Reinhardtia

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Reinhardtia

Reinhardtia paiewonskiana

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Palmenartige (Arecales)
Familie: Palmengewächse (Arecaceae)
Gattung: Reinhardtia
Wissenschaftlicher Name
Reinhardtia
Liebm.

Reinhardtia ist eine Zentralamerika heimische Palmengattung. Sie ist der einzige Vertreter der Tribus Reinhardtieae.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vertreter sind kleine bis mittelgroße Palmen. Sie sind einzelstämmig oder horstbildend, unbewehrt, monözisch und mehrmals blühend. Der Stamm ist aufrecht und selten mehr als 8 m hoch, meist deutlich kürzer. An der Basis befinden sich manchmal Stelzwurzeln. Die Internodien sind sehr kurz bis mäßig lang, die Blattnarben am Stamm sind auffällig.

Die Chromosomenzahl ist unbekannt.

Blätter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blätter sind gefiedert, bifid (zweiteilig) oder völlig ungeteilt. Sind sie ungeteilt, so sind sie fiederig gerippt und besitzen eine kurze oder deutliche apikale Einkerbung. Manchmal bilden sich in der Spreite Fenster, weshalb Die Blätter vertrocknen an der Pflanze (Marzeszenz) oder fallen unter ihrem eigenen Gewicht ab. Die Blattscheiden sind röhrenförmig, bilden aber keinen Kronenschaft. Sie trocknen ein und bilden dann eine ineinander verwobene Masse gegenüber dem Blattstiel. Die häutige oder faserige Ligula zerfällt mit zunehmendem Alter in einzelne Fasern. Der Blattstiel ist gut entwickelt, an der Oberseite konkav oder flach, an der Unterseite gerundet oder eckig. Der Rand des Blattstiels kann geflügelt sein. Die Fiederblätter sind einmal oder mehrmals gefaltet. Sind sie einmal gefaltet, so ist die Spitze des Fiederblättchens bifid; sind sie mehrmals gefaltet, so ist die Blattspitze scharf gezähnt bis ausgerissen. Bei manchen Arten entstehen nahe der Rhachis entlang der abaxialen Falten der Fiederblättchen kurze Risse („Fenster“). Diese Arten werden im Englischen als window palms („Fenster-Palmen“) bezeichnet. Blattscheide, Stiel und Rippen der jungen Blätter sind mit braunen Schuppen besetzt.

Reinhardta gracilis

Blütenstände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütenstände stehen einzeln, zwischen den Blättern (interfoliar) und sind proterandrisch. Sie sind ährenförmig oder ein- bis zweifach verzweigt. Sie sind kürzer als oder gleich lang wie die Blätter. Der Blütenstandsstiel ist sehr schlank bis mittelstark und wächst auch nach der Blüte noch in die Länge. Das Vorblatt ist röhrig, häutig, zweikielig, trägt distal zwei dreieckige Lappen, und ist meist in der Scheide des Tragblattes eingeschlossen. Es gibt ein einzelnes Hochblatt am Blütenstandsstiel. Dieses ist röhrig oder nicht, länglich, papieren und zunächst vom Vorblatt eingeschlossen, später durch das Wachstum des Stiels frei und zerfallend. Selten gibt es ein zweites Hochblatt. Die Blütenstandsachse läuft in eine einfache Ähre aus (bei Reinhardtia koschnyana), oder sie trägt an der Spitze einige wenige, gedrängt stehende Rachillae (blütentragende Achsen). Diese sind lange, überragen die Blütenstandsachse, und stehen in der Achsel von schmalen, dreieckigen Hochblättern. Die Seitenachsen können auch ein weiteres Mal verzweigt sein. Alle Blütenstandsachsen sind zunächst grünlich und mit braunen Schuppen besetzt. Nach der Befruchtung werden sie orange-rot bis leuchtend rot. Die Hochblätter der Rachillae stehen spiralig, subdistich oder distich (zweizeilig). Sie sind kurz, dreieckig und jedes trägt eine Blütentriade, die sich in einer flachen Vertiefung befinden. Im distalen Bereich der Rachillae befinden sich einzelne oder paarige männliche Blüten statt der Triaden.

Blüten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die männlichen Blüten besitzen eine zweikielige, unregelmäßig gelappte und gespaltene Brakteole. Die drei Kelchblätter sind frei, imbricat, stumpf und konkav. Die drei Kronblätter sind zwei- bis dreimal so lang wie die Kelchblätter, valvat und an der Basis sehr kurz verwachsen. Es sind 8 bis 40 Staubblätter vorhanden. Die Filamente sind kurz, schlank, an der Basis kurz verwachsen und mit der Basis der Kronblätter verbunden. Die Antheren sind baxifix oder medifix, länglich, am Ende spitz oder bifid. Sie öffnen sich latrors. Ein Stempelrudiment ist nicht ausgebildet. Der Pollen ist ellipsoidisch oder abgeflacht dreieckig, und von leichter bis deutlicher Asymmetrie. Die Keimöffnung ist ein distaler Sulcus oder ein Trichotomosulcus. Die längste Achse misst 37 bis 53 Mikrometer.

Die weiblichen Blüten besitzen eine vorblattartige Brakteole. Die drei Kelchblätter sind frei, kugelig, imbricat. Die drei Kronblätter überragen die Kelchblätter. Sie sind leicht imbricat und an der Basis teils verwachsen und distal valvat, oder sie sind durchgängig valvat. Die obere Hälfte ist zur Blüte ausgebreitet. Die Stamindoen sie an der Basis verwachsen und mit den Kronblättern sehr kurz oder bis zur Hälfte der Kronblätter verwachsen. Distal trägt jeder Teil der Staminodien-Ringes zwei bis fünf Zähne; diese sind meist aufrecht und zur Blüte auffällig. Das Gynoeceum ist eiförmig oder ellipsoidisch, an der Basis dreifächrig, mit drei Samenanlagen. Der Griffel ist massiv, die Narben sind zur Blüte zurückgebogen. Die Samenanlagen setzen etwas über der Basis an, ihre Form ist nicht bekannt.

Früchte und Samen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Früchte sind einsamig, schwarz und stehen an den vergrößerten, rötlichen Rachillae. Die Früchte sind meist eiförmig oder ellipsoidisch mit apikalen Narbenresten. Das Exokarp ist glatt, das Mesokarp ist fleischig mit zwei Lagen von flachen Längsfasern; das Endokarp ist dünn und zerbrechlich. Der Samen ist eiförmig oder ellipsoidisch, setzt basal oder seitlich an. Meist ist er durch wenige Gefäßstränge gefurcht. Die Raphe ist oberflächlich oder eingedrückt. Das Endosperm ist homogen oder ruminat (gefurcht).

Verbreitung und Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vertreter kommen von Mexiko bis Panama vor, eine Art reicht bis in den Nordwesten von Kolumbien. Sie sind Vertreter des Unterwuchses und wachsen vorwiegend in Tiefland-Regenwäldern. Reinhardtia elegans und Reinhardtia gracilis var. tenuissima steigen bis in 1000–1500 m Seehöhe.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Reinhardtia Liebm. wird innerhalb der Familie Arecaceae in die Unterfamilie Arecoideae gestellt und bildet alleine die Tribus Reinhardtieae. Die Gattung ist monophyletisch. Die systematische Stellung der Tribus innerhalb der Arecoideae ist unsicher.

In der World Checklist of Selected Plant Families der Royal Botanic Gardens, Kew, werden folgende Arten anerkannt:[1]

  • Reinhardtia elegans Liebm.: Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den mexikanischen Bundesstaaten Oaxaca und Chiapas bis Honduras.
  • Reinhardtia gracilis (H.Wendl.) Burret: Das Verbreitungsgebiet reicht von Mexiko bis Kolumbien. Sie kommt in vier Varietäten vor:[1]
    • Reinhardtia gracilis var. gracilior (Burret) H.E.Moore: Sie kommt in Mexiko, Belize und Honduras vor.[1]
    • Reinhardtia gracilis var. gracilis: Sie kommt in Guatemala, Belize, Honduras und Nicaragua vor.[1]
    • Reinhardtia gracilis var. rostrata (Burret) H.E.Moore: Sie kommt in Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama und Kolumbien vor.[1]
    • Reinhardtia gracilis var. tenuissima H.E.Moore: Sie kommt im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca vor.[1]
  • Reinhardtia koschnyana (H.Wendl. & Dammer) Burret: Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Panama bis Kolumbien.
  • Reinhardtia latisecta (H.Wendl.) Burret: Die Heimat ist Belize, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Costa Rica.
  • Reinhardtia paiewonskiana Read, Zanoni & M.M.Mejía: Die Heimat ist die südwestliche Dominikanische Republik.
  • Reinhardtia simplex (H.Wendl.) Burret: Die Heimat ist der mexikanische Bundesstaat Chiapas, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama und Kolumbien.

Reinhardtia wurde von Frederik Liebmann 1849 erstbeschrieben, Typusart ist Reinhardtia elegans. Der Gattungsname wurde vom Erstautor nicht erklärt, er dürfte sich aber auf eine dänische Naturforscherfamilie beziehen.[2] Zu ihnen zählte auch der dänische Zoologe Johannes Theodor Reinhardt (1816 – 1882).[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • John Dransfield, Natalie W. Uhl, Conny B. Asmussen, William J. Baker, Madeline M. Harley, Carl E. Lewis: Genera Palmarum. The Evolution and Classification of Palms. Zweite Auflage, Royal Botanic Gardens, Kew 2008, ISBN 978-1-84246-182-2, S. 394–397.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Reinhardtia. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 5. August 2018..
  2. a b Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018. [1]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Reinhardtia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien