aufgefüllt, Bäume und Sträucher wurden angepflanzt und ein Treppenweg wurde angelegt.[6]

Flora und Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gehölze bieten Brutmöglichkeiten und Schutz für zahlreiche Vogelarten. Zwischen den Hecken liegen kleinere, extensiv bewirtschaftete Mähwiesen. Am Südhang findet sich ein Halbtrockenrasen, in dem seltene Pflanzen wie Blutroter Storchschnabel, Schwalbenwurz, Prachtnelke, Rispige Graslilie, Berg-Haarstrang und Mittleres Leinblatt gedeihen. Außerdem kommen hier Stein-Nelke, Kartäusernelke, Echtes Tausendgüldenkraut, Nickendes Leimkraut, Berg-Sandglöckchen, Färberkamille und Gewöhnliche Pechnelke vor.[3]

Die vielfältigen Strukturen am Rehberg begünstigen eine artenreiche Insektenfauna. 15 Heuschreckenarten sind hier heimisch, darunter die Rote-Liste-Arten Wiesengrashüpfer, Rote Keulenschrecke, Zweifarbige Beißschrecke, Kurzflügelige Beißschrecke und Weinhähnchen. Hier leben auch Hosenbienen sowie die Streifenwanze und die Kugelwanze Coptosoma scutellatum. Das Gebiet ist sehr reich an Schmetterlingen, es konnten 269 Arten nachgewiesen werden, davon 23 Arten der Roten Liste.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Otto Klausing: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 151 Darmstadt. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1967. → Online-Karte (PDF; 4,3 MB)
  2. Karte des Naturdenkmals. BürgerGIS Landkreis Darmstadt-Dieburg. Landkreis Darmstadt-Dieburg, abgerufen am 27. August 2020.
  3. a b c d e f g h Horst Bathon, Georg Wittenberger: Die Naturdenkmale des Landkreises Darmstadt-Dieburg mit Biotop-Touren, 2. erweiterte und vollständig überarbeitete Auflage. In: Schriftenreihe Landkreis Darmstadt-Dieburg, (Hrsg.) Kreisausschuss des Landkreises Darmstadt-Dieburg - Untere Naturschutzbehörde, Darmstadt, 2016. ISBN 978-3-00-050136-4. 243 Seiten. (S. 154–158).
  4. Verordnung zur Sicherung von Naturdenkmalen im Landkreis Darmstadt. (PDF; 14 kB) Der Landrat des Landkreises Darmstadt als untere Naturschutzbehörde, 31. März 1950, abgerufen am 27. August 2020.
  5. FFH-Gebiet „Wald und Magerrasen bei Roßdorf“, Luftbild. Hessisches Naturschutzinformationssystem (NATUREG). Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, abgerufen am 27. August 2020.
  6. a b c d Wolfgang Röhser (Hessen-Forst, Forstamt Dieburg, Regionalbeauftragter Naturschutz): Bewirtschaftungsplan (Maßnahmenplan) für das FFH-Gebiet 6118-305 Wald und Magerrasen bei Roßdorf. (PDF; 11,6 MB) Regierungspräsidium Darmstadt, 22. Mai 2012, abgerufen am 27. August 2020.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rehberg (Roßdorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien